IM GESPRÄCH: GEORGE SAFFAYE, BNY MELLON INVESTMENT MANAGEMENT

"Wir müssen einfach smarter werden"

Investmentstratege sucht Anlagechancen in dem sich im Umbruch befindenden Mobilitätssektor

"Wir müssen einfach smarter werden"

Mit den Trends zu autonomen Fahrzeugen, neuen Antrieben und zum Teilen von Autos verändert sich die Wertschöpfungskette in der Mobilitätsbranche drastisch. Während es zahlreiche Verlierer geben wird, zeichnen sich auch Gewinner des Umbruchs an. Bei welchen Unternehmen er Anlagechancen sieht, erläutert George Saffaye, Investmentstratege von BNY Mellon Investment Management, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.Von Stefan Schaaf, FrankfurtAuch George Saffaye bekommt glänzende Augen, wenn er von einem wassergekühlten Porsche 911 spricht. Doch er schwärmt nur einen kurzen Moment für die Sportwagen-Ikone aus Zuffenhausen, dann übernimmt die Vernunft wieder. “Unser Verhalten ist nicht nachhaltig, wir müssen das lösen. Und dabei geht es nicht um unsere persönlichen Vorlieben, wir müssen einfach smarter werden”, betont der Investmentstratege von BNY Mellon Asset Management im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.Wie diese Transformation in der Mobilität Wertschöpfungsketten verändert, Gewinner und Verlierer bei Unternehmen hervorbringt und Anlagemöglichkeiten schafft, damit beschäftigt sich Saffaye. Er arbeitet im Team des “Mobility Innovation Equity”-Fonds von Mellon, der am 1. August 2018 aufgelegt wurde. Das Produkt definiert angesichts neuer Antriebe und des Trends zum autonomen Fahren Mobilität nicht nur mehr als Anlage in Autohersteller oder -zulieferer. Im Portfolio des Fonds finden sich auch auf Datenanalyse spezialisierte Unternehmen oder Telekomfirmen, schließlich geht es um den künftigen G5-Mobilfunkstandard und um Sensoren und Datenübertragung in Echtzeit – auch im Autoverkehr. “Wir investieren in die gesamte Wertschöpfungskette”, betont der Experte.”Technologie ist ein doppelschneidiges Schwert”, sagt er. “Während die Disruption einige Unternehmen bedroht, kann sie für Verbraucher große Vorteile mit sich bringen.” Als Anleger müsse er aber auch im Blick haben, dass die großen Trends in der Mobilität nicht nur spezialisierte Zulieferer, sondern beispielsweise auch Versicherer betreffen. So wird erwartet, dass durch Fahrassistenzsysteme, aber erst recht durch autonome Fahrzeuge die Zahl der Unfälle sinken wird.Zugleich lägen in der Nutzung künstlicher Intelligenz große Chancen für die Menschheit, wie Saffaye mit folgender Zahl unterstreicht: Jährlich sterben in aller Welt 1,2 Millionen Menschen wegen individueller Fehler im Straßenverkehr. “Autonome Fahrzeuge werden die stärksten Sicherheitssysteme eingebaut haben”, ist er überzeugt. 5G-Standard im BlickMellon ist eine der Boutiquen unter dem Dach von BNY Mellon Asset Management. Der US-Anbieter verwaltet nach eigenen Angaben ein Vermögen von 1,7 Bill. Dollar, Mellon ist mit knapp 500 Mrd. Dollar die mit Abstand größte der acht Boutiquen unter dem BNY-Dach. Mellon bewegt sich mit dem Mobility Innovation-Fonds im Universum von Themenfonds, wie sie viele Anbieter rund um Innovation und Technologie auf den Markt bringen. Der Fonds zielt in seiner Anlage auf “disruptive, transformative Veränderung in der Nutzung, im Antrieb und in der Kontrolle aller Arten von Mobilität”.Der Mellon-Fonds orientiert sich an vier Themen: Konnektivität, autonomes Fahren, Sharing