Warnung vor Korrektur im Dax

Öffentliche Banken erwarten Gewinnmitnahmen wegen hoher Bewertung von Aktien

Warnung vor Korrektur im Dax

Nach der jüngsten Rally trauen die öffentlichen Banken dem deutschen Aktienmarkt nicht mehr sehr viel zu. Ihrer Einschätzung nach stehen die Zeichen wegen einer bereits hohen Bewertung auf Korrektur. Während einige der Institute jedoch auf Sicht von zwölf Monaten mit erneuten Kursgewinnen rechnen, geht die Helaba von einem deutlichen Rücksetzer des Dax in Richtung von 10000 Punkten aus.sts Frankfurt – Der Dax hat seit Jahresbeginn mehr als 20 % an Wert zugelegt und gehört damit zu den performancestärksten Aktienindizes. Doch die Zeit der deutlichen Kursanstiege ist zunächst vorbei, sind die im Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB) organisierten Institute überzeugt, wenngleich ihre Prognosen für die weitere Entwicklung des Dax wie auch des Euro Stoxx 50 als Leitindex der Eurozone stark divergieren. “Aktien sind nach den umfangreichen Kursanstiegen so hoch bewertet, dass sich die Kurse teilweise von der Ertragslage der Unternehmen zu entkoppeln drohen”, fasst der VÖB die Erwartungen seiner Mitglieder zusammen. An der Prognose, die während einer Pressekonferenz am Dienstag in Frankfurt vorgestellt wurde, beteiligten sich neben der Helaba die BayernLB, die DekaBank, die LBBW und die Nord/LB. Auslöser einer Korrektur, so der VÖB, könnten Gewinnmitnahmen sein. Als Stabilisierungsfaktoren nennen die Experten das weiterhin niedrige Zinsniveau insbesondere in der Eurozone, die hohe Liquidität sowie die Wiederanlage von Dividendenzahlungen. In diesem Jahr würden die Dax-Konzerne 27,5 Mrd. Euro ausschütten, erläuterte Volker Sack, der bei der Nord/LB den Bereich Unternehmensanalyse leitet.In der Bewertung, wie die verschiedenen Faktoren auf die Aktienmärkte wirken, unterscheiden sich die Kapitalmarktexperten. Auf der einen Seite stehen die Optimisten von DekaBank, LBBW und Nord/LB, die für Dax und Euro Stoxx auf Sicht von zwölf Monaten weitere Gewinne prognostizieren. Während die BayernLB von einer Seitwärtsbewegung ausgeht, stellt sich die Helaba auf einen Kurseinbruch ein. Das Spitzeninstitut der Sparkassen in Hessen und Thüringen rechnet auf Sicht von einem Jahr mit einem rund 10-prozentigen Rückgang des Dax. LBBW prognostiziert RallyIm Kern geht es bei den divergierenden Prognosen um die Frage, ob Aktien bereits überbewertet und damit zu teuer sind. Dies sieht die LBBW als optimistischste der fünf Banken nicht so. “Aktien sind nicht mehr günstig bewertet, aber auch nicht teuer”, heißt es im Hinblick auf das Kurs-Gewinn-Verhältnis im Dax. “Die Bewertung hat keine Prognosekraft”, betonte Berndt Fernow, Stratege bei der Stuttgarter Landesbank. Er sieht die Aktienmärkte derzeit in einer “Neubewertungs-Hausse” angesichts von Niedrigzinsen und der Euro-Abwertung. Jenseits von Europa sieht er für Aktienanleger Chancen in Schwellenländern. “Man findet antizyklische Chancen an den Börsen der Schwellenländer, deren Aktien von großen institutionellen Investoren derzeit untergewichtet werden.” Mit weiteren leichten Zugewinnen am europäischen Aktienmarkt rechnet auch die DekaBank. “Die Rahmenbedingungen für weitere Kursanstiege sind aktionärsfreundlich”, sagte der Senior-Stratege Joachim Schallmayer. Dies gelte insbesondere für die Geldpolitik und die Konjunkturperspektiven. Er sieht deutsche Aktien zudem weniger hoch bewertet als Immobilien, die bei vielen Anlegern hoch im Kurs stehen. Würde sich die Bewertung des Dax auf das Niveau von Gewerbeimmobilien in Top-Lage ausweiten, so sei sogar ein Indexstand von 15 000 Punkten möglich. Widerspruch von der HelabaWiderspruch kam von Markus Reinwand, Aktienstratege der Helaba. “Wir sehen ambitionierte Bewertungen in einer weit fortgeschrittenen Hausse. Die Märkte sind weit über fundamentale Fakten hinausgeschossen”, sagte er. “Man sollte mit deutlichen Rückgängen rechnen, ohne dass es dafür eines besonderen Auslösers bedarf.” Die lockere Geldpolitik, die als eine Begründung der Aktienrally angeführt wird, ist aus Reinwands Sicht Folge einer sehr niedrigen Inflation. In der spiegele sich wiederum die schwache Konjunkturentwicklung wider. Zudem lasse die niedrige Inflation keinen dynamischen Gewinnzyklus erwarten. In der Vergangenheit seien die Unternehmensgewinne meist mit den Erzeugerpreisen gefallen – und deren Trend sei derzeit in Deutschland negativ. Gemessen an den Auftragseingängen habe sich der Kurs-Dax (ohne Dividenden) deutlich von der Realwirtschaft entfernt, technisch sei der Markt überhitzt, warnt Reinwand. “Wir halten die Situation für gefährlich und raten, Aktien taktisch unterzugewichten.” Daran änderten auch Aktienrückkäufe nicht. “Die Unternehmen wissen nicht, wie sie ihr Geld rentierlich investieren sollen, und schütten es deshalb aus.”