VÖB-Experten: Bondrenditen steigen

Zehnjährige US-Staatsanleihe sollte oberhalb von 3 Prozent bleiben - Italien könnte Käuferstreik drohen

VÖB-Experten: Bondrenditen steigen

Die Volkswirtschaften im Euroraum und in den USA sehen die Kapitalmarktexperten des VÖB weiterhin auf Wachstumskurs. Vor diesem Hintergrund erwarten sie auch einen weiteren Anstieg der Bondrenditen in den USA. Die EZB-Geldpolitik ist ihrer Ansicht nach auch von der Entwicklung in Italien abhängig.kjo Frankfurt – Die Renditen für Staatsanleihen werden im Euroraum und insbesondere in den USA steigen. Diese Einschätzung gaben gestern die Kapitalmarktexperten der Mitgliedsinstitute des Bundesverbandes Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB) auf der Kapitalmarktprognosepressekonferenz des Verbandes ab. Alle Experten sehen die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihe über der 3-Prozent-Marke. Auf Sicht von zwölf Monaten prognostizieren die VÖB-Institute eine Rendite zwischen 3,25 und 3,5 % für US-Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit. Die Entwicklung begründen die VÖB-Kapitalmarktstrategen mit der starken Konjunktur in den Vereinigten Staaten und der kontinuierlich straffen Geldpolitik der US-Notenbank Fed. Sollten die Konflikte zwischen den Vereinigten Staaten und bedeutenden Handelspartnern, vor allem China, weiter eskalieren, könnte das die US-Inflation anheizen und noch weitere Fed-Zinsschritte auslösen.Auch im Euroraum erwarten die VÖB-Kapitalmarktexperten steigende Renditen, aber bedingt durch die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) weiterhin auf viel niedrigerem Niveau als in den USA. Die Prognosen für die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe in zwölf Monaten liegen zwischen 0,8 und 1,3 %. Angesichts einer Inflationsrate von um die 2 % bedeute dies nach wie vor einen Kaufkraftverlust bei sicheren Anlagen und bei Einlagen. Die Kapitalmarktstrategen erwarten, dass die EZB wie angekündigt zum Jahresende die Ankäufe von Anleihen einstellen wird, allerdings mit Reinvestitionen fälliger Anleihen weiter am Markt aktiv sein wird. Eine erste Erhöhung der Leitzinsen im Euroraum werde damit frühestens im zweiten Halbjahr 2019 realistisch. Unruhe an den MärktenZwar könnte der finanzpolitische Kurs der italienischen Regierung steigende Renditen und eine straffere Geldpolitik der EZB verzögern, eine Geldpolitik für Italien oder sogar Hilfen für den angespannten Staatshaushalt werde es jedoch nicht geben. Die jüngste Budgetplanung aus Rom, künftig wieder umfangreichere Schulden aufzunehmen und damit die bereits vereinbarte Haushaltsdisziplin aufzukündigen, sorge bereits an den Märkten für Unruhe. Angesichts der hohen Staatsverschuldung Italiens und der erneut gestiegenen Risikoaufschläge für italienische Staatsanleihen gibt es nach Ansicht der VÖB-Kapitalmarktstrategen Risiken für ein Wiederaufleben der Euro-Krise, die sich aus einem Käuferstreik für italienische Anleihen ergeben könnten. Dies könnte Turbulenzen für alle Teile des Finanzmarkts mit sich bringen.Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, vertritt mit Blick auf die Kreditwürdigkeit Italiens die Ansicht, dass eine Herabstufung zu erwarten ist. Das Investment-Grade-Rating sei durchaus in Gefahr. Sollte es zu einem Verlust dieses Gütesiegels bei allen Ratingagenturen kommen, würden wichtige Käuferschichten für Italiens Staatsanleihen wegfallen. Kater verweist auch darauf, dass insbesondere die italienischen Banken hohe Bestände an Staatsanleihen ihres Landes halten. Bei der EZB könnte es auch dazu kommen, dass die Reinvestition von auslaufenden Anleihen in Sachen Italien dann nicht mehr möglich ist. “Ein Schock kann einen Käuferstreik auslösen. Dann sind wir im griechischen Szenario”, fasst Kater zusammen. Er geht davon aus, dass es 2019 zu einem Marktdruck auf Rom kommen wird. Allerdings werde die EZB Italien in dieser Situation nicht zu Hilfe eilen.Auch die Lage in einigen Schwellenländern bleibt nach Ansicht der VÖB-Kapitalmarktexperten weiter sehr angespannt, so dass nicht auszuschließen sei, dass sich diese Krisenherde ausbreiten würden. Bundesanleihen würden somit als sicherer Hafen weiterhin gefragt bleiben, was dem Renditeanstieg entsprechend enge Grenzen setze. Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der HSH-Nordbank, sieht in dem stärkeren Dollar und den höheren Zinsen eine Belastung für die Schwellenländer. Grundsätzlich seien diejenigen Emerging Markets mit einer hohen Auslandsverschuldung besonders verletzlich. Hier habe sich die Situation insgesamt in den vergangenen Jahren etwas verbessert. Ausnahmen seien aber vor allem die Türkei, Argentinien und Südafrika. Dazu komme eine Reihe von idiosynkratischen Faktoren, die die Länder krisenanfälliger machen würden. In der Türkei sei das zum Beispiel der Angriff auf die Unabhängigkeit der Zentralbank. “Sollte der Handelskonflikt zwischen den USA und China eskalieren, werden die Schwellenländer noch stärker belastet”, so de la Rubia. Auf WachstumskursDie Prognosen der VÖB-Institute gehen auf beiden Seiten des Atlantiks von einer leicht schwächeren Konjunktur 2019 aus. Grundsätzlich würden die Volkswirtschaften des Euroraums und der USA aber auf Wachstumskurs bleiben. Die Prognosen für das Bruttoinlandsprodukt im kommenden Jahr bewegen sich für Deutschland zwischen 1,4 und 2 %, für den Euroraum zwischen 1,5 und 2 % und für die USA zwischen 2,1 und 2,7 %.