Von Thorsten Grisse *)Der US-Aktienmarkt durchläuft seit dem März 2009 einen langfristigen technischen Hausse-Zyklus. Dabei erreichten viele amerikanische Leitindizes wie beispielsweise der S&P 500 im Oktober 2018 ihre Allzeithochs, bevor es im letzten Quartal 2018 – begleitet von Konjunktursorgen und Unsicherheiten bezüglich der weltweiten Handelsströme – zu einer ausgeprägten Korrektur kam. Seit den Korrekturtiefs Ende 2018 befindet sich die Weltleitbörse in einem beschleunigten V-Recovery, wobei der S&P 500 mit einem hohen Aufwärtsmomentum an seine Allzeithochs heranläuft. Positives technisches Signal Marktbreiteindikatoren wie beispielsweise die Advance/Decline-Linie (misst die Differenz zwischen gestiegenen und gefallenen Aktien unabhängig von ihrer Marktkapitalisierung) und der Rückenwind von ausgewählten US-Sektoren (z. B. der zyklische Philadelphia Semiconductor Index und der defensive Dow Jones Utilities bereits wieder auf neuen Allzeithochs) sind diesbezüglich ein positives technisches Signal. Als Konsequenz darf es nicht überraschen, wenn auch der S&P 500 in 2019 seine Rekordfahrt fortsetzen sollte. Hausse-Zyklus ungebrochenAus langfristiger technischer Sicht startete der S&P 500 Total Return Index (berücksichtigt reinvestierte Dividenden) am 6. März 2009 bei 1 095,044 Punkten den laufenden technischen Hausse-Zyklus. Bei einem Index-Investment zum Baisse-Low, hätte man aktuell einen jährlichen Ertrag von ungefähr 18 % erreicht. Der langfristige Hausse-Zyklus des S&P 500 Total Return Index ist ungebrochen, wobei dieser Index bereits direkt an seine Allzeithochs aus dem Oktober 2018 gelaufen ist.Für den weiteren Verlauf von 2019 ist damit zu rechnen, dass der S&P 500 Total Return mit neuen Allzeithochs seine technische Neubewertung fortsetzt. Die Statistik (seit 1929) zeigt für den S&P 500, dass nach neuen Höchstständen für das darauffolgende Quartal mit einer hohen Wahrscheinlichkeit (über 70 %) weitere Kursgewinne anstehen. Volatile Seitwärts-Range Mit Blick auf die technische Lage des S&P 500 (Kursindex) ergibt sich folgendes Bild: Der Index hat seit 2018 eine breite, volatile Seitwärts-Trading-Range mit der Resistance-Zone 2 940 und Support-Zone um 2 346 etabliert. Innerhalb dieser Zone liegt auf Basis der Kursgewinne und der technischen Background-Analyse ein positiver Grundton vor. Aktuell läuft der S&P 500 an die Resistance-Zone, wobei die technische Gesamtlage für den weiteren Jahresverlauf neue Allzeithochs andeutet. Gewinn von 774 ProzentDer Philadelphia Semiconductor Index (Sox), ein Kursindex, umfasst 30 Semiconductor Aktien und gilt aus technischer Sicht als ein zyklischer Sektor. Dieser Sektorindex durchläuft bereits seit November 2008 den laufenden Hausse-Zyklus. Dabei stieg er bisher von 167,55 auf gegenwärtig 1 464,61. Dies entspricht einem Kursgewinn von 774,13 %. Innerhalb des Hausse-Zyklus startete der Sektor nach der Zwischen-Baisse im Jahr 2015 (Rutsch auf 543 Punkte) ab Juli 2016 eine Phase der technischen Neubewertung. Der folgende zweijährige Bilderbuch-Hausse-Trend führte den Sox bis März 2018 auf ein neues Allzeithoch bei 1 465. Anschließend ging der Index nach ersten Take-Profit-Signalen in eine mittelfristige Flaggen-Konsolidierung über, wobei die mittelfristig überkaufte Lage durch den Rutsch auf 1 066 Zähler (Dezember 2018) abgebaut wurde. Hier startete der Sox – analog zum Gesamtmarkt – die laufende Aufwärtsbewegung, wobei der Sektorindex bereits neue Allzeithochs erreicht hat. Insgesamt ist dies als ein technisch positives Signal sowohl für die (US-)Sektormarktbreite und als auch für den Gesamtmarkt zu werten. Aus kurzfristiger technischer Sicht hat der Sox einen Aufwärtstrend (Aufwärtstrendlinie liegt gegenwärtig bei 1 400 Punkten) etabliert. Die Gesamtlage spricht für eine Ausweitung der technischen Neubewertung und weiter anziehende Kurse im Philadelphia Semiconductor Index. Utilities im AufwärtstrendDer Dow Jones Utilities umfasst aktuell 15 US-Versorger mit einem Fokus auf Stromerzeuger. Der Sektorindex hat aufgrund seiner geringeren Schwankungsbreite im Vergleich zum S&P 500 einen technisch defensiven Charakter, was sich auch in einer erwarteten (Brutto-)Jahresdividendenrendite von knapp 3,4 % widerspiegelt. Im aktuellen Hausse-Zyklus (Start: März 2009 bei 288,66) legte der Index 168,4 % zu. Aus langfristiger technischer Sicht liegt seit Mai 2010 ein intakter, idealtypischer Hausse-Trend (Trendlinie gegenwärtig bei 680) vor. Dieser führte den Index bis Ende 2017 auf 778 Punkte. In der folgenden Korrektur musste der Index – nach Trading-Take-Profit-Signalen – bis Februar 2018 einen Kursrückgang auf 647 Zähler hinnehmen. Anschließend griff der Sektor seinen langfristigen Hausse-Trend wieder auf und erreichte im März 2019 neue Allzeithochs. Auch ausgewählte defensive, technische Sektoren tragen damit die gute technische Verfassung des US-Aktienmarktes bzw. im S&P 500.—-*) Thorsten Grisse ist bei der Commerzbank im Bereich Technische Analyse & Index Research tätig.