Zinsspekulationen lösen Höhenflug des Yen aus
Yen im Höhenflug aufgrund von Zinsspekulationen
mf Tokio
Die japanische Währung scheint nach über zwei Jahren im Abwärtstrend ihre Talsohle durchschritten zu haben. Seit der Veröffentlichung von unerwartet schwachen US-Inflationsdaten und mutmaßlichen Interventionen des japanischen Finanzministeriums am 11. und 12. Juli wertete der Yen deutlich auf. Für 1 Dollar wurden am Donnerstag nur rund 152 Yen gezahlt, vor zwei Wochen waren es noch über 161 Yen. Für 1 Euro erhält man statt 175 nur noch 165 Yen.
Weniger Short-Positionen
Die japanische Agentur Kyodo meinte zwar in einer Analyse, es handele sich um eine Verschnaufpause auf dem weiteren Weg nach unten, nicht um eine Trendwende. Aber der Devisenmarkt könnte genauso gut davon ausgehen, dass die Renditedifferenz zwischen japanischen und US-Staatsanleihen in naher Zukunft schrumpfen wird. Einerseits könnte die US-Notenbank die Zinsen schneller als erwartet senken. Andererseits sehen rund 90% der Geldpolitik-Analysten in Japan das Risiko, dass die Bank of Japan am 31. Juli den Leitzins um mindestens 15 Basispunkte anhebt. Zudem plant Japans Notenbank, weniger Staatsanleihen zu kaufen, was zu fallenden Kursen und steigenden Renditen führen könnte.
Dazu kommen Anzeichen, dass größere spekulative Investoren ihre Short-Positionen beim Yen verringern. Bis zum 16. Juli, den Tagen nach dem Beginn der Aufwertung, verringerten fremdfinanzierte Fonds ihre Netto-Short-Positionen im Yen so stark wie seit März 2011 nicht mehr, wie aus Daten der US Commodity Futures Trading Commission hervorgeht.
Investoren lösen Carry Trades auf
Auch lösen offenbar einige Investoren ihre Yen-Carry Trades auf. Als Indiz wird der wiederholte Anstieg des Yen zum Handelsbeginn in London gewertet. Bei diesen Trades leihen sich Investoren Yen zu Niedrigzinsen und legen sie in Dollar-Wertpapieren mit hoher Rendite an. Sobald der Yen-Wechselkurs volatiler wird, steigen diese Investoren aus, um ihr Verlustrisiko zu begrenzen, da der Yen für heftige Bewegungen bekannt ist. Von August 2008 bis Januar 2009 zum Beispiel wertete der Yen zum Euro um rund ein Viertel auf.