IM GESPRÄCH: NATHAN FABIAN, PRI

Verantwortungsvolle Überrenditen

PRI unterstützt Investoren in Umsetzung sozial- und umweltverträglicher Anlagen - Nachfrage schleppend

Verantwortungsvolle Überrenditen

Die den Vereinten Nationen nahestehenden Prinzipien für verantwortliches Investieren (PRI) sind weltweit von 1 700 Vermögensverwaltern unterzeichnet worden. Die Börsen-Zeitung wollte von Nathan Fabian, Director Policy and Research, wissen, was Investoren motiviert, daran teilzunehmen und was die Ziele der Initiative sind.Von Dietegen Müller, Frankfurt”Es geht um Geld”, sagt Nathan Fabian bereits ziemlich zu Beginn. Der Director Policy and Research der sogenannten Principles for Responsible Investment (PRI), also Prinzipien verantwortlichen Investments, die von den Vereinten Nationen unterstützt werden, macht keinen Hehl daraus, dass es bei verantwortlichem Investieren auch um eine Performance-Optimierung geht. “Investoren, die mit uns zusammenarbeiten, sind langfristig engagiert und interessieren sich für mögliche Wertminderungsrisiken in ihren Portfolios.” So gehe es um einen höheren risikoadjustierten Ertrag.In Deutschland haben sich bisher 63 Mitglieder den PRI angeschlossen, weltweit sind es rund 1 700 Adressen. Die sechs Prinzipien verantwortungsvollen Investierens sollen Anleger dazu bringen, sogenannte ESG-Kriterien in ihren Anlageaktivitäten zu integrieren und sich als “aktive Anteilseigner” mit Unternehmen auseinanderzusetzen, was Fragen zu Umwelt-, Sozial- und Führungsthemen anbelangt – eben ESG oder Environment, Social and Governance. Fabian macht dabei deutlich: “Wir haben enge Beziehungen zum Global Compact der Vereinten Nationen und zur Finanzinitiative des Umweltprogramms der Vereinten Nationen – der UNEP Finance Initiative -, aber es gibt keine finanzielle Zuwendung, sondern nur eine unterstützende inhaltliche Arbeit.” Somit sei auch eine Streichung der Mittel durch den neuen US-Präsidenten Donald Trump ohne Einfluss, so Fabian. Die Investoren seien ohnehin vorbereitet, “unabhängig davon, was Regierungen tun, für sich selbst die nötigen Schritte unternehmen”. RisikoinformationenAuch wenn die Anzahl Unterzeichner groß scheint, könnte die Nachfrage nach den Dienstleistungen von PRI noch größer sein. Warum aber arbeiten Anleger mit den Prinzipien für verantwortungsvolles Investieren zusammen? Fabian erklärt, weil daraus “gute Risikoinformationen” zu erhalten seien und weil dies ein Signal an die Kunden der Vermögensverwalter aussende, dass sie verantwortungsvolle Investoren sind.”Sie müssen überzeugt sein, dass sie für ihre Anlagen etwas lernen”, sagt Fabian. “Wir erklären etwa, wie Investoren ESG-Kriterien in ihre strategische Anlagepolitik aufnehmen, auch im Bereich passive Investments.” PRI gebe hier Leitlinien. Den Anlegern sei dadurch “bewusst”, dass etwas getan werden müsse, etwa im Bereich Fracking, also der Förderung von Gas und Öl aus unkonventioneller Quelle, wo es negative Aspekte geben könne. “Wir führen dazu Workshops mit Investoren durch und zeigen Rahmenbedingungen auf”, sagt Fabian, der früher für die Investor Group on Climate Chance gearbeitet hatte. Er lobt dabei den Vorstoß Frankreichs, das verpflichtend einen Ausweis des Kohlendioxid-Emissionsprofils von Anlagen institutioneller Investoren verlangt. Allerdings brauche es wohl noch mehr Instrumente als nur CO2-Emissionen zu berichten, um zu einem aussagekräftigen Überblick über die Herausforderungen zu geben, die Umwelt- und Sozialfragen für Unternehmen bergen.Welcher Zusammenhang aber besteht, wenn eine Hauptmotivation darin besteht, eine risikoadjustiert bessere Rendite erzielen zu können, zwischen ESG-Informationen und der Anlageperformance? Fabian verweist auf umfassende Studien, die dazu gemacht wurden, wie etwa jene der Deutschen Asset & Wealth Management in Zusammenarbeit mit der Universität Hamburg aus dem Jahr 2015, die von den PRI unterstützt wurde. “ESG-Alpha” erhaltenDas White Paper hat rund 2 250 Finanzstudien daraufhin untersucht, die der Frage nachgegangen sind, ob ESG-Faktoren die finanzielle Performance von Unternehmen verbessert hätten. Die Daten reichen dabei teilweise bis in die siebziger Jahre zurück. Demnach seien ESG-Kriterien besonders in Investment in den USA und Schwellenländer effektiv, so das Fazit.Nur 10 % der untersuchten Studien hätten einen negativen Zusammenhang zwischen ESG-Faktoren und finanzieller Entwicklung gezeigt, 47,9 % jedoch einen positiven – in Metastudien waren es sogar 62,6 %. Eine überproportionale Korrelation sei dabei nicht im Aktienbereich, sondern in den Asset-Klassen Anleihen und Immobilien festgestellt worden und nur eine schwache Korrelation in Bezug auf Anlagefonds und Indizes.Auch habe die zunehmende Zahl Unterzeichner des CDP (ehemals: Carbon Disclosure Project), in dem sich Unternehmen zur standardisierten Offenlegung ihrer CO2-Emissionen verpflichten, nicht zu einer Verringerung des “ESG-Alphas” geführt, so die Untersuchung. Es sei für die Überrendite kein einzelner Faktor ausschlaggebend gewesen, sondern die Kombination der drei Faktoren Umwelt, Soziales und Unternehmensführung.Fabian erwartet, dass US-Präsident Trump, der Klimaschutzbemühungen skeptisch bis ablehnend gegenübersteht, keinen großen Einfluss auf die Bemühungen der Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD) haben werde. Diese von Michael Bloomberg geleitete Arbeitsgruppe arbeitet derzeit einheitliche Standards für die Berichterstattung von klimabezogenen Finanzrisiken aus (vgl. BZ vom 15. Dezember 2016). “Klimarisiken sind finanziell bedeutende Risiken”, sagt Fabian, “deswegen ist es sinnvoll, dass Unternehmen auch transparent darüber berichten sollen.” Der Chairman von PRI ist auch TCFD-Mitglied.