und Elektrifizierung. Dafür steht im Englischen das Akronym CASE (Connectivity, Autonomous Vehicles, Sharing, Electrification). Im Zusammenhang mit Konnektivität hat der Fonds insbesondere den künftigen 5G-Mobilfunkstandard im Blick. “Diese Technologie ermöglicht Echtzeitkommunikation zwischen Maschinen und Infrastruktureinrichtungen, aber auch zwischen Fahrzeugen im Straßenverkehr”, erläutert Saffaye. “Das eröffnet uns deutliche Möglichkeiten in Bereichen wie Datenmanagement, Halbleitern, Cloud-Computing sowie 5G-Kommunikation”, erläutert der Experte im Hinblick auf das Thema Konnektivität.Diese Orientierung spiegelt sich auch in der Struktur des Fonds wider. Einer der beiden größten Einzelposten mit 4,3 % (alle Werte Stand 31. März 2019) ist die Aktie von Splunk, einem im Jahr 2003 gegründeten und auf Datenanalyse spezialisierten Unternehmen. Auf einen Anteil von 3,3 % kommt das Telekommunikationsunternehmen Verizon.Auf Technologie setzt das Management auch mit anderen großen Positionen im Fonds. Der russische Internetkonzern Yandex (4,1 %) spielt laut dem Strategen Saffaye eine wichtige Rolle beim Carsharing, also wenn es darum geht, “kein Auto zu besitzen, aber eines zu nutzen”. Ein Hersteller von Chips im Bereich Künstliche Intelligenz ist das Silikon-Vally-Unternehmen Xilinx (3,2 %). Auf Messgeräte im elektronischen Bereich ist Keysight Technologies (4,1 %) spezialisiert.Unter den 10 größten Einzelpositionen des Fonds findet sich mit Wabco (2,7 %) nur ein einziger klassischer Autozulieferer, wenngleich in der Branchengewichtung des Fonds Automobilteile mit 17,4 % größter Einzelposten sind, gefolgt von elektronischer Ausrüstung mit 16,4 %.Geografisch ist der Fonds insbesondere auf die Vereinigten Staaten konzentriert, dort hat er mehr als die Hälfte seines Geldes angelegt. Die beiden Autoländer Japan und Deutschland liegen mit Anteilen von 9,4 beziehungsweise 4,6 % weit zurück, aus keinem der beiden Länder findet sich eine Aktie unter den zehn größten Einzelpositionen. Welche Werte aus Deutschland im Fonds sind, wollte das Unternehmen nicht mitteilen und begründete dies mit rechtlichen Beschränkungen. Da der Fonds erst wenige Monate alt ist, liegen auch noch keine Zwischenberichte vor, in denen alle Positionen aufgeführt werden. Volkswagen interessantBei den klassischen Autoherstellern (OEMs) hält sich der Fonds zurück. “Die OEMs müssen erst einmal die Zukunft des Antriebs klären, dann können sie auch beginnen bei Abonnement-Modelle mitzuspielen”, sagt Saffaye. “Dieser Trend, dass man für den Zugang zu Mobilität und nicht für den Besitz eines Autos bezahlt, wird neue Unternehmen hervorbringen.” Als interessant bezeichnet er Volkswagen wegen der Überlegungen der Wolfsburger, die gemeinsam mit Amazon entwickelte IT-Plattform für andere Anbieter zu öffnen. “Die Volkswagen-Plattform könnte zum Industrie-Standard werden, das erinnert an Microsoft und die Büro-Software.”Für seine thesaurierende Euro-Tranche weist der in Irland beheimatete Fonds (ISIN: IE00BD05MV08) Gesamtkosten von 1,01 % aus, etwa zu gleichen Teilen auf laufende Kosten und Transaktionskosten aufgeteilt. Der bei einem Wert von einem Euro am 1. August des vergangenen Jahres gestartete Fonds handelt aktuell derzeit nahezu auf demselben Niveau. Zum Vergleich: Der Industrieländer-Aktienindex MSCI World (in Dollar) notiert aktuell bei 2 163 Punkten, am 31. Juli 2018 schloss er bei 2 153 Stellen.