TECHNISCHE ANALYSE

Wall Street: Technische Konturschärfe nimmt zu

Von Achim Matzke *) Börsen-Zeitung, 16.12.2015 An der Wall Street hat die Kombination aus der Diskussion um steigende US-Leitzinsen, ein festerer US-Dollar und reduzierten Konjunkturaussichten in vielen Schwellenländern die Hausse der letzten sechs...

Wall Street: Technische Konturschärfe nimmt zu

Von Achim Matzke *)An der Wall Street hat die Kombination aus der Diskussion um steigende US-Leitzinsen, ein festerer US-Dollar und reduzierten Konjunkturaussichten in vielen Schwellenländern die Hausse der letzten sechs Jahre in ein “Mixed Picture” mit einer zunehmenden technischen Konturschärfe überführt. Als Resultat befindet sich der S & P 500 unterhalb des Widerstands im Umfeld der Allzeithochs auf 2 135 Punkten nur noch in einer mittelfristigen Seitwärtspendelbewegung mit deutlich gestiegener Volatilität. Diese Seitwärtspendelbewegung sollte sich zeitlich ausdehnen.Der Nasdaq Composite Index verliert an mittelfristiger Aufwärtsdynamik, andererseits liegt weiter eine mittelfristige relative Stärke im US-Vergleich vor. Demgegenüber befindet sich der Dow Jones Transportation am Rande zur technischen (Zwischen-)Baisse. Der Dow Jones Utilities hat seine seit Ende Januar 2015 vorliegende technische Korrektur mit einem Seitwärts-Tradingmarkt fortgesetzt.Der S & P 500 bewegt sich weiterhin in dem seit März 2009 (Start bei 666) vorliegenden Hausse-Zyklus. Hierbei hatte sich seit November 2011 (Kurstief bei 1 160) ein zentraler Hausse-Trend ergeben, der im August 2015 bei etwa 2 050 angekommen war. Der Index war nach dem Zwischentief bei 1 820 (Oktober 2014; neuer Support) und dem Verlust der mittelfristigen Aufwärtsdynamik ab dem Jahreswechsel 2014/2015 in eine Trading-Range (Support um 2 040; Resistance bei 2 135) eingetreten. Kaum Ausbruch nach obenIm August 2015 ist der Index mit einem übergeordneten Take-Profit-Signal sowohl aus dieser Trading-Range als auch aus dem mehrjährigen Hausse-Trend herausgefallen. Die kurzfristige Abwärtsbewegung endete bei einem Low um 1 867. Da der S & P 500 danach eine kurzfristige Erholung durchlaufen hat, liegt jetzt eine Seitwärtspendelbewegung mit der technischen Form eines moderaten, mittelfristigen Aufwärtsdreiecks vor (untere Aufwärtstrendlinie bei etwa 1 870; oberer waagerechter Resistance um 2 135). Der Index sollte sich in den nächsten Wochen innerhalb dieses Aufwärtsdreiecks aufhalten (Sicherungsstopp bei 1820 positioniert).Sollte der Index durch diese Zone rutschen, hätte die Kursentwicklung der letzten 15 Monate den technischen Charakter einer flachen Kopf-Schulter-Verkaufsformation, die eine vorsichtige Haltung zum US-Aktienmarkt nahelegen würde. Mit Blick auf die ersten Wochen 2016 steht beim S & P 500 aufgrund der mittelfristigen Eintrübung der Marktbreite ein technischer Ausbruchsversuch (über 2 135) nicht oben auf der Agenda.Der Nasdaq Composite Index ist seit März 2009 auch in einem Hausse-Zyklus. Ab November 2012 hat sich eine Hausse-Beschleunigung und ein idealtypischer Hausse-Trend ergeben. Nachdem der Index im Juli 2015 neue Allzeithochs um 5 230 (neue Resistance-Zone) erreicht hatte, wurde auch dieser beschleunigte Hausse-Trend im Spätsommer mit einem Take-Profit-Signal zur Seite verlassen und der Index ist in einen mittelfristigen, volatilen Trading-Markt mit positivem Grundton im Umfeld der 200-Tage-Linie hineingelaufen.Nach dem Mini-Sell-off im August 2015 (Zwischentief bei etwa 4 290) erfolgte ein kurzfristiger Recovery-Trend. Da dieser aufgrund der Kursgewinne der Vorwochen eine kurzfristig überkaufte Lage aufweist, steht aktuell ein technischer Angriff oder ein Sprung über die Resistance-Zone nicht an. Zwar sollte der Nasdaq Composite Index diesen Recovery-Trend nur schwer verteidigen können, doch dürfte die mittelfristige relative Stärke im US-Vergleich erhalten bleiben. Transportwerte in KorrekturDer Dow Jones Transportation Average konnte mit Hilfe des seit März 2009 vorliegenden Hausse-Zyklus als erster der wichtigen US-Aktienindizes zum Jahreswechsel 2012/2013 mit einem übergeordneten Investment-Kaufsignal neue Allzeithochs (bei 9 310 im November 2014) erzielen. Als erster hat er im April 2015 auch den sechsjährigen Hausse-Trend mit einem übergeordneten Take-Profit-Signal in eine Korrektur (moderater Korrekturtrend aktuell bei ca. 8 250) verlassen. Es fällt auf, dass der Index trotz fallender Rohölnotierungen im Korrekturtrend steckt. Andererseits sollte einkalkuliert werden, dass der kleine Support um 7 450 nicht zu verteidigen ist und der Index bei weiteren Rückgängen von der technischen Korrektur in eine (Zwischen-)Baisse hineinläuft. Da bisher für die kommenden Wochen die Hinweise fehlen, dass der Index den Korrekturtrend (bei 8 250) zur Disposition stellt, sollte die defensive technische Haltung gegenüber dem Index beibehalten werden.Der Dow Jones Utilities Average befindet sich seit Januar 2015 (Allzeithochs um 657) in einer technischen Korrektur, obwohl der langfristige Hausse-Trend mit einem aktuellen Niveau von 520 noch intakt ist. Innerhalb der Korrektur hat sich in den letzten Monaten ein Trading-Markt im Umfeld der 200-Tage-Linie mit der Support-Zone um 535 und der Resistance-Zone um 605 herausgebildet. Einerseits hat der Dow Jones Utilities einen technisch defensiven Charakter. Andererseits hat sich innerhalb der Trading-Range ein negativer Grundton herausgebildet. Bei etwa 515 sollte mental ein Sicherungsstopp liegen. Würde der Index durch den Support um 535 und den mehrjährigen Aufwärtstrend um 520 rutschen, würde auch bei diesem Index eine (Zwischen-)Baisse auf der technischen Agenda stehen.—-*) Achim Matzke ist bei Commerzbank Corporates & Markets tätig.