Zukunftsbranche Optoelektronik

DZ Bank wegen guter Kursentwicklung aber jetzt vorsichtiger - Institut favorisiert Osram

Zukunftsbranche Optoelektronik

Auf weit über der BIP-Entwicklung liegende Wachstumsraten ist die Optoelektronikindustrie seit 2005 gekommen. Das wird einer Studie der DZ Bank zufolge in den kommenden Jahren auch so bleiben. Die Unterbewertung der Aktien sei allerdings verschwunden – jedenfalls bei den meisten Werten.amb Frankfurt – Die Optoelektronikbranche zählt für die DZ Bank zu den dynamischsten Zukunftsbranchen überhaupt. Besonders chancenreich sind einer Studie der Bank zufolge die Segmente Laser, Beleuchtung und Sensoren. Diese Bereiche profitierten von strukturell wachsenden beziehungsweise völlig neuen Märkten und Anwendungen. Sie seien daher auch weniger anfällig für zyklische Schwankungen. Die Aktien der meisten Unternehmen aus der Branche seien aber mittlerweile schon angemessen bewertet oder auch zu teuer. Geraten wird nur noch zu Osram und Dialog Semiconductor. Auf “Halten” zurückgesetzt werden Infineon und Süss Microtec, unverändert “Halten” lautet das Votum für Elmos und Jenoptik. Den Verkauf empfehlen die Analysten bei Aixtron, Carl Zeiss und LPKF. Die Gewinnschätzungen werden lediglich bei Infineon verändert, und zwar leicht reduziert. Wachstum von 7 ProzentDer Optoelektronikmarkt ist laut dem Analyse- und Beratungsunternehmen Optech Consulting von 2005 bis 2015 um durchschnittlich 7 % im Jahr gewachsen – fast doppelt so stark wie das globale Bruttosozialprodukt. Auch für die Zukunft sind die Analysten ausgesprochen optimistisch: “Mit Blick auf die positiven Rahmenbedingungen rechnen wir bis 2021 mit einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 6 %”, heißt es in der Studie. Erwartet wird ein weltweites Marktvolumen von rund 630 Mrd. Euro 2021 nach 500 Mrd. Euro 2017. Für Deutschland prognostizieren die Analysten ein Wachstum von ebenfalls 6 % p. a. bis 2021 und ein Marktvolumen von rund 41 Mrd. Euro.Für viele technologische Weiterentwicklungen und Fragestellungen sind optoelektronische Technologien den Experten zufolge unverzichtbar. Die Optoelektronik zähle zu den “Enabling-Technologien”, die Wachstum in anderen Branchen erst ermöglichen und Innovationen beschleunigen. Insbesondere in den Bereichen Automatisierung, Produktion, Datenübertragung, Diagnostik, Medizin, Mobilität, Sicherheit sowie Beleuchtung spielten optoelektronische Technologien mittlerweile eine zentrale Rolle.Die Analysten verweisen zum Beispiel auf den Einsatz von Lasern in der industriellen Materialbearbeitung, Halbleiterlaser fänden eine immer breitere Anwendung. Weitere Einsatzfelder seien die Medizintechnik und Ästhetik. Spezielle Diodenlaser fänden seit kurzem Einzug in die Konsumelektronik für Anwendungen im 3-D-Bereich. In der Lichtindustrie gehe der Trend hin zu halbleiterbasierter LED-Beleuchtung. Die Unternehmen änderten daher auch ihre Strategie, so habe Osram das traditionelle Lampengeschäft verkauft und baue das LED-Geschäft aus. Optische Sensoren böten hohe Messgenauigkeit, Kompaktheit sowie niedrigen Energieverbrauch und prüften Anwesenheit, Form, Farbe, Distanz oder Dicke – Eigenschaften, die etwa für Geräte zur Überwachung der Herzfrequenz nötig seien. Überzeugende StrategieTop-Empfehlung ist Osram, die Aktie des Leuchtmittelherstellers wird zum Kauf empfohlen mit einem Kursziel von 77,70 (aktuell 65,80 Euro). Osram habe sich zum Hightech-Anbieter entwickelt und profitiere von den an Bedeutung gewinnenden Lichtanwendungen. Die Wachstumsstrategie sei überzeugend, der Ausbau des LED-Geschäfts und Hochleistungs-LEDs für Smartphones mit Iris-Erkennung/Virtual-Reality-Brillen stimmen die Analysten zuversichtlich bezüglich des Erreichens der