UBS sieht Risiken für deutsche Aktien
ku Frankfurt – Die Analysten der schweizerischen Großbank UBS sind der Auffassung, dass dem deutschen Aktienmarkt durch den sich abzeichnenden Handelskrieg Gefahren drohen. Deutschland sei gleich auf mehreren Ebenen von der Eskalation der Spannungen im internationalen Handel betroffen. So kämen die Exporte in die USA und nach China in Deutschland mit 3 % bzw. 1,7 % auf einen höheren Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) als in allen anderen größeren Ländern der Eurozone. Sofern sich in diesen beiden Volkswirtschaften das Wirtschaftswachstum aufgrund des Handelsstreits abschwäche, wäre auch Deutschland betroffen.Deutschland sei insbesondere abhängig von den Autoexporten in die USA, die 0,3 % des Bruttoinlandsprodukts ausmachten und unter US-Zöllen auf Autoimporte leiden würden. Die Ökonomen der UBS halten es für möglich, dass die USA zum Jahresende Zölle in diesem Bereich von 10 % einführen könnten. Zudem könne die Unsicherheit das Investitionsverhalten beeinträchtigen. Investitionen in die Autoindustrie seien gemessen an ihrem Anteil von 1,2 % des Bruttoinlandsproduktes in Deutschland doppelt so hoch wie in der gesamten Eurozone.Die Ökonomen schätzen daher, dass direkte und indirekte Effekte von Zöllen auf Automobile das deutsche Wirtschaftswachstum um 0,3 Prozentpunkte drücken könnten, während eine Abschwächung des Wirtschaftswachstums in den USA und in China in Deutschland weitere 0,2 Prozentpunkte kosten könnte. Dies sei in Zusammenhang mit einer bereits von den Ökonomen vorausgesagten leichten Abschwächung der deutschen Binnenkonjunktur zu sehen. Dramatische FolgenSollte es zu einem ausgewachsenen Handelskrieg zwischen den USA und China kommen, wären die Folgen nach Einschätzung der UBS noch wesentlich dramatischer. Die Ökonomen sprechen für diesen Fall von einem Stopp deutsche Exporte und entsprechender Investitionen in die Autoindustrie. Dieses Szenario sei allerdings im Moment unwahrscheinlich. Von höheren US-Zöllen auf europäische Produkte und einer Abschwächung der amerikanischen Binnenkonjunktur wären in den Reihen der deutschen Aktien Titel wie MTU Aero Engines mit einem Anteil der US-Erlöse an den gesamten Umsätzen von 73 %, Fresenius Medical Care mit 72 % und die Deutsche Telekom mit 48 % besonders betroffen. Genannt werden auch Fresenius (45 %), Siemens Healthineers (42 %), SAP (40 %) und Hannover Rück (38 %).Unter den Autowerten und Zulieferern sind Osram Licht mit 27 %, Dürr mit 25 %, Daimler und Continental mit ebenfalls 25 % sowie BMW und Schaeffler mit 21 % besonders betroffen. Volkswagen kommt auf einen Anteil von 17 %.Eine besonders hohe Anfälligkeit hinsichtlich des China-Geschäfts konstatieren die Analysten bei Infineon mit 25 %, Wacker Chemie mit 24 %, Covestro mit 22 %, Osram und Dürr mit 20 %, BMW mit 19 % sowie Adidas und Schaeffler mit 18 %.Was das konjunkturelle Marktumfeld betrifft, so merken die Analysten an, dass die Wachstumsmaschine des deutschen BIP einen Gang heruntergeschaltet habe. Im ersten Quartal habe das Wachstum im Vergleich zum Vorquartal 0,4 % betragen, im zweiten Halbjahr 2017 waren es noch 0,6 %. Besonders betroffen davon sei die verarbeitende Industrie. Hinzu komme ein nachlassendes Vertrauen in die deutsche Wirtschaft.Allerdings betonen die Analysten auch, es sei unwahrscheinlich, dass die Handelsspannungen die deutsche Wirtschaft komplett aus dem Tritt brächten. Dies liege vor allem an dem positiven Ausblick hinsichtlich des privaten Konsums. Schlechtere PerformanceWährend sich der deutsche Aktienmarkt in den vergangenen sechs Jahren besser als das restliche Europa entwickelt habe, sei nun eine schlechtere Performance festzustellen. Dies gelte für 8 der insgesamt 13 deutschen Sektoren. Besonders betroffen seien Pharma, Investitionsgüter sowie diversifizierte Finanzwerte. Deutsche Aktien seien nicht gerade billig. Trotz der schwächeren Performance wiesen sie gegenüber dem europäischen Durchschnitt nur einen kleinen Bewertungsabschlag auf.