Kapitalanlage

Union Investment traut KI gewaltiges Potenzial zu

Künstliche Intelligenz könnte ein game changer für die Aktienmärkte sein - unter anderem, indem sie die Produktivität vieler Unternehmen auf ein höheres Niveau hebt. Davon sind zumindest die Kapitalmarktexperten von Union Investment überzeugt.

Union Investment traut KI gewaltiges Potenzial zu

Union Investment traut KI gewaltiges Potenzial zu

"Glorreiche Sieben" profitieren von technischem Vorsprung

fed Frankfurt

Die Aktienexperten der genossenschaftlichen Fondsgruppe Union Investment attestieren künstlicher Intelligenz (KI) ein enormes Potenzial und erwarten sich davon neue Impulse für die Aktienmärkte. „Tatsächlich hat KI wohl das Potenzial, ein Game Changer zu sein – eine jener bahnbrechenden Technologien, die so disruptiv wirken, dass sie die gesamtwirtschaftliche Produktivität auf ein neues Niveau heben“, lautet das Resümee einer aktuellen Studie.

Benjardin Gärtner, Leiter Portfoliomanagement Aktien bei Union Investment, rechnet damit, dass künstliche Intelligenz einen „technologischen Sprung“  auslösen werde. KI produziere deshalb Chancen am Aktienmarkt – insbesondere in der Technologiebranche, vor allem bei den großen Tech-Konzernen.

Das werde zum Beispiel anschaulich durch die Kursentwicklung des S&P 500 im bisherigen Jahresverlauf dokumentiert. Der Index habe seit Jahresbeginn um gut 500 Zähler zugelegt. Sage und schreibe 91,4% dieses Anstiegs entfielen auf Kursgewinne der „Glorreichen Sieben“: allen voran Nvidia, aber auch Apple, Microsoft, Alphabet, Meta, Amazon und Tesla. Deren technischer Vorsprung mache die sieben Unternehmen zu Wegbereitern von künstlicher Intelligenz und zu beherrschenden Akteuren des KI-Ökosystems, erläuterte Gärtner anlässlich einer Präsentation in Frankfurt.

Nvidia enteilt AMD und Intel

So habe es Nvidia mit extrem leistungsfähigen Grafikprozessoren nicht nur geschafft, sich zu einem führenden Unternehmen für KI-Computing zu entwickeln, sondern sei in puncto Umsätze im Segment Data Center sowohl AMD als auch Intel enteilt. Die Produktivitätssprünge übersetzten sich in höhere Profitabilität, erklärte Gärtner und verwies auf Margen von bis zu 90% beim Verkauf von Chips. Es sei kein Zufall, dass Nvidia den Ausblick im laufenden Jahr bereits zweimal angehoben habe.

Gerade sei auch Microsoft dabei, in Form des sogenannten Co-Piloten KI zu monetarisieren. Als Beispiele für Firmen, die bereits spürbare Anteile ihrer Umsätze durch KI erwirtschafteten, nannte der Portfoliomanager SK Hynix oder TSMC.

Allerdings begrenzen die genossenschaftlichen Aktienmarktexperten die Aussicht auf Profitabilitätssteigerungen durch künstliche Intelligenz nicht allein auf große Tech-Konzerne. Vielmehr dürfte KI in die Geschäftsmodelle von fast allen Unternehmen hineinwirken. Gärtner verweist auf eine Studie der Universität Cornell im Bundesstaat New York, der zufolge 80% aller Beschäftigten 10% ihrer Tätigkeit durch KI-Anwendungen ersetzen werden, was die Profitabilität der Firmen erhöhen dürfte.

Moritz Bauer, Leiter Kapitalanlagestrategie bei Union Investment, erinnerte daran, dass KI-getriebene Geschäftsmodelle oftmals schneller Erträge lieferten als andere technologische Innovationen. In den Gesprächen mit Zielunternehmen spiele künstliche Intelligenz längst eine bedeutsame Rolle. Bauer wies darauf hin, dass KI dabei unter Anlagegesichtspunkten nicht nur ein Faktor sei, um potenzielle künftige Kursgewinner zu identifizieren, sondern auch Unternehmen, die wegen des steigenden Einsatzes von künstlicher Intelligenz auf schwierige Zeiten zulaufen, wie beispielsweise Call Center oder Werbeagenturen. Die Frage, welche Effekte sich durch KI für Unternehmen ergeben, sei insofern auch hilfreich bei der Entscheidung über etwaige Desinvestments.

"Higher for longer"

Ganz grundsätzlich unterstrich Portfoliomanager Gärtner, dass Aktien gerade in Zeiten hoher Inflation ein unerlässliches Element der Wertpapier-Allokation seien. Gärtners Kollege Christian Kopf, Leiter des Portfoliomanagements Renten, ergänzte, dass sich nach Einschätzung von Union Investment die Kerninflation zu verfestigen drohe. Er gehe davon aus, dass die Leitzinsen noch einige Zeit auf einem Niveau spürbar über dem Ziel der Europäischen Zentralbank von 2% verharren werden: "Higher for longer." An der Hartnäckigkeit des Preisauftriebs werde sich auch dann kaum etwas ändern, wenn die Notenbanken noch einmal nachlegen würden. Bei der Tagung des Internationalen Währungsfonds im marokkanischen Marrakesch haben nach Einschätzung von Kopf viele Notenbanker aus entwickelten Volkswirtschaften "falkenhafte Signale" ausgesendet. Ein weiterer Zinsschritt der US-Notenbank sei im Dezember durchaus möglich und sogar die EZB könnte im Frühjahr 2024 noch einmal nachlegen, falls die Lohnabschlüsse bis dahin sehr hoch ausfallen und die Gewinne der Firmen weniger stark erodieren würden als erwartet.

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