TECHNISCHE ANALYSE

Wird Gold seinen Höhenflug fortsetzen?

Von Axel Rudolph *) Börsen-Zeitung, 22.4.2020 Seit ein paar Wochen setzt das Edelmetall Gold seinen ausgeprägten Anstieg in Richtung 1 800 US-Dollar je Feinunze fort und notiert mittlerweile auf einem Siebeneinhalbjahreshoch. In Euro ist der...

Wird Gold seinen Höhenflug fortsetzen?

Von Axel Rudolph *)Seit ein paar Wochen setzt das Edelmetall Gold seinen ausgeprägten Anstieg in Richtung 1 800 US-Dollar je Feinunze fort und notiert mittlerweile auf einem Siebeneinhalbjahreshoch. In Euro ist der Goldpreis bereits auf neue All-Time Highs (fast 1 600 Euro je Feinunze) gestiegen. Seit Anfang April hat sich Gold um rund 150 Dollar beziehungsweise fast 10 % verteuert. Der Goldpreis profitiert dabei unter anderem von der ultralockeren Geldpolitik vieler Zentralbanken sowie von immer größeren Rettungspaketen vieler Länder für deren Wirtschaft, die in hohem Maße schuldenfinanziert sein werden. Wertstabilität gefragtDas Management dieser sich auftürmenden Schuldenberge wird lange Zeit (sprich Jahre) in Anspruch nehmen. Da verwundert es nicht, dass Gold – auch vor dem Hintergrund der aktuellen Phase mit niedrigen nominalen und realen Zinssätzen – als wertstabile Anlage sowohl bei institutionellen als auch privaten Marktteilnehmern in ihrer Anlagestrategie eine gewichtigere Rolle spielt. Damit bleibt die Frage, welche technische Qualität der aktuelle steile Aufwärtstrend beim Goldpreis aufweist. In Euro auf RekordfahrtDie technische Gesamtlage beim Goldpreis ist mittelfristig positiv, auch wenn es kurzfristig jederzeit zu einer Konsolidierung kommen kann. Gold (in Euro) handelt mit neuen All-Time Highs und nähert sich der Marke von 1 600 Euro je Feinunze. Allein in den letzten drei Wochen hat der Goldpreis (in Euro) um rund 6 % zugelegt, und seit dem Anfang-März-(intraday)-Korrekturtief bei rund 1 300 Euro ist der Anstieg sogar noch ausgeprägter. Aus technischer Sicht ist hervorzuheben, dass das Anfang-März-Tief nahe dem Kurshoch vom August 2019 entstanden ist und dieses Tief damit den Teil einer dreizackigen A-b-c-Elliott-Wellen-Korrektur darstellt.Laut der Elliott-Wellen-Theorie bewegen sich Märkte in Richtung des Trends in fünf Wellen und korrigieren gegen den Trend in drei Wellen, welche man mit den Buchstaben a, b und c kennzeichnet. Einer A-b-c-Korrektur folgt laut der Theorie dann eine weitere fünfwellige Bewegung in Richtung des Trends. Für den Goldpreis (in Euro) heißt dies, dass der Konsolidierungsphase von Februar bis Anfang März 2020 nun eine impulsive Kurssteigerung in Richtung 1 700 Euro je Feinunze folgen sollte. Dies gilt auch für den Fall einer neuen Konsolidierung des Goldpreises. Rein charttechnisch gesehen bleibt der aktuelle mittelfristige Aufwärtstrend so lange intakt, wie sich der Goldkurs über dem Dezember-2019-Tief bei rund 1 300 Euro je Feinunze befindet. Hoch seit November 2012Das mittel- und langfristige Gesamtbild des Goldpreises (in US-Dollar) hat zurzeit folgende wichtige technische Aspekte. Mit dem aktuellen Goldpreisniveau bei rund 1 700 Dollar per Feinunze liegt das höchste Kursniveau seit dem November 2012 vor. Die technische Gesamtlage deutet als nächstes, mittelfristiges Kursziel einen Test beziehungsweise ein Hereinlaufen in die gestaffelte Resistance-Zone an, die sich aus den Höchstkursen von November 2011 sowie Februar und Oktober 2012 zwischen 1 791 und 1 803 Dollar per Feinunze ergibt. Dort sollte es nicht überraschen, wenn es für einige Wochen zu einer weiteren, normalen Konsolidierung kommt. Im Anschluss sollte sich der 2015 begonnene Aufwärtstrend (Start bei 1 046 US-Dollar) weiter in Richtung des All-Time High bei rund 1 921 US-Dollar per Feinunze (stammt aus dem September 2011) fortsetzen. Die technische Qualität der laufenden Hausse-Bewegung (seit 2015) hat auch die psychologische Marke von 2 000 US-Dollar per Feinunze mit auf dem Ticket. Mentaler SicherungsstoppTrotz dieses insgesamt positiven Gesamtbildes sollte aber als Kernelement eines technischen Risikomanagements ein “mentaler Sicherungsstopp” etabliert werden. Kommt es beim Goldpreis (in US- Dollar) zu einem unerwarteten Kursrutsch unter die Tiefstkurse von November 2019 beziehungsweise März 2020 bei 1 451/1 445 US-Dollar per Feinunze, würde der Aufwärtstrend seit 2018 verlassen. Als technische Konsequenz würden die soliden Support-Zonen zwischen den Kurshochs von März 2014, Juli 2016 und Januar sowie April 2018 bei 1 392/1 365 US-Dollar per Feinunze wieder in den Fokus rücken. *) Axel Rudolph ist bei der Commerzbank im Bereich FICC Technische Analyse Research tätig.