VÖB: Virus hält Renditen negativ

Experten rechnen mit zeitlich begrenzter Belastung der Weltwirtschaft durch die Pandemie

VÖB: Virus hält Renditen negativ

Die Corona-Pandemie wird die Bundesanleiherenditen nach Einschätzung der VÖB-Kapitalmarktexperten in den kommenden zwölf Monaten im negativen Bereich halten. Denn die Pandemie bremse das Wirtschaftswachstum in diesem Jahr massiv aus. ck Frankfurt – Die Experten der Kapitalmarktprognosekonferenz des VÖB (Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands) gehen davon aus, dass die Verzinsungen der Bundesanleihen in den kommenden zwölf Monaten im negativen Bereich verharren. Laut den Prognosen der teilnehmenden Institute wird die Rendite der zehnjährigen deutschen Staatsanleihe in zwölf Monaten zwischen -0,4 % und -0,2 % liegen, hieß es gestern in einem Pressegespräch in Frankfurt.”Die Infektionswelle wird die Weltwirtschaft zeitlich begrenzt belasten”, so die VÖB-Experten in einem gemeinsamen Statement. “Besonders unterbrochene Lieferketten, rückgängiges Vertrauen der Verbraucher und die Zurückhaltung der Unternehmen bei Investitionsentscheidungen stellen große Probleme dar. Wir sind zuversichtlich, dass ein Abebben der Epidemie auch zur Erholung der Wirtschaft führen wird.” Umkehr der Erwartungen”Was wir in den letzten zwei bis drei Wochen erlebt haben, ist die rasanteste Umkehr der Konjunkturerwartungen für die gesamte Weltwirtschaft, an die ich mich erinnern kann”, sagte der Chefvolkswirt der DekaBank, Ulrich Kater. Auslöser sei die Ausweitung der Corona-Pandemie nach Europa. Dadurch werde eine weitere Anpassung der Wachstumserwartungen notwendig. Die USA würden die dritte Welle sein. Kater bezifferte den für die Weltwirtschaft entstandenen Schaden mit 750 Mrd. Dollar. Nur 2,4 Prozent WachstumDie DekaBank geht nun für dieses Jahr von einem globalen Wachstum von 2,4 % statt bisher angenommenen 3 % aus. Für Deutschland rechnet sie mit 0,1 % statt zuvor 0,5 %. Kater sprach von einem außergewöhnlichen Ereignis, das schnell gekommen sei und gegen das nichts getan werden könne. Man könne nur schauen, welchen Schaden es anrichte, um dann aufzuräumen. Chinas Stillstand bringe erhebliche Probleme. Die Lieferketten würden in der verflochtenen Weltwirtschaft unterbrochen. Hinzu komme der Nachfrageeffekt, die Absatzmärkte schrumpften. Die entscheidende Frage sei nun, ob es Zweitrundeneffekte geben werde, die Politik müsse alles tun, um Zweitrundeneffekte in Grenzen zu halten. Rezessionen träten normalerweise im Industriesektor auf, während die Dienstleistungen eigentlich stabil seien. “Jetzt erleben wir aber einen Einbruch des Dienstleistungssektors. Der Effekt wird recht substanziell sein.”Es stelle sich die Frage, ob es einen vorübergehenden wirtschaftlichen Einbruch von ein bis zwei Quartalen geben werde oder dieser länger anhalte. “Wir sehen die Weltwirtschaft in den ersten beiden Quartalen am Rande der Rezession.” Ein kurzfristiger Einbruch könne noch als technische Rezession interpretiert werden. Das werde eintreten, sofern es keinen Multiplikatoreffekt gebe. Weitergehende Risiken seien Reinfektionswellen und eine Ansteckung des Finanzsystems durch die Beeinträchtigung der Kreditversorgung und der Marktliquidität sowie die Schließung von Finanzzentren.Derzeit veranschlagt die DekaBank die Wahrscheinlichkeit einer technischen Rezession infolge der weltweiten Ausbreitung des Virus und einer anschließenden U-förmigen Konjunkturerholung mit 70 %. Die Wahrscheinlichkeit einer Finanzmarktkrise und Weltrezession setzt sie mit 20 % an, die einer Eindämmung der Pandemie und einer V-förmigen Erholung mit 10 %. Für die Aktienmärkte prognostiziert die Bank in den kommenden Wochen weitere ungewöhnlich starke Kursschwankungen. Vom Ölpreiseinbruch erwartet Kater keine unmittelbar positiven Effekte. Vielmehr überwögen die negativen Ersteffekte. Der positive Kaufkrafteffekt bringe nichts, wenn der Konsument sein Geld wegen Ausgangssperren nicht in die Geschäfte bringe. Die USA hätten eine hoch verschuldete Frackingbranche hochgezogen. Beeinträchtigungen im Hochzinsanleihemarkt seien bereits zu sehen. Dax 9 000 durchaus möglichAuch die Landesbank Baden-Württemberg hat drei Szenarien entworfen. In seinem Basisszenario mit einer Wahrscheinlichkeit von 60 % geht das Institut von einer starken Ausbreitung der Pandemie mit die Wirtschaft deutlich belastenden Eindämmungsmaßnahmen aus. In der Folge kommt es zur Rezession im Euroraum und sinkt das Wachstum in China unter 4 %. Im Positivszenario (35 %) klingt die Pandemie ab April ab, so dass nach einem schwachen ersten Quartal eine v-förmige Erholung folgt. Im Negativszenario (5 %) kommt es zu einer außer Kontrolle geratenen Pandemie mit einer weltweiten Rezession als Folge. Insgesamt sieht sie die Risiken derzeit deutlich nach unten gerichtet. “Wir bewegen uns derzeit deutlich in Richtung unseres Risikoszenarios einer weltweiten Rezession. Die im Risikoszenario genannten Ziele für die Bundrendite von -0,90 % und den Dax von 9 000 Punkten sind aus heutiger Sicht nicht mehr weit bzw. allzu weit entfernt.” Zinstiefen nicht nachhaltigDie Helaba ist der Auffassung, dass die erreichten Rekordtiefen der Bund- und Treasury-Renditen nicht lange Bestand haben werden. “Wir erwarten, dass die jüngsten beachtlichen Kursgewinne bei Staatsanleihen aufgrund der übertriebenen Zinssenkungserwartungen in den USA nicht nachhaltig sind. Die Renditen dürften bei einer Beruhigung an der Virus-Front und verbesserten Konjunkturaussichten auch bei uns wieder steigen.”