Energiekosten

Wetter sorgt für niedrige Gas- und Strompreise

Der Preis für Erdgas fiel auf dem europäischen Spotmarkt auf den tiefsten Stand seit fast einem Jahr. Auch die Strompreise sinken. Ein Ende der Energiekrise ist laut Marktbeobachtern aber noch nicht in Sicht.

Wetter sorgt für niedrige Gas- und Strompreise

ku Frankfurt

Der Rückgang der EU-Preise für Erdgas und Strom hat sich auch im neuen Jahr fortgesetzt. Am europäischen Spotmarkt verbilligte sich der Monatskontrakt für Erdgas am Übergabepunkt TTF um weitere 2,7% auf nur noch 76,10 Euro je Megawattstunde. Zeitweise wurden sogar 70,30 Euro erreicht. Dies ist der niedrigste Stand seit dem 21. Februar, also kurz vor Beginn des Ukraine-Kriegs. Damit hat sich der Erdgaspreis weit entfernt von seinem Allzeithoch vom 26. August von mehr als 342 Euro. Allerdings beträgt der Erdgaspreis noch fast das Vierfache des Niveaus, das vor dem Beginn der Energiekrise im Jahr 2020 üblich war. Ähnliches gilt für die Strompreise, die zum Jahresende 2022 in den sehr kurzfristigen Kontakten sogar negatives Niveau erreicht hatten. So notierte der Übernachtkontrakt für deutschen Grundlaststrom am 30. De­­zem­ber zeitweise zu −5,34 Euro je Megawattstunde, was bedeutet, dass Verkäufer Geld mitbringen mussten, wenn sie ihren Strom loswerden wollten. Inzwischen hat sich die Lage aber wieder normalisiert und der Übernachtkontrakt notierte am Montag zu 146,75 Euro.

Nach Einschätzung der meisten Marktbeobachter wäre es verfrüht, vom gegenwärtig relativ niedrigen Preisniveau auf eine Entspannung oder gar ein Ende der europäischen Energiekrise und auf dauerhaft niedrigere Energiepreise zu hoffen. So haben jüngst mit Bundesfinanzminister Christian Lindner und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck Vertreter der Bundesregierung da­rauf hingewiesen, dass 2023 mit hohen Energiepreisen zu rechnen und eine Entspannung erst ab Ende 2023 denkbar sei.

In der Tat sind die Faktoren, die die Preise für Strom und Gas derzeit unter Druck setzen, überwiegend kurzfristiger Natur. Zu nennen ist in erster Linie die überraschend milde und stürmische Witterung, die in weiten Teilen Europas bis zum 10. Januar anhalten soll. Erst danach ist mit einer Normalisierung auf kältere Temperaturen zu rechnen. Der witterungsbedingt niedrige Gasverbrauch hat unter anderem dafür gesorgt, dass die Erdgasspeicher nach wie vor gut gefüllt sind. In Deutschland beträgt er Füllstand 90,1%, europaweit immerhin 83,3%. Deutschland ist es gelungen, trotz des Winters elf Tage in Folge die Befüllung der Speicher zu erhöhen. Das Stromangebot wurde durch große Mengen an Windenergie erhöht, bei einem niedrigen Verbrauch aufgrund der Feiertage. Während es derzeit problemlos möglich ist, LNG-Flüssiggas aufzutreiben, dürfte sich das in den kommenden Monaten deutlich ändern mit der konjunkturellen Erholung in China und den anderen Ländern Asiens. Zudem hat sich gezeigt, dass die EU in größerem Umfang russisches LNG-Flüssig­gas bezogen hat, was aufgrund der politischen Spannungen keine Dauerlösung sein wird. Zudem wird die Kapazität sämtlicher in Deutschland geplanten LNG-Terminals bestenfalls für knapp die Hälfte des in Deutschland verbrauchten Erdgases ausreichen. Außerdem dürfte sich nach Ansicht viele Analysten die EU-Preisbremse für Erdgas als Schuss ins eigene Knie erweisen, da sie dafür sorgt, dass mit im Jahresverlauf steigenden Preisen LNG von Europa nach Asien umgeleitet wird.

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