VÖB: Negative Bundrenditen voraus
Die politischen Unsicherheiten wie etwa die Handelskonflikte und der Brexit übertragen sich nach Meinung der VÖB-Kapitalmarktexperten zunehmend auf die Weltwirtschaft. Der Handel zeige global deutliche Anzeichen von Schwäche. In diesem Umfeld sehen die Experten die Bundrenditen weiter im Minus.kjo Frankfurt – Die Experten der Kapitalmarktprognosekonferenz des VÖB (Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands) rechnen in Deutschland nur mit einer moderaten wirtschaftlichen Dynamik. Die Häuser BayernLB, DekaBank, DZ Bank, Hamburg Commercial Bank, Helaba, Landesbank Baden-Württemberg und Nord/LB erwarten, dass die Kapitalmarktzinsen in diesem Umfeld weiterhin niedrig bleiben werden. Bei den zehnjährigen Bundesanleihen wird weiter eine negative Rendite in Aussicht gestellt. Und die Volkswirte dieser Häuser haben die Erwartung, dass sich daran so schnell auch nichts ändern wird. “Das vorübergehende Element in den Erwartungen von Null- und Negativzinsen wird nun herausgenommen”, sagte etwa Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank.Während bei den Renditeprognosen weitgehend Einigkeit zwischen den Kapitalmarktexperten herrscht, zeigt sich beim Blick auf das Wirtschaftswachstum ein anderes Bild. Für Deutschland bewegen sich die Erwartungen für das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes im kommenden Jahr gegenüber 2019 auf einer Skala zwischen 0,3 % und 1,2 %. Für die Eurozone erwarten die Volkswirte des VÖB Werte für das BIP-Wachstum zwischen 0,8 % und 1,3 %. Allerdings wird mit Blick auf das Wachstum im kommenden Jahr von den VÖB-Experten auch ein Kalendereffekt hervorgehoben, denn einige Feiertage fallen im kommenden Jahr auf das Wochenende, zudem ist 2020 ein Schaltjahr. Fed senkt Leitzins weiterDie VÖB-Experten sind sich in der Einschätzung einig, dass sich politische Risiken zunehmend auf die Weltkonjunktur übertragen. “Der globale Handel zeigt deutliche Anzeichen von Schwäche”, heißt es etwa. Für die USA erwarten die VÖB-Mitgliedsinstitute deshalb im Jahr 2020 ein geringeres Wachstum des BIP zwischen 0,6 % und 1,8 %. “Wir erwarten zwischen einer und drei Zinssenkungen der US-Notenbank Fed. Die jüngste Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) und die Wiederbelebung des EZB-Kaufprogramms zementieren ebenfalls das Negativzinsumfeld”, so die Experten. Mit Blick auf die Geldpolitik der EZB und ihre Wirksamkeit ergänzt Kater: “Die EZB-Geldpolitik ist mit ihren Instrumenten am Ende. Der Instrumenteneinsatz ist ausgereizt.”Mit Blick auf die Bundesanleihen mit zehnjähriger Laufzeit gehen die Experten in den kommenden zwölf Monaten von Werten im negativen Bereich aus, und zwar in der Spanne von -0,25 % bis -0,65 %. “Angesichts der Quasi-Abschaffung des positiven Zinses kann es nicht überraschen, dass die Sparer nicht gut auf die Geldpolitik der EZB zu sprechen sind. Die Suche nach vergleichbaren Alternativen ist schwierig. Mit einfachen und konservativen Strategien lassen sich kaum noch langfristig positive Erträge erwirtschaften”, so das Resümee der Kapitalmarktstrategen. Die Renditen könnten ihrer Ansicht nach sogar noch weiter sinken, da die politischen und konjunkturellen Risiken durch Handelskonflikte und den Brexit andauern.Auch von der US-Notenbank Fed erwarten die VÖB-Experten deshalb kaum, dass es hier zu positiven Impulsen für steigende Bondrenditen kommt. Die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihe (US-Treasuries) prognostizieren sie auf Sicht der kommenden zwölf Monate in der Bandbreite von 1,20 % und 2,10 %. “Das blutleere Wachstum der Industrieländer wird noch geraume Zeit anhalten, und die Zinsen werden entsprechend niedrig bleiben”, resümieren die Kapitalmarktexperten des VÖB. Fiskalpolitik am ZugUm die Konjunktur wiederzubeleben, sehe die EZB jetzt vor allem die Fiskalpolitik am Zug. “Damit wird deutlich gemacht, dass das Potenzial der Geldpolitik, konjunkturelle Wirkung zu entfalten, weitgehend erschöpft ist. Gestützt von privaten und öffentlichen Ausgaben sollte mit Blick auf 2020 eine zyklische Erholung einsetzen. Nennenswerter Inflationsdruck dürfte dabei jedoch nicht aufkommen”, so Ulf Krauss aus dem Rentenresearch der Helaba. Das EZB-Inflationsziel von 2 % bleibe vermutlich noch lange Zeit außer Reichweite. Kraus geht auch davon aus, dass es vermutlich nicht bei dem einen erfolgten EZB-Zinsschritt bleiben wird. Kraus will auch nicht ausschließen, dass das BIP in Deutschland auch im laufenden Quartal nochmals leicht schrumpft.