TECHNISCHE ANALYSE

US-Aktien vor Richtungswechsel

Von Arne Franke *) Börsen-Zeitung, 11.1.2017 Seit der Wahl von Donald Trump zum neuen US-Präsidenten kennen die amerikanischen Aktienmärkte nur eine Richtung, ein Allzeithoch folgt dem anderen. Betrachtet man die Märkte aus Sicht der technischen...

US-Aktien vor Richtungswechsel

Von Arne Franke *)Seit der Wahl von Donald Trump zum neuen US-Präsidenten kennen die amerikanischen Aktienmärkte nur eine Richtung, ein Allzeithoch folgt dem anderen. Betrachtet man die Märkte aus Sicht der technischen Analyse, so wird die Luft aber zunehmend dünner, und die Indizes könnten unmittelbar vor einem Richtungswechsel stehen. Seit April letzten Jahres bewegt sich der US-Leitindex S & P 500 in einem intakten Aufwärtstrend, in dem der Index die letzten Monate oszillierte. Seit dem Test der oberen Trendkanalbegrenzung Mitte Dezember tendiert der US-Aktienmarkt nur noch seitwärts und kann aktuell keine weitere Dynamik nach oben aufbauen. Bestätigung bleibt ausIm Zuge der sich seit Dezember bildenden Seitwärtsphase konnte der S & P 500 zwar letzten Freitag nochmals ein neues Intraday-Allzeithoch ausbilden, was aber von diversen Trendfolgeindikatoren nicht mehr bestätigt wurde. Mit dieser Entwicklung sind die Mindestanforderungen an eine technische Top-Bildung erfüllt, und daher sollte das Ende Dezember ausgebildete Verkaufssignal im MACD auf der Tagesebene keineswegs ignoriert, sondern eher als Warnsignal interpretiert werden. WarnsignaleEin weiteres Warnsignal kommt vom Dow Jones Transportation, der sich in gesunden Marktphasen gemäß der Dow-Theorie im Gleichlauf mit dem Dow Jones bewegen sollte. Seit Anfang Dezember 2016 koppelt sich der Dow Jones Transportation allerdings nach unten ab und bestätigt die Hochs der zurückliegenden Wochen im Dow Jones gemäß der Dow-Theorie nicht mehr. In den letzten Jahren war eine solche längerfristige Divergenz oftmals ein verlässliches Frühwarnsignal für den US-Aktienmarkt. Auch vor der Korrektur zu Beginn des letzten Jahres koppelte sich der Dow Jones Transportation ebenfalls Anfang Dezember vom Dow Jones ab. Keine gesunde MarktbreiteBetrachtet man zudem die Marktbreite anhand der Aktien im S & P 500, die sich oberhalb der 20-Tage-Linie befinden, so fällt auf, dass von einem Stand oberhalb der 80-Prozent-Marke Mitte Dezember der Anteil der Aktien, die oberhalb dieses gleitenden Durchschnitts notieren, auf mittlerweile unter 50 % gefallen ist, was alles andere als eine gesunde Marktbreite signalisiert. Auch der Stand des Volatilitätsindex für den S & P 500 nahe den Tiefstständen der letzten Jahre sollte – gepaart mit den oben beschriebenen Auffälligkeiten – aktuell eher als Kontraindikator gesehen werden.Bei einem Blick auf das Sentiment der amerikanischen Privatinvestoren verfestigt sich dieses Bild. Mit einem Anteil von 46 % bullishen und nur 25 % baerishen Marktteilnehmern werden Werte erreicht, die in der Vergangenheit oftmals als Kontraindikator für den Markt zu interpretieren waren. Gepaart mit einem Rückgang der Neutralitätsquote von Mitte November bei circa 43 % auf derzeit 28 % scheinen sich die US-Privatinvestoren klar positioniert zu haben. Sollten die bullishen Marktteilnehmer auf dem falschen Fuß erwischt werden, besteht hier erhöhter Anpassungsbedarf in den Portfolios. Begrenztes PotenzialBetrachtet man neben den oben genannten Argumenten die Saisonalität der US-Aktienmärkte in Nachwahljahren, so sind diese die ersten beiden Januarwochen noch gut unterstützt, bevor sie dann in eine Schwächephase bis Ende Februar übergehen sollten. Auch im vorherigen Jahr entsprach die Entwicklung der US-Aktienmärkte zu Jahresbeginn ziemlich exakt dem saisonalen Muster in Wahljahren. Aber nicht nur die Saisonalität, sondern auch die einzelnen Sektoren innerhalb des S & P 500 sprechen für begrenztes Potenzial auf der Oberseite. Denn zyklische Sektoren wie beispielsweise Banken und Energie, die der Haupttreiber der “Trump-Rally” waren, befinden sich aktuell in einer Top-Bildungsphase und sollten die Indizes zunächst nicht viel weiter nach oben treiben können. Die als zinssensibel geltenden US-Sektoren wie Pharma, Healthcare und Versorger laufen nach der zwischenzeitlichen Entspannung am US-Zinsmarkt in markante Widerstandsbereiche hinein und sollten diese nicht ohne weiteres überwinden können. Somit sollte es dem US-Markt nicht nur an den Treibern für weiter steigende Kurse fehlen, sondern bei einem Abschluss der Topformation in den zyklischen Sektoren wäre der perfekte Nährboden für eine Korrektur bereitet. Verflixtes siebtes JahrMittelfristig sollte eine Korrektur im ersten Quartal allerdings als Kaufgelegenheit interpretiert werden, da bis in den Spätsommer von einer weiteren Rally auszugehen ist. Im Spätsommer sollte der US-Aktienmarkt allerdings schon sein Jahreshoch ausbilden und in sehr schwieriges Fahrwasser übergehen. Denn nicht nur der Präsidentschaftszyklus, sondern auch der Dekadenzyklus spricht für eine deutliche Korrektur, bis hin zum Ausverkauf von Ende August bis in den November hinein. Würde sich der US-Aktienmarkt an diesen Fahrplan halten, würde das verflixte siebte Jahr innerhalb des Dekadenzyklus seinem Namen mal wieder alle Ehre machen.—-*) Arne Franke ist technischer Analyst bei der BayernInvest Kapitalverwaltungsgesellschaft mbH.