Wahlen erschüttern die Märkte
Mit Verunsicherung haben Marktakteure auf die Wahlergebnisse in Griechenland und Frankreich reagiert. Griechische Aktien sackten ab, der Bund-Future erreichte ein Allzeithoch. Der Pariser Aktienmarkt zeigte sich fest.ku Frankfurt – Mit Verunsicherung haben die Akteure an den europäischen Kapitalmärkten auf die Wahlergebnisse in Griechenland und Frankreich reagiert. Die sich nun abzeichnende sehr schwierige Regierungsbildung in Athen und die Unklarheit darüber, welchen Kurs der neue französische Staatspräsident François Hollande einschlagen wird, haben für eine verstärkte Flucht der Anleger in Qualität gesorgt.Unter die Räder kamen griechische Aktien. Der ASE 20, der die 20 größten in Athen notierten Aktien umfasst, sackte um 8 % auf 243 Punkte ab. Der marktbreitere Athex Composite gab um 6,7 % auf 644 Zähler nach. Sehr schwach zeigten sich insbesondere die Finanztitel. So stürzten Eurobank um 19,4 % auf 0,51 Euro ab, Alpha Bank um 19,2 % auf 0,84 Euro, National Bank of Greece um 8,3 % auf 1,55 Euro und Bank of Piraeus um 13,3 % auf 0,23 Euro.In Griechenland sieht es so aus, dass die Parteien, die den harten Sparkurs der Regierung tragen, keine Mehrheit im Parlament mehr haben. Die sozialdemokratische Partei Pasok und die konservative Volkspartei Nea Dimokratia (ND) erreichen nach herben Verlusten zusammen weniger als 151 der 300 Sitze. Klarer Gewinner ist das linke Parteienbündnis Syriza, das den Sparkurs strikt ablehnt. Sollte der Reformkurs von Regierung und Parlament nicht mehr weitergetragen werden, droht die Sanierung Griechenlands zu scheitern, was im Extremfall sogar den Eurozone, in jedem Fall aber den Verbleib Griechenlands in der Eurozone gefährden würde. Erneute AbstimmungNach Einschätzung von Stefan Hofrichter, Chefvolkswirt von Allianz Global Investors, wäre nun das “Best-Case-Szenario” eine Koalition aus Pasok, ND und Demokratischen Linken (DL), die allerdings bislang gegen die Restrukturierung der Staatsschulden war. Sollte dies nicht gelingen, wäre Syriza als zweitstärkste Partei am Zug. Hofrichter rechnet nicht damit, dass Syriza-Chef Alexis Tsipras die Bildung einer Regierung gelingt, sodass Neuwahlen wahrscheinlich seien. Auf jeden Fall sei mit dem Wahlausgang in Athen das Risiko eines ungeordneten Austritts Griechenlands aus der Eurozone gestiegen. Der Euro hat dies mit deutlichen Verlusten quittiert. Er rutschte unter die Marke von 1,30 Dollar, womit er zumindest zeitweise seine seit längerem bestehende Handelsspanne von 1,30 bis 1,35 Dollar verließ. Bis zum Abend hatte sich die Gemeinschaftswährung allerdings wieder bis auf 1,3051 Dollar erholt. Gestiegen sind auch die Spreads von Credit Default Swaps von EU-Peripheriestaaten und von Frankreich: Die CDS auf Staatsrisiko der “Grande Nation” waren am Montag um 4 Basispunkte (BP) auf 193 BP weiter. Italien-CDS kletterten um 11 BP auf 441 und Spanien-CDS um 13 BP auf 490 BP. Von der unsicheren Gemengelage profitierten Anlagen, die als sicher gelten. Gefragt waren Bundesanleihen. Der Bund-Future erklomm mit 142,44 % ein Allzeithoch.Nach anfänglichen Verlusten zeigten sich indes die südeuropäischen Aktienmärkte fest. Der CAC 40 legte um 1,7 % auf 3 214 Punkte zu, wobei insbesondere konjunktursensible Bank- und Bauwerte gesucht waren. Italiens FTSE MIB befestigte sich um 2,6 % auf 14 275 Punkte, der spanische Ibex 35 um 2,7 % auf 7 063 Zähler. Von dem von Hollande geforderten “Wachstumspakt”, der den Fiskalpakt ergänzen soll, versprechen sich Anleger Impulse für die Konjunktur und damit für Aktien.Die Analysten der DZ Bank befürchten allerdings eine Zerreißprobe für die Währungsunion. Hollandes Statements nährten die Furcht, ein größer werdender Reformstau könnte die Wettbewerbsfähigkeit Frankreichs schädigen.