Auto-Chefs führen Reputationsindex an
kro
Nach einer jüngsten Warnung der deutschen Autoindustrie vor einem drohenden Bedeutungsverlust im weltweiten Standortwettbewerb dürfte eine Umfrage unter gut 100 Wirtschaftsjournalisten zumindest für etwas Beruhigung unter den Betroffenen sorgen. Denn aus Sicht der zuständigen Berichterstatter werden die hiesigen Schwergewichte unter den Herstellern von fähigen Männern angeführt, die das höchste Ansehen im Dax genießen. Das zeigt der aktuelle CEO-Reputationsindex des Wirtschaftsforschungsinstituts Dr. Doeblin, der vom Spitzentrio Ola Källenius (Mercedes-Benz), Oliver Zipse (BMW) und Oliver Blume (Volkswagen) angeführt wird.
Dabei hat Källenius, der bei Mercedes-Benz seit Mai 2019 das Ruder als Vorstandsvorsitzender in der Hand hält, seinen ersten Platz aus der vergangenen Juni-Umfrage erneut verteidigt. Dies verdanke der 53-Jährige seinen guten Noten in den Indikatoren „Offener Umgang mit den Medien“ und „Kompetenz und Persönlichkeit“, wie es zur Erklärung hieß. Journalisten lobten demnach seine Zugänglichkeit und seine strategischen Fähigkeiten. Der CEO „gibt Mercedes-Benz eine klarere strategische Ausrichtung“, wird ein Journalist von Dr. Doeblin zitiert. Das hat 2022 zwar nichts daran geändert, dass BMW bei den absoluten Verkaufszahlen erneut vor dem früheren Absatzprimus gelandet ist. Allerdings konzentrieren sich die Hersteller seit einiger Zeit ohnehin verstärkt auf die Rendite und weniger auf bloße Verkaufszahlen. Källenius gilt in der Sache als besonderer Verfechter der Strategie „Klasse statt Masse“ und richtet seinen Konzern stark auf den Verkauf von margenträchtigen Luxusautos aus. Im dritten Quartal hatte sich der Kurs bereits ausgezahlt und den Stuttgartern eine Gewinnverdoppelung eingebracht.
Nicht alles auf eine Karte
Der reine Fokus auf den Verkauf von Luxusautos ist bei aller Profitorientierung aber auch nicht ungefährlich, wie Beobachter seit einiger Zeit betonen. Denn Bedarf an günstigen Modellen gibt es natürlich weiterhin. Die Dax-CEO-Umfrage von Dr. Doeblin zeigt, dass Wirtschaftsjournalisten auch dieser Aspekt wichtig war. BMW-Chef Oliver Zipse hat in der Sache mit jüngsten Äußerungen Pluspunkte gesammelt, indem er etwa auf einem Bosch-Event im November versprach, auch künftig Elektro-Pkw im unteren Marktsegment zu bauen. „Er denkt auch in neue Richtungen, z. B. Vorstoß in das Segment preiswerter(er) Elektroautomobile“, lautet ein Kommentar eines Journalisten in der Umfrage. Ein anderer sagt, Zipse setze „richtigerweise nicht alles auf eine Karte“. Seinen ersten Platz aus dem letzten Ranking konnte der BMW-Chef aber trotzdem nicht halten. Stattdessen landete er auf dem zweiten Platz, gefolgt von Volkswagen-Chef Oliver Blume. Letzterer übernahm den Posten von Herbert Diess erst im Herbst vergangenen Jahres. Seine Doppelrolle als CEO von Porsche und VW sehen Investoren und Beobachter zwar teils kritisch. In der Journalisten-Umfrage bescheinigten diese ihm jedoch Offenheit im Gespräch und eine Vertrautheit mit den Angelegenheiten von VW.
Bei dem ersten Vertreter auf der Liste, der nicht aus der Autoindustrie kommt, handelt es sich um Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing. Der Bankmanager hat seinen vierten Platz aus der vergangenen Umfrage verteidigt.