Wasser – „Quelle des Lebens“ wird zur Sorgenquelle
Vor wenigen Tagen, am 22. März, fand der Weltwassertag statt. Von den Vereinten Nationen ausgerufen, wird er seit nunmehr 30 Jahren begangen, um an die essenzielle Bedeutung der Ressource Wasser für das Leben zu erinnern. 2023 stand der Weltwassertag unter dem Motto „Accelerating Change“, also Beschleunigung des Wandels.
In der Tat scheinen beschleunigte Bemühungen in Richtung einer besseren weltweiten Versorgung mit nutzbarem Wasser dringend geboten. Während die Oberfläche unseres blauen Planeten zu rund zwei Dritteln mit Wasser bedeckt ist, sind nur 0,3 Prozent des globalen Vorkommens nutzbares Süßwasser. Dessen Verfügbarkeit kommt zunehmend unter Druck, etwa durch den Klimawandel oder die wachsende Weltbevölkerung. Und dies mittlerweile auch schon quasi vor unserer Haustür.
Denn in einigen Ländern Europas trat in den vergangenen Monaten ein recht ungewöhnliches Phänomen auf – eine Winterdürre. Große Wasserstraßen wie Po und Rhein verzeichneten rekordverdächtige Niedrigstände. In Frankreich führte dies zu einer geringeren Stromerzeugung aus Atomkraft, was einen Anstieg der Strompreise zur Folge hatte, der die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs und die gestiegenen Gaskosten noch verstärkte. Auch in Spanien, Portugal, Italien und der Türkei fielen nur geringe Niederschlagsmengen, was zu einem Rückgang der Wasserversorgung in Landwirtschaft und Städten führte. Zudem wird der Mangel an Schneefall in den Alpen in Frankreich, der Schweiz und Italien zu einer geringeren Schneeschmelze im Frühjahr und Sommer führen. Ende Januar 2023 zeigte das Schneewasseräquivalent (SWE – ein Maß, das angibt, wie viel flüssiges Wasser im Schnee gespeichert ist) ein Defizit von 35 Prozent im Vergleich zum Durchschnitt der letzten zehn Jahre. Da rund 60 Prozent des Wassers, das in italienische Flüsse fließt, aus geschmolzenem Schnee stammt, lässt dies wenig Gutes erahnen.
Angesichts dieser Entwicklungen verwundert es nicht, dass mittlerweile auch in Europa von politischer Seite her intensiv über Maßnahmen zur Wassermangelbewirtschaftung nachgedacht wird. Die Maßnahmen reichen vom Aufstellen entsprechender Pläne und Wasserspar-Appellen über die Förderung einer effizienteren Wassernutzung bis hin zu Investitionen in die Modernisierung der Infrastruktur.
Problembewusstsein steigt
Die gute Nachricht ist somit: Das Problembewusstsein steigt und Regierungen, Unternehmen und Landwirtschaft gleichermaßen haben die Notwendigkeit zum Handeln erkannt. Eine weitere gute Nachricht ist, dass „Quick Wins“ wie die Behebung von Leckagen oder eine Verringerung von Wasserverschwendung mit vergleichsweise geringem Aufwand möglich sind. Doch ist es mit lokalen Reparaturen oft nicht getan. Vielerorts ist die Wasser-Infrastruktur veraltet und erreicht das Ende ihrer physischen Lebensdauer. Das erfordert großflächige Modernisierungen. In Italien etwa erreichen infolge von Leckagen schätzungsweise 40% des Wassers nicht die Endverbraucher. Und allein für London und sein bis ins viktorianische Zeitalter zurückreichendes (Ab-)Wassersystem wird vermutet, dass pro Sekunde etwa 25000 Liter versickern.
Sowohl vom finanziellen Umfang als auch von der zeitlichen Dauer her ist die Errichtung einer modernen weltweiten Wasserinfrastruktur eine Mammutaufgabe. Das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage nimmt perspektivisch zu. Daher sind zur Aufrechterhaltung unseres Lebensstandards und zur Bewältigung der Herausforderungen des Klimawandels steigende Investitionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette der Wasserwirtschaft erforderlich.
Aus diesem Grund stellt der Wassersektor auch eine langfristige Wachstumschance für Anleger dar. Denn dem Knappheitsproblem stehen genügend Lösungen gegenüber. Wichtig dabei: Es geht nicht darum, Wasserknappheit zu fördern! Im Gegenteil: Es geht um Investitionen in Technologien, die den drohenden Mangel nachhaltig entschärfen oder ihn idealerweise ganz abwenden können. Unternehmen, deren Produkte zu einer Verringerung von Wasserverbrauch und -verschwendung beitragen, haben Potenzial. Und Anleger können an solchen Lösungsanbietern partizipieren. So investiert etwa der Fonds Allianz Global Water in Aktien von Unternehmen, deren Lösungen einen aktiven Beitrag zur Verbesserung des Wasserangebots, der Qualität und der Nachhaltigkeit globaler Wasserressourcen leisten. Dies können effiziente Netzbetreiber und auf Infrastruktur-Reparatur spezialisierte Unternehmen ebenso sein wie Firmen der Aufbereitungsbranche oder Hersteller intelligenter Wassertechnologien.
Vergegenwärtigt man sich die Breite der Herausforderungen und Anlagemöglichkeiten des Themas Wasser, so wird deutlich, dass hiermit nicht nur das UN-Nachhaltigkeitsziel SDG 6 (Sustainable Development Goals, SDGs) – Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen – gefördert wird. Naturgemäß stand dieses Ziel am Weltwassertag im Mittelpunkt. Vielmehr zahlen die Maßnahmen auch ein auf SDG 9 (Industrie, Innovation und Infrastruktur), SDG 11 (Nachhaltige Städte und Gemeinden) oder SDG 12 (Nachhaltige/r Konsum und Produktion). Und dies wiederum erscheint dann auch nicht unpassend zur überragenden Bedeutung von Wasser als „Quelle des Lebens“.
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