Absicherungsverhalten

„Dunkle Persönlichkeits­merkmale“ beeinflussen Risikomanagement

Das Hauptziel des finanzwirtschaftlichen Risikomanagements ist es, spezifische Volatilitätsquellen zu eliminieren und Cash-flows zu stabilisieren. Reduziert werden soll das Risiko, aufgrund von Marktunsicherheit Geld zu verlieren. Laut der...

„Dunkle Persönlichkeits­merkmale“ beeinflussen Risikomanagement

Das Hauptziel des finanzwirtschaftlichen Risikomanagements ist es, spezifische Volatilitätsquellen zu eliminieren und Cash-flows zu stabilisieren. Reduziert werden soll das Risiko, aufgrund von Marktunsicherheit Geld zu verlieren. Laut der traditionellen Theorie zum finanzwirtschaftlichen Risikomanagement sollte das Unternehmen eine optimale Risikomanagementstrategie erarbeiten und dieser passiv folgen. Die empirische Forschung zum Risikomanagement von Unternehmen liefert jedoch Evidenz dafür, dass viele keine passive Absicherung wählen, sondern aktiv den Umfang und den Zeitpunkt ihrer Derivatetransaktionen zum Risikomanagement variieren.

Die Unternehmen verhalten sich spekulativ und ändern in Übereinstimmung mit den persönlichen Präferenzen oder Fähigkeiten ihrer Manager regelmäßig die Zusammensetzung der Derivateportfolios. In der Fachliteratur wird dies als selektives Hedging bezeichnet. Selektives Hedging erhöht das Risikoexposure, die Volatilität der künftigen Aktienrendite und die Insolvenzwahrscheinlichkeit von Unternehmen, jedoch ohne dabei – im Durchschnitt – zu höheren Gewinnen oder Unternehmenswerten zu führen.

Im von FIRM geförderten Projekt konnte ich zusammen mit Annette Hofmann, Sonja Warkulat und Nina Klocke untersuchen, inwieweit Persönlichkeitsmerkmale von Risikomanagern das selektive Absicherungsverhalten von Unternehmen beeinflussen. Basierend auf der Beobachtung, dass sogenannte dunkle Persönlichkeitsmerkmale häufig mit Sensationslust und riskantem Verhalten in Verbindung stehen, wurde die Hypothese getestet, wie „dunkle Persönlichkeitsmerkmale“ von Ma­nagern positiv mit deren selektiven Hedging-Aktivitäten korrelieren. Die Ergebnisse der Studie, basierend auf 412 Fragebögen, unterstützen die Hypothese: Risikomanager mit ausgeprägtem Persönlichkeitsmerkmal der „dunklen Triade“ zeigen eine erhöhte Präferenz für selektives Hedging. Besonders männliche, ältere und weniger erfahrene Risikomanager mit ausgeprägter „dunkler Triade“ sind anfällig für selektives Hedging. Die Studie zeigt, dass eine geringere Diskretion im Entscheidungsprozess die Neigung von Risikomanagern mit ausgeprägter „dunkler Triade“ eindämmen kann.

Für die Praxis sind Maßnahmen, die den Einsatz von selektivem Hedging begrenzen, von besonderer Bedeutung. So können Handlungsanweisungen für Risikomanager, die den Einfluss persönlicher Markteinschätzungen auf die Absicherungsentscheidungen des Unternehmens begrenzen, von hohem Nutzen sein.

*) Matthias Pelster ist seit September 2020 Professor für Finance an der Universität Paderborn. Er forscht und unterrichtet seit 2017 dort und war zwischenzeitlich Visiting Research Professor an der New York University Leonard N. Stern School of Business.