Geopolitische Sorgen treiben Anleger in die Defensive - Dax rutscht ins Minus
kjo / Reuters - Anhaltende Zinsspekulationen und die geopolitischen Unsicherheiten haben die Aktienanleger am Dienstag dazu veranlasst, in die Defensive zu gehen. Das sorgte an den Börsen für negative Vorzeichen. Der Dax liegt zur Mittagszeit bei 17.765 Zähler wieder deutlicher unter der Marke von 18.000 Punkten und weist aktuell einen Abschlag von 1,5% aus. Der Euro Stoxx 50 Index notiert zur gleichen Zeit mit 4.910 Punkten und damit 1,5% tiefer als noch am Vortag. Es negative Vorgaben aus Übersee: Asiens Aktienmärkte hatten bereits mit deutlichen Verlusten geschlossen und sich damit dem negativen Trend der Wall Street angeschlossen. Der S&P 500 war auf den tiefsten Stand seit fast zwei Monaten gefallen.
Ein Börsianer erklärte dies vor allem mit neuer Unsicherheit bezüglich der für nun später in diesem Jahr erwarteten Zinswende in den USA. Notenbankvertreterin Mary Daly habe betont, dass die Federal Reserve mit Zinssenkungen keine Eile habe und es in der Inflationsbekämpfung noch eine Menge zu tun gebe. Zudem schwebt über dem Markt die dunkle Wolke der Nahost-Eskalation vom Wochenende. Der Iran hatte Israel mit mehr als 300 Drohnen und Raketen angegriffen. Anleger befürchten, dass es zu einer erheblichen Ausbreitung der kriegerischen Auseinandersetzungen kommen könnte. Das könnte insbesondere den Ölpreis nach oben treiben und damit auch die Inflation antreiben. Litauens Zentralbankchef hatte bereits tags zuvor davor gewarnt, dass eine Eskalation der Auseinandersetzungen in der Region des Nahen Ostens dazu führen, dass die für Juni avisierte Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) dann doch nicht stattfindet.
An den Devisenmärkten haben die Anleger insbesondere den Yen weiter im Blick. Die japanische Währung erreichte 154,61 Yen für einen Dollar und notierte damit abermals auf dem tiefsten Stand seit 34 Jahren. Auf diesem Stand liegt der Yen auch zur Mittagszeit. Seit Jahresanfang hat die japanische Valuta 9,6% gegenüber dem Greenback an Wert verloren. An den Märkten wird davon ausgegangen, dass die Währungsverantwortlichen in Japan mit Interventionen auf den anhaltenden Wertverfall ihrer Devisen reagieren werden. Japans Finanzministerium und auch die Bank von Japan haben in den vergangenen Tagen wiederholt klargestellt, dass man bereit ist, den Wertverfall aufzuhalten. Für Japan bedeutet die schwache Währung erhebliche Nachteile, da der Einkauf von Rohstoffen, insbesondere Energieträgern, und anderen Vorprodukten somit immer teurer wird. Dies belastet Handel, Verbraucher und Unternehmen.
Der Euro war nach den Kursverlusten der vergangenen Handelstage wenig verändert. Am Mittag wurde die Gemeinschaftswährung bei 1,0624 Dollar gehandelt und damit praktisch auf dem Stand des Vortages. Zuvor hatte der Dollar noch etwas zugelegt. Marktbeobachter verwiesen auf robuste Konjunkturdaten aus den USA, die für Auftrieb beim Greenback gesorgt hatten. „Sie untermauern das am Markt vorherrschende Bild, dass die US-Wirtschaft besser performt als die der Eurozone“, so Devisenexpertin Antje Praefcke. Zuletzt hatten Daten zur Umsatzentwicklung im US-Einzelhandel eine weiter solide Kauflaune gezeigt.
Im weiteren Handelsverlauf bleibt das Interesse der Anleger am Devisenmarkt auf Konjunkturdaten gerichtet. Am Nachmittag könnten Daten zur Industrieproduktion in den USA für neue Impulse sorgen.
Leichte Verluste gab es an den Rohstoffmärkten im Bereich der Ölpreise. Am Mittag kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Juni 89,86 US-Dollar. Das waren 0,3% weniger als am Vortag. Leichte Renditeanstiege gab es bei den Bundesanleihen. Die zehnjährige Bundrendite kletterte um drei Stellen von 2,43% auf 2,46%.
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