Vor der Fed-Entscheidung Aktien kaufen lohnt sich

Studien über Einfluss von US-Arbeitsmarktdaten und Notenbankankündigungen auf Tagesperformance

Vor der Fed-Entscheidung Aktien kaufen lohnt sich

dm Frankfurt – Die Veröffentlichung von US-Arbeitsmarktdaten und Zinsentscheidungen der Fed verspricht für Anleger, die am Vortag Aktien kaufen und dann am Ende des Handelstags wieder verkaufen, im Durchschnitt eine attraktive Rendite. Zu diesem Schluss kommt eine Studie von Olaf Stotz von der Frankfurt School, die am Mittwoch in Frankfurt vorgestellt wurde.Laut Stotz beträgt im Rückblick seit 1990 die Marktrendite an jenen zwanzig Handelstagen, an denen solche Neuigkeiten veröffentlich werden, im Durchschnitt mehr als achtmal so viel wie an den anderen Tagen ohne Ankündigung. Seit 2010 ist die Marktrendite an Tagen mit Nachricht sogar auf das Siebenunddreißigfache eines Tages ohne Ankündigung angestiegen. Dabei sei die Verteilung dieser Tagesrenditen nicht anders als an anderen Tagen, so Stotz, der seit 2008 Professor für Assetmanagement ist. Aufgrund der Datenqualität hat er sich auf den US-Aktienmarkt konzentriert. Robuste AnomalieDer Wissenschaftler und frühere Leiter des institutionellen Research von Union Investment sieht dies als Beleg für den starken Einfluss, den die US-Notenbank an den Märkten hat. “Es gibt Hinweise, dass an diesen Tagen die Risikoaversion der Investoren sinkt, weil sie sich auf unterstützende Maßnahmen der Notenbank verlassen können.” Auch würden niedrigere Leitzinsen eingepreist. Dieser Effekt sei in den vergangenen Jahren sogar noch größer geworden und ist zudem in Rezessionsphasen ausgeprägter als in Phasen von Wirtschaftswachstum nach Definition des National Bureau of Economic Research (NBER).Die Überrenditen an diesen Tagen lassen sich laut Stotz weltweit fast an allen Aktienmärkten feststellen. Doch fällt es schwer, sie zu interpretieren. Einige Wissenschaftler glauben, dass dadurch das Risiko entschädigt wird, dass durch eine Ankündigung entsteht, doch ist dies laut Literatur eine schwache These. Auch ist unklar, warum sich diese Anomalie so lange und stabil halten kann und nicht wegarbitriert wird. Dies vor dem Hintergrund, dass im Durchschnitt die Leitzinsen seit den Neunzigerjahren markant gefallen sind. Stotz zufolge dürfte es sich aus Risiko-Ertrags-Überlegungen auszahlen, vor den Ankündigungen regelmäßig Aktien zu kaufen und danach wieder zu verkaufen. Die durchschnittliche Marktrendite von 8 bis 10 % im Jahr verteile sich zu 60 bis 80 % allein auf diese Tage. “An den anderen Tagen bergen Positionen vor allem Risiko, aber geringe Aussicht auf Überrendite.” Dies spreche gegen einen Buy-and-Hold-Ansatz. Zusätzliche RenditetreiberAuch ließen sich vor oder am Ankündigungstag zusätzliche Informationen ausnutzen, wie etwa die Änderung von Risikoaversion gegenüber einer vergangenen Ankündigung oder die Extrapolation von im Markt vorhandenen Erwartungen. Dies könne die Renditen sogar noch verbessern. Dabei greift Stotz auf die aus Optionspreisen ableitbaren Erwartungen zurück.In Konsequenz daraus würde sich auch die Einzelanalyse von Unternehmen weitgehend erübrigen: “Der Einfluss der Fed-Politik ist überspitzt ausgedrückt wesentlich größer als der Erfolg des Unternehmens”, sagt der Experte. Dabei zeigen Aktien, die sich nach den Faktoren Größe oder Wert – dem Kurs-Buchwert-Verhältnis – unterscheiden, keine signifikante Abweichung von der Marktrendite. Stotz hat aber eine höhere Empfindlichkeit (Sensitivität) bei zyklischen Papieren festgestellt: “Dies kann Absicherungsmöglichkeiten für Anleger eröffnen.” Zyklische Titel weisen in der Regel eine höhere Schwankungsbreite auf.Der Arbeit liegen Aktienkurse des Center for Research in Security Prices (CRSP) zugrunde. Die US-Arbeitsmarktzahlen und die Entscheidung des Fed-Offenmarktausschusses (FOMC) zählen laut Bloomberg zu den vom Markt am meisten beachteten Nachrichten. Die Arbeitsmarktdaten deshalb, weil sie nebst der Inflation die Entscheidungsgrundlage für US-Zinsentscheide bilden. Die Arbeit von Stotz lehnt sich an eine Untersuchung von Pavel Savora und Mungo Wilson von der University of Pennsylvania und der Oxford University aus dem Jahr 2013 an (“How Much Do Investors Care About Macroeconomic Risk? Evidence from Scheduled Economic Announcements”).