Volkswagen ist Anlegers Liebling

Nach einem starken Börsenjahr bescheinigen Analysten deutschen Autoaktien weiteres Potenzial

Volkswagen ist Anlegers Liebling

Die Absatzzahlen aus China unterstreichen das internationale Interesse an deutschen Autos der Oberklasse. Analysten beurteilen die Aussichten für die im Dax gelisteten Aktien der “Big Player” denn auch überwiegend positiv. Als Favorit gilt dabei VW.Von Thorsten Kramer, FrankfurtDer Automobilsektor hat im abgelaufenen Jahr seine Bedeutung für die deutsche Wirtschaft einmal mehr eindrucksvoll unterstrichen: Mit einem Volumen von 159,6 Mrd. Euro und einem Anteil von 17,4 % exportierte die Branche so viel wie keine zweite – und dies, obwohl die Nachfrage aus der krisengeplagten Peripherie der Eurozone immer noch schwächelt. Stattdessen setzen die drei im Dax notierten “Big Player” in anderen Märkten mehr Fahrzeuge ab, etwa in China und den USA, wo speziell Fahrzeuge der Marken Audi, Mercedes und BMW gefragt waren. Die am Donnerstag veröffentlichten Daten vom chinesischen Automarkt unterstreichen das.Weil zudem viele Konjunkturindikatoren eine zunehmende Dynamik der globalen Wirtschaftsaktivitäten versprechen und dies die Gewinnperspektiven für zyklische Unternehmen wie Automobilhersteller aufhellt, zählten ihre Aktien im gerade abgelaufenen Börsenjahr aufs Neue zu den Gewinnern. Während sich BMW (+ 16,9 %) und Volkswagen (+ 18,6 %) im Einklang mit dem Dax verbesserten, gelang Daimler mit einem Sprung um 52,2 % eine satte Outperformance: Der Wert zählte damit zu den Top 3 des Jahres im Frankfurter Blue-Chip-Handel. Nur Continental – ein Autozulieferer – und die Deutsche Post entwickelten sich noch stärker.Seit dem Jahreswechsel büßten Volkswagen nun knapp 2 % ein und Daimler und BMW tendierten mit dem Gesamtmarkt auf hohem Niveaus seitwärts. Dies wirft die Frage auf, ob Investoren das Vertrauen in den Autosektor ein wenig verlieren, denn häufig zeigt sich bereits an den ersten Handelstagen eines neuen Jahres, in welchen Branchen die Anleger besonders viel Potenzial sehen.Analysten sind auf Sicht eines Quartals indes lediglich für BMW etwas vorsichtiger geworden. Vor drei Monaten hatten bei vier Verkaufsempfehlungen noch 20 Experten diesen Titel mit “Buy” oder sogar “Strong Buy” eingestuft, nun sind es nur noch 15. Zugleich stieg die Anzahl derjenigen, die den Wert neutral beurteilen, von 11 auf 15 an. Zuletzt gab es sechs Herabstufungen und nur eine Heraufstufung, zwei weitere Analysten blieben bei ihrem Urteil. Dazu gehört Klaus Breitenbach von der Baader Bank, der bei einem “Buy”-Votum ein Kursziel von 90 Euro nennt. Sein Optimismus beruht darauf, dass er die Schätzung für den Absatz im Jahr 2013 hochschraubte und BMW nun für 2014 und 2015 jeweils einen höheren Betriebsgewinn zutraut.Zu denjenigen, die für BMW hingegen nur verhalten optimistisch sind, zählen die Autoanalysten der WGZ Bank. “Als größten Belastungsfaktor für den Sektor sehen wir die Aufwendungen für neue Modelle sowie alternative Antriebstechnologien. Besonders deutlich werden die Auswirkungen bei BMW”, heißt es in der jüngst vorgelegten Studie des Instituts zum Autosektor. Ebenso wie bei Daimler spreche für BMW allerdings eine attraktive Dividendenrendite – ein Aspekt, der im Umfeld historisch niedriger Zinsen für viele Anlagestrategen von anhaltend hoher Bedeutung ist. Allerdings, so mahnt die WGZ Bank, sei das Kurspotenzial bei Daimler angesichts einer im Branchenvergleich niedrigen Ergebnisqualität limitiert. Dies sehen allerdings nicht alle Analysten so: 20 führen den Wert mit “Buy” oder “Strong Buy”, acht weitere sehen ihn neutral und nur fünf raten zum Verkauf. 430 Prozent in fünf JahrenDen größten Zuspruch finden die Vorzüge von Volkswagen, bei denen die Anzahl der Kaufempfehlungen binnen drei Monaten von 22 auf 24 gestiegen ist; acht Analysten sehen den Titel neutral, nur einer empfiehlt den Verkauf. Mit dem Titel konnten Anleger bereits in den zurückliegenden Jahren die höchste Rendite erzielen: Seit Ende 2008 kletterte der Kurs um rund 430 % und BMW zugleich um 290 % sowie Daimler um 135 %. “Unser Branchenfavorit ist die VW-Vorzugsaktie”, resümiert beispielsweise die WGZ Bank mit Blick auf das Jahr 2014. Der Konzern werde von einer überdurchschnittlich guten Positionierung in den Wachstumsmärkten und den einsetzenden Kosteneinsparungen profitieren. Analysten der Schweizer J. Safra Sarasin loben derweil Porsche und Audi als “Perlen im Portfolio” des Konzerns. Das durchschnittliche Kursziel (Median) für VW liegt aktuell bei 218,50 Euro, es gewährt dem Titel also ein Potenzial von rund 10 %.Im Blick behalten sollten Investoren auch die fortschreitende Konsolidierung im Autosektor. Wie aus einer Umfrage der Beratungsgesellschaft KPMG hervorgeht, die am Dienstag dieser Woche veröffentlicht wurde, rechnen Führungskräfte aus der Automobilindustrie damit, dass langfristig von zuletzt 32 Herstellern weltweit nur 6 übrig bleiben werden. Dazu zählen sie neben BMW und Volkswagen auch Toyota, Hyundai/Kia aus Korea, Tata Motors aus Indien und den amerikanischen Elektroauto-Hersteller Tesla. Von Daimler war in der Umfrage dagegen nicht die Rede.