Weimer besorgt über Vertrauensverlust

Deutsche-Börse-Chef beklagt Kapitalabflüsse aus Europa

Weimer besorgt über Vertrauensverlust

ck/dm Frankfurt – Theodor Weimer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Börse, ist über schwindendes Vertrauen von Investoren in Europa besorgt. Es werde Kapital aus Europa abgezogen, sagte er gestern auf der Jahreseröffnung des Börsenbetreibers. “Nichteuropäer scheinen weniger Vertrauen in Europa und insbesondere in Financial Services zu haben. Das muss uns zu denken geben”, sagte Weimer. Er äußerte zudem Bedenken hinsichtlich der stark gestiegenen Verschuldung von US-Unternehmen. Alle Kennziffern stünden “hart auf Rot”. Dabei brachte Weimer auch mögliche neue Risiken an den Finanzmärkten ins Spiel. “Wie stabil sind Corporate-Bond-ETFs, die außerbörslich gehandelt werden, eigentlich in einer Krise, frage ich mich als Chef eines Börsenbetreibers”, so Weimer. Zugleich forderte er, dass digital verbriefte Vermögenswerte über regulierte Märkte und nicht in Graumärkten gehandelt werden. “Wir erleben derzeit das Entstehen riesiger digitaler Märkte. Wir werden es noch erleben können, dass wir Token von einem Renoir, Picasso oder Richter kaufen werden können.”Bundesfinanzminister Olaf Scholz rief die Finanzindustrie dazu auf, ihre Vorbereitungen für einen harten Brexit weiter voranzutreiben. “Die EU-27 ist sich einig, dass es keine neuen Verhandlungen über den Ausstiegsvertrag gibt”, sagte Scholz. Er fügte an, dass die EU kurz vor einer Einigung in der Regulierung der Aufsicht über Clearinghäuser stehe. Er bekräftigte seine Unterstützung für entsprechende Befugnisse der europäischen Marktaufsicht ESMA und der Europäischen Zentralbank. Dies schließe auch eine mögliche Verlagerung des Clearings von auf Euro lautenden Zinskontrakten aus London in die EU-27 ein, wenn dies zur Sicherung der Finanzstabilität notwendig sei. Was die Aufsicht über die Clearinghäuser in der EU-27 anbelangt, müssten noch einige Details geklärt werden. Scholz betonte, auch bei der Kapitalmarktunion müsse Europa vorankommen. Ein international funktionierender Binnenmarkt für digitale Finanztechniken sei angezeigt. Scholz zufolge ist der Finanzplatz Frankfurt in einer guten Ausgangslage. Man könne sich aber nicht zurücklehnen, so Scholz. Sein Anliegen sei eine “kluge Finanzindustriepolitik”.