John William Olsen

„Wasserstoff könnte zum Ziel führen“

John William Olsen setzt auf Unternehmen, die einen effektiven Beitrag zur Lösung der großen Klima- und sozialen Probleme der Welt leisten. Allerdings müssen Aktien, die für den M&G Positive Impact Fund infrage kommen, auch die Aussicht auf attraktive Anlageerträge bieten.

„Wasserstoff könnte zum Ziel führen“

Christopher Kalbhenn.

Herr Olsen, wie definieren Sie Positive Impact Investing?

Ich habe bereits mehrere ESG-Fonds gemanagt. Unser M&G (Lux) Positive Impact Fund geht darüber hinaus und ist ein lösungsorientierter Fonds. 2017 haben wir beschlossen einen Positive Impact Fund zu machen. Bis dahin gab es, und gibt es weiterhin, ein Private-Debt-Angebot. Ziel des 2018 aufgelegten Fonds ist, Positive Impact Investing zu demokratisieren und für ein breites Publikum zugänglich zu machen. Der Unterschied zu ESG-Investing besteht darin, dass die Unternehmen, in die wir investieren, mit ihren Produkten einen Beitrag zur Lösung der großen Klima- und sozialen Probleme leisten müssen. Es geht uns also nicht nur darum, die schlechten zu meiden.

Immer mehr Unternehmen bekennen sich zu ESG und ergreifen entsprechende Maßnahmen. Wie grenzen Sie für den Fonds infrage kommende Unternehmen ab?

Der Fokus liegt nicht auf internen Maßnahmen der Unternehmen. Unilever hat viele begrüßenswerte und wirkungsvolle Maßnahmen ergriffen, aber ihre Produkte sind im Allgemeinen nicht wirkungsvoll. Es geht uns gezielt darum, dass die Unternehmen mit ihren Produkten oder Dienstleistungen einen nennenswerten Beitrag zur Lösung der großen Probleme der Welt leisten. Anders sieht das beispielsweise im Fall von Vestas aus. Die Windturbinen des Unternehmens helfen, den Klimawandel zu bekämpfen.

Aus wie vielen Aktien besteht das für Sie investierbare Universum?

Bei der Festlegung des investierbaren Universums kommt es auf die Definition an. Wir haben ein Rahmenwerk aus drei Ansätzen, das wir III nennen – Investment, Intention und Impact. So schauen wir auf qualitative Kriterien wie das Geschäftsmodell und die Wettbewerbsposition, denn wir wollen attraktive Anlageerträge erzielen. Zweitens sehen wir uns die Zielsetzungen des Unternehmens und ihre Umsetzung an. Drittens kommt es dann auf den Impact an, wobei auch seine Messbarkeit wichtig ist. Alle drei Bereiche müssen bei einem Unternehmen stimmen, damit es für uns beziehungsweise unsere Watch List in Frage kommt. Derzeit sind nach unseren Kriterien zwischen 200 und 250 Unternehmen für uns investierbar. Wir halten in der Regel ungefähr 30 Titel, mit einem sehr langfristigen Anlagehorizont von zehn Jahren. Unser Research-Aufwand betrifft vor allem das Geschäftsmodell. Wir wollen überzeugt sein, dass das Unternehmen einen Beitrag für die Lösung der großen Probleme leistet.

Welche Branchenschwerpunkte hat Ihr Portfolio?

Wir sind sehr stark im Healthcare-Bereich investiert. Dabei handelt es sich nicht um große Pharmaziekonzerne, sondern um Unternehmen, die unserer Überzeugung nach einen Beitrag für eine bessere Gesundheitsfürsorge leisten. Das können etwa Unternehmen sein, die Laborprodukte anbieten, oder auch Biotechnologiefirmen, die sich noch in einer frühen Phase befinden. Ein Unternehmen, das dazu gehört und das Sie sicherlich kennen, ist Fresenius. Rund ein Drittel unseres Portfolios entfällt auf diesen Sektor.

In welche weiteren Bereiche investieren Sie?

Unter Sustainability wird vieles verstanden. Derzeit liegt der Fokus der Öffentlichkeit auf dem Klimawandel, was sehr nachvollziehbar ist, vor allem aufgrund der aktuellen politischen Dynamik. Aber es gibt viele andere Themen. Wir sind beispielsweise in Banken und Bildungsaktien aus den Schwellenländern investiert. Ein weiterer Bereich ist die Kreislaufwirtschaft beziehungsweise Recycling-Unternehmen. Viele Menschen denken bei Impact Investing beispielsweise an Tesla. Um diesen Wert gibt es einen Hype. Wir sind in unserem Portfolio derzeit mit weniger als 15% im Thema Klimawandel investiert. Im Social-Bereich haben wir in letzter Zeit in Unternehmen investiert, die im Bereich Internet-Versorgung in Afrika aktiv sind. Sie hat große Auswirkungen in Afrika und anderen Schwellenländern, da sie vielen Menschen überhaupt erst Zugang zum Geschäftsleben und zu Information ermöglicht.

Wie messen Sie Impact?

Unser Fonds ist kein reiner Klimawandel-Fonds, bei dem es allein um den CO2-Fußabdruck gehen würde. Da wir unterschiedliche Impact-Themen haben, gestaltet sich die Messung komplexer. Beispielsweise müssen wir erfassen, wie viele Menschen in Afrika von einem Internet-Dienstleister erreicht werden. Wir versuchen auch, Daten zu aggregieren, um eine Headline-Kennzahl für den gesamten Fonds zu erhalten. Manchmal müssen wir auch die unterschiedlichen Entwicklungsstadien von Unternehmen beachten. Dann schauen wir darauf, wie die Unternehmen ihre Mittel investieren. Ein Unternehmen in einem frühen Entwicklungsstadium rettet noch keine Leben. Dann schauen wir uns an, ob es beispielsweise in eine Lösung für eine der großen Krankheiten investiert. Wir versuchen auch, Daten von den Unternehmen zu erhalten. Sie stellen sie auf Anfrage gerne zur Verfügung.

Was halten Sie vom Thema Wasserstoff?

Wir halten das für ein sehr interessantes Thema. Die Technologie existiert, Wasserstoff könnte uns zum Ziel führen. Die Herausforderung für uns ist, ob eine Technologie lebensfähig ist. Wir müssen vom Geschäftsmodell und der Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens überzeugt sein, d.h., es geht darum, die richtigen Unternehmen zu finden. Wir haben, was Wasserstoff betrifft, ein Material-Science-Unternehmen in unserem Portfolio mit einem Anteil von 1,7%. In diesem Fall sind wir überzeugt, dass es profitabel sein wird. Die Herausforderungen für den Sektor sind enorm. Es müssen große Investitionen getätigt und große Infrastrukturen aufgebaut werden. Zuletzt gab es eine Korrektur der Wasserstoffaktien, eine Normalisierung nach dem Hype. Aber der Bereich bleibt interessant. Nach der Korrektur sind auch erneuerbare Energien und andere Klimawandelaktien interessant. Gerade jetzt gibt es hier gute Chancen. Zuletzt haben die USA und China sogar vereinbart, bei der Bekämpfung des Klimawandels zusammenzuarbeiten.

Das Interview führte