KABUTOCHO-BERICHT

Yen-Schwäche verlängert Nikkei-Rally

Weitere Lockerung durch Notenbank erwartet

Yen-Schwäche verlängert Nikkei-Rally

Von Martin Fritz, TokioLeichtere Yen-Notierungen haben Japans Aktienmarkt die dritte Woche in Folge zu Gewinnen verholfen. Der Nikkei 225 rückte um 0,5 % auf ein Siebenmonatshoch von 9 446 Yen vor. Der marktbreite Topix steigerte sich um 0,3 % auf 781 Punkte. Der Yen sank zum Euro auf den niedrigsten Wert seit Ende April. Zum Dollar hat der Yen im November um 3,3 % nachgegeben, der größte Monatsverlust seit Februar. Gestützt wurde die Kauflaune durch den unerwarteten Anstieg der Industrieproduktion im Oktober sowie die Verabschiedung eines kleinen Konjunkturpakets über 880 Mrd. Yen (8,2 Mrd. Euro). Parlamentswahl im BlickViele Anleger spekulieren weiter auf den Sieg von Liberaldemokraten-Chef Shinzo Abe bei der Parlamentswahl am 16. Dezember. Abe dringt auf eine verstärkte Reflationierung zur Ankurbelung des Wachstums und Schwächung des Yen. Selbst falls Abe keine klare Mehrheit gewinnt, worauf Wahlumfragen hindeuten, gibt es einen breiten Konsens für eine weitere Lockerung der Geldpolitik und neue staatliche Konjunkturpakete. Außerdem könnte die Notenbank in vorauseilendem Gehorsam selbst den Geldhahn mehr aufdrehen, um keine Einschränkung ihrer Unabhängigkeit zu provozieren. Die Verbraucherpreise blieben im Oktober unverändert zum Vorjahr, sodass das Inflationsziel der Bank of Japan von 1 % außer Reichweite bleibt. Abe will die Notenbank auf ein Ziel von 2 % verpflichten. Außerdem will er über eine Gesetzesänderung erreichen, dass die Notenbank ihre Geldpolitik nicht nur auf Preisstabilität, sondern auch auf den Arbeitsmarkt ausrichten muss.Allerdings zeigt die Aktienrally erste Anzeichen von Schwäche. Für den Monat November blieb unterm Strich ein Gewinn von 5,8 %. Aber im Wochenverlauf konnte der Nikkei nur noch 0,9 % zulegen. Insbesondere Privatanleger sind “short in Yen und long im Nikkei”, wie Händler berichten. Zugleich spiegelt sich die anhaltend positive Stimmung in einem Fünfjahreshoch von 15 geplanten Börsengängen im Dezember wider. Der IPO-Index für neue Aktien ist in diesem Jahr um 30 % gestiegen. Nur die Angst vor einer automatischen Schuldenbremse in den USA hängt wie ein Damoklesschwert über dem Markt.Vor dem Wochenende notierten viele Exporttitel wegen der Yen-Schwäche fester. Toyota verbesserten sich um 0,6 %, Nissan um 0,9 % und Canon um 1,2 %. Die schwerste Nikkei-Aktie Fast Retailing rückte um 1,2 % vor. Die Aktie ist damit den elften Tag in Folge gestiegen und hat dabei um knapp 12 % zugelegt. Dabei spielen nach Angaben von Händlern Arbitrage-Geschäfte zwischen Nikkei-Futures und dem Einzeltitel Fast Retailing eine Rolle. Nach Handelsschluss meldete der Konzern den Einstieg beim US-Textillabel J Brand Holdings. Für 80 % der Anteile zahlt der japanische Betreiber der Uniqlo-Modekaufhäuser 300 Mill. Dollar an den US-Beteiligungsfonds Star Avenue Capital.Japan Tobacco, ein weiterer Anlegerliebling, gewannen 1,6 % hinzu. Dagegen wurden bei zwei anderen Schwergewichten Gewinne mitgenommen. Die Anteile von Industrieroboterhersteller Fanuc und Telekom-Provider Softbank fielen um 2,8 % bzw. 0,4 % zurück. Die Aktien von Mitsubishi Heavy und Hitachi avancierten um 3 % bzw. 4,2 %. Die beiden Mischkonzerne wollen ihre Sparten für Wärmekraftwerke Anfang 2014 zusammenlegen. Die Anteile des Betreibers des sozialen Netzwerks Mixi sprangen um 9,9 %. Deutsche Securities hoben das Kursziel für den Titel vor allem wegen der Aussicht auf höhere Werbeerträge um 9,6 % an.