Das M&A-Volumen halbiert sich
cru Frankfurt
„Trotz der umfangreichen Liquidität in den Kassen der Unternehmen und Finanzinvestoren ist der Einsatz von Kapital für M&A durch die schwierigen Kreditmärkte behindert worden.“ So lautet die Einschätzung der Investmentbank J.P. Morgan zum Markt für Fusionen und Übernahmen im dritten Quartal.
Das angekündigte M&A-Volumen belief sich in den ersten neun Monaten des Jahres 2022 auf 3 Mrd. Dollar – ein Rückgang von 33% gegenüber dem gleichen Zeitraum 2021 (4,5 Mrd. Dollar), aber zugleich auch ein Betrag auf demselben Niveau wie 2019 (3 Mrd. Dollar) und 2018 (3,2 Mrd. Dollar). Im dritten Quartal belief sich das weltweit angekündigte Volumen auf 734 Mrd. Dollar – ein Rückgang von 53% gegenüber dem gleichen Zeitraum 2021 (1,6 Bill. Dollar) und auch ein Rückgang von 37% gegenüber dem Vorquartal (1,2 Bill. Dollar im zweiten Quartal). Dies ist laut J.P. Morgan vor allem auf die zahlreichen Widrigkeiten für den M&A-Markt bei der Finanzierung und auf die Marktunsicherheit zurückzuführen.
Da die Aktienbewertungen inmitten volatiler Aktienmärkte weiterhin gedrückt bleiben, setzen die Unternehmen verstärkt Barmittel anstatt Aktien als Akquisitionswährung ein. Diese Strategie wird dadurch ermöglicht, dass allein in den Bilanzen der Unternehmen im S&P 500 über 2 Bill. Dollar an Barmitteln verfügbar sind.
Bezahlt wird meist in bar
Etwa 75% des weltweiten M&A-Volumens ohne Schulden (2,7 Bill. Dollar) wurden in den ersten neun Monaten bar bezahlt, was den höchsten Prozentsatz seit 2008 (76%) darstellt. Zu den größten im dritten Quartal angekündigten und mit Bargeld finanzierten Übernahmen gehören die Übernahme von Uniper durch die Bundesrepublik Deutschland im Wert von 14,2 Mrd. Dollar sowie die Übernahme des US-Immobilienfonds Store Capital durch Singapurs Staatsfonds GIC und die Private-Equity-Firma Oak Street im Wert von 13,8 Mrd. Dollar – und die Übernahme von Mobile Telephone durch den indischen Konzern Reliance Industries für 11,1 Mrd. Dollar.
Darüber hinaus stiegen die Kontrollprämien bei niedrigeren Bewertungen deutlich an. Der Durchschnittswert des Aufschlags auf den letzten Kurs, der bei Transaktionen im dritten Quartal 2022 gezahlt wurde, lag bei 27,8% und damit über dem Wert von 17,2% im Jahr 2021 und erreichte den höchsten Stand seit 2012 (25,5%). Megadeals, Spacs (Special Purpose Acquisition Companies) sowie grenzüberschreitende Deals und Transaktionen von Finanzinvestoren haben eines gemeinsam – es gab weniger von ihnen im dritten Quartal. Die Deal-Aktivitäten verlagerten sich auf kleinere Transaktionen.
Im Vergleich zum vergangenen Rekordjahr war der Rückgang im dritten Quartal hauptsächlich auf das Ausbleiben größerer Deals in der Kategorie oberhalb von 3 Mrd. Dollar zurückzuführen, wo die angekündigten Deals um 61% zurückgingen (39 im dritten Quartal 2022 gegenüber 100 im dritten Quartal 2021), während die angekündigten Deals im Bereich von 1 Mrd. bis 3 Mrd. Dollar nur um 43% zurückgingen (111 im dritten Quartal 2022 gegenüber 195 im dritten Quartal 2021).
Flaute für Spac-Übernahmen
Auch der Markt für Spac-Fusionen hat sich unter anderem wegen der schärferen SEC-Regulierung im Einklang mit dem allgemeinen Ausbleiben von Börsengängen abgekühlt. Fusionen von Spacs machten mit 122 Deals ein Volumen von 73 Mrd. Dollar aus, was 2% des gesamten M&A-Marktes entspricht. Dies ist ein deutlicher Rückgang gegenüber den ersten neun Monaten 2021, als ein Volumen von 519 Mrd. Dollar mit 218 Deals erreicht wurde, was 12% des Gesamtmarktes ausmachte. Auch die Zahl der abgesagten Transaktionen ist gestiegen: In den ersten neun Monaten des Jahres 2022 wurden weltweit 53 Transaktionen abgesagt, gegenüber 14 im gleichen Zeitraum des Jahres 2021. Jetzt suchen noch 600 Spacs mit 150 Mrd. Dollar in der Kasse nach Akquisitionszielen.