Wall Street erwischt schlechten Start

Enttäuschende Daten zur Industrieproduktion belasten - Politische Unsicherheiten bleiben 2019 bestehen

Wall Street erwischt schlechten Start

Das Börsenjahr hat in den USA so begonnen, wie das alte Jahr zu Ende gegangen ist: mit Kursverlusten und Sorgen über die wirtschaftliche Entwicklung, die von politischen Unsicherheiten belastet wird. Nach dem schlechtesten Dezember seit 1931 könnte es für US-Aktien dennoch bald wieder aufwärts gehen.sp New York – Das neue Jahr hat an der Wall Street genau so begonnen, wie das alte Jahr aufgehört hat. Der Dow Jones rutschte zum Handelsauftakt 2019 zunächst um knapp 2 % ab, weil die Unsicherheiten über die weitere Entwicklung der Weltwirtschaft, die Aktien in den USA zuletzt den schlechtesten Dezember seit der Großen Depression beschert hatten, auch im neuen Turnus auf die Stimmung drücken. Vor allem der schwelende Handelsstreit zwischen den USA und China treibt Investoren um, die mit wachsender Sorge eine Verlangsamung der Industrieproduktion in den beiden größten Volkswirtschaften beobachten. Hinzu kommen die innenpolitischen Turbulenzen in den USA, die seit bald zwei Wochen Teile der Verwaltung lahmlegen und bei einem fortgesetzten “Shutdown” für empfindlichen volkswirtschaftlichen Schaden sorgen könnten. Schließlich bestehen auch die Unsicherheiten über den weiteren Kurs der US-Notenbank fort, die im vergangenen Jahr viermal die Zinsen erhöht hat und 2019 vom bisherigen Pfad regelmäßiger gradueller Zinsschritte abrücken dürfte. Einige Marktbeobachter rechnen demnächst sogar wieder mit einer Zinssenkung, sollte sich die US-Konjunktur nach Auslaufen der fiskalpolitischen Impulse aus dem vergangenen Jahr schneller abkühlen als erwartet.”Das Zusammenfließen der Daten ist am beunruhigendsten”, kommentierte Kristina Hooper, Chief Global Market Strategist von Invesco, den schwachen Start in das neue Jahr vor dem Hintergrund der jüngsten Zahlen zur Industrieproduktion in China, den USA und Europa. “Der Hauptgrund für die Verschlechterung der Zahlen ist der aufkeimende Handelskrieg”, stellt die Marktstrategin fest. “Das sorgt ganz gewiss für eine Wolke über den Märkten”, sagte sie mit Blick auf den schwelenden Konflikt zwischen den USA und China, der auf die Märkte seit Monaten einen langen Schatten wirft. Handelsstreit und “Shutdown”US-Präsident Donald Trump äußerte sich zum Jahreswechsel zwar bereits zum wiederholten Mal zuversichtlich für eine Einigung im Handelsstreit. Bei Investoren verfing das aber nicht. Noch bis Ende Februar haben die beiden Länder Zeit, innerhalb einer selbst auferlegten Frist von 90 Tagen zu einer Einigung zu kommen. Danach droht eine weitere Eskalation mit zusätzlichen US-Einfuhrzöllen auf Importe aus China mit einem Volumen von mehr als 200 Mrd. Dollar. Währenddessen ist auch der Konflikt der USA mit der Europäischen Union noch nicht ausgeräumt. Trumps Drohung mit Zöllen auf Autoimporte aus Europa könnte jederzeit wieder in die Schlagzeilen drängen und für zusätzliche Unruhe an den Märkten sorgen.Mit Blick auf den “Shutdown” von Teilen der US-Verwaltung, von dem bisher rund 800 000 Mitarbeiter und Partner von US-Behörden betroffen sind, sendete der US-Präsident zum Auftakt des neuen Jahres ebenfalls Zeichen für Entspannung. Vor einem Treffen mit den Spitzen des US-Kongresses im Weißen Haus am Mittwoch und der konstituierenden Sitzung des Kongresses mit einer neuen Mehrheit der US-Demokraten am Donnerstag war allerdings nicht absehbar, wie der Streit zwischen Regierung und Opposition über Finanzierungsfragen kurzfristig beigelegt werden kann. Bei der Auseinandersetzung geht es im Kern um die Mittel für eine Mauer an der Grenze zu Mexiko, die Trump unbedingt realisieren und die Opposition unbedingt verhindern will. Heute wollen die US-Demokraten im Repräsentantenhaus laut US-Medienberichten zwei Gesetzesvorschläge verabschieden, die die Finanzierung für weite Teile der Verwaltung bis zum Jahresende sichern sollen, während das Budget für das für Grenzsicherung zuständige Department of Homeland Security nur bis Ende Februar verabschiedet würde. Rezession 2019 eingepreist?Von den wachsenden politischen Unsicherheiten in der Innen- und Außenpolitik abgesehen, werden Investoren im neuen Jahr auch mit Blick auf die Gewinnentwicklung bei den US-Unternehmen wenig Grund zur Freude haben. Nachdem mit Unterstützung der US-Steuerreform im vergangenen Jahr bei den Unternehmen im S & P 500 unter dem Strich ein Fünftel mehr als 2017 hängengeblieben sei dürfte, wird sich das Gewinnwachstum 2019 nach Einschätzung von Marktbeobachtern mehr als halbieren (siehe Grafik). In den vergangenen Wochen hat sich die Stimmung unter Analysten dabei noch einmal merklich eingetrübt. Im Dezember haben Marktbeobachter nach Angaben des Informationsdienstes Factset zum ersten Mal seit zwei Jahren für mehr als die Hälfte aller Unternehmen im S & P 500 ihre Erwartungen für die Ergebnisentwicklung reduziert.Für den US-Aktienmarkt könnte das wie immer auch eine Chance bedeuten. Nach Einschätzung von Sean Darby, dem Chefstrategen von Jefferies für Aktien, haben Investoren nämlich bereits eine Rezession in diesem Jahr eingepreist. “Was die Leute beunruhigt, ist, dass sie nicht genau festmachen können, was den Abverkauf antreibt”, sagt der Aktienstratege.