Zweifel an V-förmiger Erholung

Einschätzung der Fondsmanager zu den wirtschaftlichen Aussichten hellt sich auf

Zweifel an V-förmiger Erholung

In den zurückliegenden Wochen haben Fondsmanager große Umschichtungen in Aktien vorgenommen und sind deutlich weniger pessimistisch geworden, was die wirtschaftlichen Aussichten betrifft. Dennoch betrachten sie die fulminante Rally der Aktienmärkte nach wie vor mit Skepsis. Das ergibt die aktuelle globale Umfrage unter Fondsmanagern von Bank of America.ck Frankfurt – Der spektakuläre Höhenflug der Aktienmärkte ist als die meistgehasste Rally der Geschichte bezeichnet worden. Diese Behauptung wird durch die jüngste globale Fondsmanagerumfrage von Bank of America, die vom 5. bis zum 11. Juni durchgeführt wurde, bestätigt. Demnach haben die Fonds umfangreiche Umschichtungen in Dividendentiteln getätigt. Der Nettoanteil der Befragten (Saldo aus positiven und negativen Antworten in Prozent der Umfrageteilnehmer), die angaben, in Aktien übergewichtet zu sein, ist von Mai auf Juni um 22 Prozentpunkte hochgeschnellt mit dem Ergebnis, dass nun netto 6 % übergewichtet sind. Damit einher geht ein sehr deutlicher Abbau der Liquiditätsbestände. Der Durchschnitt der angegebenen Kassaquoten sank im Vormonatsvergleich von 5,7 % auf 4,7 %, was nach Angaben von Bank of America der stärkste monatliche Rückgang seit dem August 2009 ist. Bewertung bereitet SorgenDennoch haben die Fonds mehrheitlich Bedenken, was den Kursaufschwung betrifft. Zwar ist der Anteil der Befragten, die an einen Bullenmarkt glauben, von 25 % auf 37 % gestiegen. Mit 53 % nach im Mai 68 % glaubt aber nach wie vor eine Mehrheit, dass es sich lediglich um eine Bärenmarkt-Rally handelt. Zudem haben die sehr hohen Kursgewinne der zurückliegenden Wochen die Bedenken über die Bewertung weiter verstärkt. Netto 78 % glauben, dass der Aktienmarkt so hoch bewertet ist wie seit dem Jahr 1998 nicht mehr, ein rekordhoher Anteil.Der Zwiespalt spiegelt sich auch in den realwirtschaftlichen Einschätzungen wider. So ist der Anteil der Fonds, die auf Sicht von zwölf Monaten mit einer stärkeren Weltwirtschaft rechnen, im Vormonatsvergleich um 23 % auf 61 % gestiegen. Allerdings erwartet nur eine Minderheit von netto 18 % nach 10 % eine V-förmige Erholung. Eine Mehrheit von 64 % nach 75 % hält eine U- bzw. eine W-förmige Erholung für wahrscheinlich. Mit einer Rezession über die kommenden zwölf Monate rechnen nur noch 43 % nach 77 % im Mai und 93 % im April. Zudem hat der Anteil der Fonds, die die Weltwirtschaft in zwölf Monaten in einer deutlich besseren Verfassung erwarten, mit 35 % den höchsten Wert seit 25 Jahren erreicht. Aber es wird mit einer eher schleppenden Erholung gerechnet. So gehen die Fonds nun davon aus, dass der globale Einkaufsmanagerindex im November über die Schwelle von 50 Punkten steigen wird, nachdem im Mai noch damit gerechnet wurde, dass die Marke im Oktober erreicht wird.Weniger zuversichtlich als für die Konjunktur sind die Fonds für die Unternehmensgewinne. Zwar ist der Anteil der Befragten, die auf Sicht von zwölf Monaten mit einer stärkeren Gewinnentwicklung rechnen, von Mai auf Juni um 34 Prozentpunkte gestiegen. Der Nettoanteil der Optimisten ist mit 19 % aber deutlich niedriger als bei den Erwartungen für die Weltwirtschaft (61 %). Bank of America erklärt dies damit, dass die fiskalischen Stützungsmaßnahmen die Konjunkturerwartungen stärken, während negative wirtschaftspolitische Maßnahmen für die Ergebnisse je Aktie befürchtet werden. So erwarten die Fonds für die Nach-Corona-Zeit neben dem Rückbau globaler Lieferketten (Anteil von 68 %) mehr Protektionismus (48 %) und höhere Steuern (43 %). Zudem liegt der Anteil der Befragten, die Unternehmen für zu hoch verschuldet halten, mit 58 % nach 63 % in der Nähe seines Rekordhochs. 65 % wünschen, dass die Unternehmen ihre freien Mittel zur Schuldenreduzierung nutzen. Für erhöhte Investitionen und Auskehrungen an die Anteilseigner plädieren 25 % und 5 % der befragten Fonds.Als größtes Risiko für die Finanzmärkte sehen die Fonds nach wie vor eine zweite Coronawelle (52 % nach 57 %) an. Allerdings sind die US-Wahlen, die in den beiden Vormonaten nicht zu den Top-3-Risiken gezählt wurden, wieder stärker im Fokus und liegen nun nach einer anhaltend hohen Arbeitslosigkeit (15 %) auf dem dritten Platz (10 %).