Wachstumsziele bis 2020.Ebenfalls zum Einstieg geraten wird beim Chipentwickler Dialog Semiconductor, hier wird ein Fair Value von 49 (aktuell 42,98 Euro) genannt. Die Ausweitung des PMIC-Portfolios (Power Management Integrated Circuit), die mit hohen Wachstumsraten versehenen Segmente Connectivity, also Datenübertragung über Bluetooth, und Power Conversion (Schnelllade-Adaptermarkt/LED-Treiber) verringerten die Abhängigkeit von Apple, heißt es. In diesem Zusammenhang sei auch der Zukauf von Silego Technology zu sehen. “Befürchtungen, wonach Dialog Apple als Kunden verlieren könnte, teilen wir nicht”, schreibt die DZ Bank.Infineon sei zwar in den am stärksten wachsenden Halbleitersegmenten Automotive (Energieeffizienz, Elektromobilität, Fahrerassistenzsysteme, Sicherheit, Vernetzung), Industrie (Energieeffizienz, erneuerbare Energien, Infrastruktur, Automatisierung) und Sicherheit (Sicherheitschips, Authentifizierung, Vernetzung) sowie dem Internet der Dinge vertreten. Die Analysten beurteilen die Aktie aber zurückhaltender, was vor allem am “fulminanten” Kursanstieg liege. Die Aktie wird von “Kaufen” auf “Halten” zurückgestuft, das Kursziel liegt bei 23,40 (aktuell 24,38 Euro). Die Gewinnschätzungen je Aktie werden etwas reduziert und belaufen sich nun für 2017/2018 auf 1,01 statt 1,03 und für 2018/2019 auf 1,15 statt 1,18 Euro.Auch der Chipindustrieausrüster Süss Microtec wird wegen der sehr guten Kursentwicklung auf “Halten” zurückgesetzt, das Kursziel wird allerdings von 15,50 auf 17 (aktuell 16,20 Euro) angehoben. Die Nachrichtenlage bleibe günstig, neben guten Orders werde die Entwicklung durch die Trendwende bei den bisherigen “Sorgenkindern” Bonder und Projektionsscanner gestützt. Jenoptik angemessen bewertetWeiterhin chancenreich ist der DZ Bank zufolge der Technologiekonzern Jenoptik, die Bewertung sei jedoch weitgehend angemessen. Das Votum lautet weiter auf “Halten” bei einem Kursziel von 26,50 (aktuell 29,55 Euro). Die Analysten erwarten mittelfristig eine weitere Fokussierung des Geschäftsmodells. Für Elmos (“Halten”) liegt das Kursziel bei 22,60 (aktuell 26,50 Euro). Der Halbleiterhersteller habe in den vergangenen Jahren das Geschäftsmodell verbessert und die Produktion optimiert, sich auf den asiatischen Markt ausgerichtet und innovative Produkte (Gestenerkennung) entwickelt. Allerdings sei die Aktie inzwischen fair bewertet und habe die Unterbewertung zu den Vergleichsunternehmen deutlich abgebaut. Trendwende berücksichtigtBeim Spezialmaschinenbauer Aixtron (Kursziel 8, aktuell 14,54 Euro) ist den Analysten zufolge die zu erwartende Trendwende im Aktienkurs schon enthalten. Das Unternehmen treibe die Neuausrichtung voran und reduziere die Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen, um im nächsten Jahr wieder in die Gewinnzone zu kommen. Die Analysten halten das auch für möglich, nachdem sich die Auftragseingänge auf deutlich höherem Niveau stabilisiert hätten.Auch Carl Zeiss Meditec wird mit “Verkaufen” eingestuft, der Fair Value liegt bei 37 (aktuell 45,97 Euro). Laserbasierte Technologien machten bei Carl Zeiss fast ein Fünftel des Umsatzes aus. Die Marktposition sei bereits sehr gut und könne noch weiter ausgebaut werden. Trotz guter Perspektiven auch in anderen Produktbereichen sei die aktuelle Bewertung aber zu hoch.Der Laserspezialist LPKF (“Verkaufen”) befinde sich weiter in schwierigem Fahrwasser. Zuletzt habe sich eine hohe Abhängigkeit vom Solargeschäft gezeigt. Die neu entwickelten Technologien befänden sich in einem noch frühen Stadium, deren Erfolg sei noch unsicher. “Unter Berücksichtigung aller entscheidenden Faktoren erscheint das Chance-Risiko-Profil ungünstig”, heißt es. Der faire Wert bleibt bei 6,10 (aktuell 8,99 Euro).