Wie nachhaltig ist die Dax-Rally?
Wie nachhaltig ist die Dax-Rally?
Von Thomas Altmann
Schon am 6. Februar hat das YTD-Plus des Dax zum ersten Mal die Marke von 10% durchbrochen. So impulsiv ist der Dax zuletzt 2015 in ein Jahr gestartet. Bis jetzt liegen die Chartverläufe der Jahre 2015 und 2025 wie Spiegelbilder aufeinander. 2015 war an dieser Stelle noch lange nicht Schluss. Bis in den April hinein weitete der Dax seinen Jahresgewinn bis auf 26% aus. Ehe der große Einbruch den Dax im August/ September sogar ins Minus riss. Einer der Auslöser war damals die schwierige wirtschaftliche Situation in China und die damit einhergehende Sorge um das deutsche Export-Modell. Schließlich beendete der Dax das Jahr mit einem Plus von 9,6% - und damit unter dem Verlaufshoch aus dem Februar.
Beim Blick auf die Bewertung des Dax sind die Parallelen nicht weniger auffallend. Vor zehn Jahren und heute geht der Kursanstieg gleichermaßen mit einer Bewertungsausweitung einher. 2015 stieg das KGV des Dax zwischen Januar und April von 14,0 bis auf 17,4 an. In diesem Jahr bislang von 15,0 auf 16,5. Das Kurs/ Buchwert-Verhältnis weitete sich damals von 1,7 auf 2,1 aus, diesmal von 1,8 auf 2,0.
Mit 16,5 liegt das historische KGV bereits mehr als 2 Punkte über dem langfristigen Durchschnitt. Beim Kurs/ Buchwert-Verhältnis beträgt die Abweichung zum historischen Mittel gut 0,3 Punkte. Das sind deutliche Warnsignale.
Korrelation als weitere Warnung
Ein weiteres Warnsignal kommt von der Korrelation der Dax-Aktien untereinander. Die historische 3-Monats-Korrelation steht aktuell bei 0,21. Der langfristige historische Mittelwert liegt mit 0,47 allerdings mehr als doppelt so hoch. Das bedeutet: Das Eigenleben innerhalb des Dax hat sich zuletzt weiter verstärkt. Die Rally wird von immer weniger Werten getragen. Und das gilt traditionell als ungesund. Zwischen Januar und April 2015 ist die historische 3-Monats-Korrelation um 0,5 Punkte abgesackt. Und hat damit frühzeitig ein zuverlässiges Warnsignal für das Ende der Rally gesendet.
Der Blick auf die implizite, also zukünftig erwartete Dax-Volatilität zeigt auf den ersten Blick keine Auffälligkeiten. Mit einem Wert von knapp 17 liegt der VDAX NEW, der Volatilitätsindex des DAX, in etwa auf seinem Mittelwert der vergangenen beiden Jahre. Spannend ist jedoch der Blick auf die Skew, also die Volatilitätsdifferenz zwischen Optionen mit einem Basispreis am aktuellen Indexstand und einem tieferen Basispreis. Bei 2-monatiger Laufzeit wird für Basispreise 20% unter dem aktuellen Indexstand aktuell ein Aufschlag von 14% gezahlt. In den vergangenen drei Jahren war dieser Aufschlag in 93% aller Fälle niedriger. Die Börsen preisen also eine erhöhte Wahrscheinlichkeit eines Dax-Einbruchs – ein weiteres Warnsignal.
Anleger werden vorsichtiger
Der zahlreichen Risiken scheinen sich immer mehr Anlegerinnen und Anleger bewusst zu werden. In den ersten sechs Wochen dieses Jahres wurden gut 250.000 zusätzliche Put-Optionen zur Absicherung eingegangen. Zum Vergleich: In den ersten sechs Wochen des vergangenen Jahres wurden nur 70.000 Kontrakte neu gekauft. Und das ist eine gute Nachricht. Diese deutlich erhöhte Absicherungsposition kann den Dax zumindest in einer ersten Verkaufswelle stabilisieren. Denn wer abgesichert ist, muss seine Aktien nicht blind und zu jedem Preis auf den Markt werfen.
Geschichte wiederholt sich nicht, auch nicht an den Börsen. Mit dem aktuellen Zoll-Vorstoß der neuen US-Regierung gibt es allerdings – wie vor zehn Jahren – eine Entwicklung, die das deutsche Export-Modell hart treffen könnte. Und genau deshalb darf Geschichte mahnen und zum Nachdenken anregen.
Unser Gastautor Thomas Altmann ist Leiter des Portfolio-Managements bei QC Partners.