Beteiligung an Fed-Fazilität bricht ein

US-Kapitalmarkt verliert wichtige Liquiditätspolster

Die Beteiligung an der Reverse-Repo-Fazilität der Fed sackt auf den tiefsten Stand seit dreieinhalb Jahren ab. Dies trifft den US-Bondmarkt in einer Phase, in der Donald Trumps Wahlsieg ohnehin für Unruhe sorgt.

US-Kapitalmarkt verliert wichtige Liquiditätspolster

Treasury-Markt verliert wichtige Reserven

Liquiditätspolster in Fed-Übernachtfazilität schrumpfen – Trump beunruhigt Bondinvestoren

xaw New York

Während Anleger über ein Ende der restriktiven Geldpolitik in den USA jubeln, verliert der Staatsanleihemarkt wichtige Liquiditätsreserven. So ist die Teilnahme an der Overnight Reverse Repurchase Facility (ON RRP) der Federal Reserve auf den niedrigsten Stand seit dem Frühjahr 2021 abgesackt. Summierten sich die täglichen Transaktionsvolumina in dem Programm Ende 2022 noch auf über 2,5 Bill. Dollar, brachen sie Anfang November bis auf 144 Mrd. Dollar ein. Die Folge, fürchten Marktbeobachter, dürften verstärkte Volatilitätssprünge am Anleihemarkt sein.

Die Übernachttransaktionen in der ON RRP stellen einen wichtigen Teil der Offenmarktgeschäfte der Notenbank dar und sollen dazu beitragen, die Geldmenge effektiv zu managen und es dem Staat ermöglichen, seine Finanzierungskosten zu begrenzen. In ihrem Rahmen kaufen Marktteilnehmer Wertpapiere wie US-Schatzwechsel von der Fed, die diese am nächsten Tag für einen höheren Preis zurückerwirbt. Die Differenz zwischen Kauf- und Verkaufspreis streichen beteiligte Geldmarktfonds als Zinserträge ein.

Außergewöhnliche Phase

Die Beteiligung an der Fazilität liegt nun zwar wieder auf Niveaus, die vor der Corona-Pandemie üblich war – doch Analysten betonen, dass sich das Treasury-Segment eben in keiner normalen Marktphase befinde und Liquiditätspuffer gut gebrauchen könne. Im vergangenen Jahr etwa erlaubten gewaltige in der Übernachtfazilität gehaltene Mittel es dem Finanzministerium, Rekordvolumina an Schatzwechseln zu platzieren.

Schließlich waren die bei der Notenbank hinterlegten Reserven kurzfristig abrufbar – und Geldmarktfonds pumpten die vorhandene Liquidität wie vorgesehen in Schatzwechsel-Auktionen. Das dämpfte Sorgen vor einer allgemein abnehmenden Nachfrage nach Treasuries und ermöglichte es dem Finanzministerium, Emissionen von zwei- bis 30-jährigen Anleihen in geringerem Umfang auszuweiten.

Nun aber geht die Liquidität zur Neige, während sich der Bondmarkt nach dem Sieg Donald Trumps bei den Präsidentschaftswahlen in Unruhe befindet. Obwohl die Federal Reserve ihren Leitzins im September im Rahmen des ersten expansiven Schritts seit vier Jahren um 50 Basispunkte senkte und im laufenden Monat einen weiteren Schnitt um 25 Basispunkte folgen ließ, sind die Renditen von US-Staatsanleihen mittlerer und langer Laufzeit in den vergangenen beiden Monaten kräftig geklettert.

Renditeanstieg trotz Zinssenkung

Am Freitagmorgen New Yorker Zeit lag die laufende Verzinsung des zehnjährigen Titels bei 4,44% und damit rund 80 Basispunkte über dem Niveau, das sie kurz vor der September-Sitzung des Offenmarktausschusses erreicht hatten. Hintergrund sind Sorgen vor einer „reflationären Politik“ der Vereinigten Staaten, wie es der Bond-Gigant Pimco formuliert.

So geht die Befürchtung um, dass geplante Steuersenkungen Trumps die Staatsverschuldung noch kräftiger antreiben werden als unter dem demokratischen Amtsinhaber Joe Biden. Nach Prognosen des Congressional Budget Office könnte die Schuldenquote innerhalb der kommenden Dekade in die Richtung von 140% klettern. Wiederholte Haushaltsstreitigkeiten in Washington haben das Vertrauen in die fiskalische Stabilität der USA stark untergraben, die Ratingagentur Fitch senkte ihre Bonitätseinstufung 2023 bereits von „AAA“ auf „AA+“, Moody's stellt einen negativen Ausblick.

Spreads in Bewegung

Angesichts dessen dürfte sich die Treasury laut Broker-Dealern wie LPL Financial bemüßigt fühlen, verstärkt das kurze Ende der Kurve anzusteuern. Dafür, ob sie bei den dort in steigender Frequenz abgehaltenen Auktionen genügend Abnehmer findet, ist die Teilnahme an der ON RRP ein bedeutender Faktor.

Derzeit können Geldmarktfonds Zinsen von 4,55% auf ihre in der ON RRP hinterlegten Mittel verdienen – die sogenannte Award Rate folgt der Zielspanne der Fed für ihren Leitsatz in der Regel eng. Andere Zinssätze im Übernachtgeschäft, darunter der Interbankensatz Sofr oder die bei Triparty-Repo-Geschäften angewandte Variante TGCR, fallen indes höher aus und verzeichnen jüngst wiederholt Sprünge.

Bilanzabbau schreitet voran

Dass die Spreads zur effektiven Federal Funds Rate in Bewegung geraten, stellt laut Lorie Logan, Präsidentin der Fed von Dallas, ein Preissignal dar: Die Liquidität verschiebe sich aus Ecken des Marktes, in denen sie im Überschuss vorhanden sei – also bei Banken, deren Reserven bei der Fed sich noch auf rund 3,2 Bill. Dollar belaufen – in andere Segmente. Heißt laut Analysten im Klartext: Der US-Kapitalmarkt erlebt trotz Fed-Zinssenkungen mitnichten eine Liquiditätsflut, sondern eher eine beginnende Ebbe.

Es sei allerdings wichtig, „temporären Druck dieser Art zu tolerieren, um wieder zu einer effizienten Bilanzgröße der Fed zu gelangen“, betonte Logan. In der abgelaufenen Woche hat die Notenbank einen Meilenstein ihrer quantitativen Straffung erreicht: Ihre Bilanzsumme ist erstmals seit Mai 2020 auf unter 7 Bill. Dollar gesunken. Die Fed ist damit längst nicht mehr der Anker, der bei Treasury-Auktionen für Stabilität sorgt – und auch die Liquidität im Rahmen der ON RRP erodiert zu einem Zeitpunkt zusehends, zu dem Donald Trumps Fiskalpläne den Bondmarkt in tiefe Unruhe stürzen.

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