AUSBLICK

US-Aktienmarkt droht Rückschlag

Vor Beginn der Quartalssaison sinken die Erwartungen an rund zwei Drittel der S & P 500-Firmen

US-Aktienmarkt droht Rückschlag

sts Frankfurt – Zuletzt hingen die globalen Aktienmärkte vor allem an Konjunkturdaten und globalen Krisenherden. In der neuen Handelswoche dürften nun die Unternehmen selbst wieder stärker den Takt für die Kursentwicklung vorgeben. Der Aluminiumkonzern Alcoa will am Mittwoch traditionell die Bilanzsaison in den USA eröffnen.Während Konjunkturdaten wie die Arbeitsmarktdaten die Wall Street weiter stützen dürften, droht dem erfolgsverwöhnten US-Aktienmarkt ein Rückschlag von der Unternehmensseite. Analysten rechnen damit, dass zahlreiche Firmen die Erwartungen des Marktes nicht erfüllen werden, obwohl die Konsensprognosen zuletzt schon gesunken sind.Das zeigen auch Zahlen von Otas Technologies, einem Anbieter von Marktdaten für das Risikomanagement von Vermögensverwaltern und Brokern. Demnach haben 63 % der im S & P 500 notierten Aktien während des vergangenen Monats ein sogenanntes negatives Momentum entwickelt. Dies bedeutet, dass die Analysten im Schnitt ihre Schätzungen für die Firmen gesenkt haben. Im Vorquartal hatten laut Otas-Experte Simon Maughan nur 50 % der Aktien im US-Leitindex ein negatives Momentum. In den vergangenen vier Wochen seien die Schätzungen für Indexschwergewichte wie Bank of America und McDonald’s um 3 bis 8 % gesenkt worden. Die reduzierten Prognosen schlugen sich auch direkt in den Kursen nieder. Der US-Leitindex S & P 500 hatte nach seinem Allzeithoch Mitte September bis zum Monatsende rund 2 % eingebüßt.Die Messlatte wird vor der Bilanzsaison oft niedrig gelegt, auch weil die Unternehmen sich selbst ein wenig schlechter reden, als sie dastehen. “Dieses Mal könnte sich der Wind drehen”, warnt allerdings Werner Bader, Investmentanalyst bei der LBBW. “Bei den Nichtfinanzwerten wird eine Gewinnsteigerung von 1 % zum Vorquartal erwartet. Diese Annahme könnte indes etwas zu optimistisch sein, da die Geschäftstätigkeit in den Sommermonaten aufgrund der Urlaubszeit eigentlich eher etwas gedämpfter ausfällt.” Außerdem dürfte die rasante Dollaraufwertung während der vergangenen Monate Spuren in den Bilanzen der US-Unternehmen hinterlassen haben. “Schließlich fallen bei den international tätigen Konzernen keine währungsbedingten ,Windfall Profits’ mehr an.”Die deutliche Abwertung des Euro dürfte sich hingegen bei europäischen Unternehmen mit hohem Exportanteil positiv auf die Gewinne auswirken. In Deutschland werden ebenfalls am Mittwoch mit Gerresheimer und Cropenergies die ersten Firmen ihre Quartalszahlen vorlegen, am Donnerstag folgt Südzucker – falls nicht jemand anderes mit vorläufigen Zahlen vorprescht. Deutsche KonjunkturGanz werden die Börsianer die Konjunkturlage allerdings nicht aus dem Blick lassen können. In Deutschland stehen am Montag die Zahlen zum Auftragseingang der Industrie und am Dienstag diejenigen zur Industrieproduktion auf der Agenda. Am Mittwoch wird das jüngste Sitzungsprotokoll der Federal Reserve veröffentlicht, das auf Hinweise zu einer bevorstehenden Zinserhöhung durchsucht werden wird. Zudem besteht jederzeit die Gefahr, dass einer der zahlreichen geopolitischen Krisenherde oder die Ebola-Epidemie den Anlegern die Risikofreude nehmen, was sich in fallenden Aktienkursen widerspiegeln würde.