Delivery Hero will ab 2023 Gewinne liefern
Der Essensbringdienst Delivery Hero sieht sich auf Kurs Richtung Gewinnzone, ist aber im vierten Quartal 2022 hinter den Wachstumserwartungen zurückgeblieben. CFO Emmanuel Thomassin bestätigt das Margenziel von mehr als 0,5% des Bruttowarenwerts (GMV) im laufenden Jahr. In der zweiten Hälfte 2023 solle die Rendite mindestens 1% erreichen. „Wir halten auch weiter am Ziel fest, während der zweiten Jahreshälfte 2023 die Gewinnschwelle beim Free Cashflow zu erreichen“, versichert der Finanzchef laut einer Mitteilung.
Der über die Plattform abgewickelte GMV kam im Schlussquartal 2022 im Vergleich zur Vorjahreszeit um 9% auf 11,4 Mrd. Euro voran, während die Segmentumsätze um 21% auf 2,5 Mrd. Euro anzogen. Im Gesamtjahr erreichten der GMV 44,6 Mrd. Euro und der um Gutscheinkosten bereinigte Umsatz 9,59 Mrd. Euro.
Damit wird die Jahresprognose verfehlt, die auf 44,7 Mrd. bis 46,9 Mrd. Euro GMV und 9,8 Mrd. bis 10,4 Mrd. Euro Segmenterlöse zielte. Dafür macht das Management Währungseffekte und den verstärkten Fokus auf Profitabilität verantwortlich. Im November hatten die Berliner die Guidance bereits an das untere Ende der Spannen gezogen.
Fortschritte macht der lange hochdefizitäre Lieferdienst auf der Ertragsseite. Im vierten Quartal absorbierte der um Sonderfaktoren bereinigte Verlust vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) noch 0,3% des GMVs. Im Vorjahr waren es –3,3%. Im Gesamtjahr summierte sich der operative Verlust auf 623,6 (i.V. –1087) Mill. Euro. Das entspricht 1,4 (2,9)% des GMVs, was im oberen Bereich der Prognose von –1,4 bis –1,5% liegt. Den Bestand an liquiden Mitteln gibt Delivery Hero mit 2,4 Mrd. Euro an.
Das Plattformgeschäft, also im Wesentlichen die Bestellung und Auslieferung von Restaurantessen, habe im vierten Quartal auf adjustierter Ebitda-Basis schwarz geschrieben. Ohne die neue Tochter Glovo sei auch das Jahresergebnis positiv. Das Segment Integrated Verticals, die Auslieferung von Supermarktartikeln samt Betrieb kleiner Lagerhäuser, steckt aber noch tief in roten Zahlen. Immerhin fiel der adjustierte Ebitda-Jahresverlust des Segments mit 345 Mill. Euro (ohne Glovo) niedriger aus als avisiert (–380 Mill. bis –400 Mill. Euro).
Ein schwacher Bruttowarenwert zugunsten eines starken operativen Ergebnisses – das fasse die Entwicklung 2022 gut zusammen, meint die Investmentbank Jefferies. Die Aktie reagierte am Donnerstag mit Kursabschlägen von zeitweise 10% im Vormittagshandel.
Delivery Hero hat sich einen Sparkurs verordnet, um den Weg in die Profitabilität zu unterstützen. Dazu gehört der Abbau von 4% der Arbeitsplätze in der Zentrale in Berlin. Die spanische Tochter Glovo hat ebenfalls Entlassungen angekündigt. Auch Wettbewerber bauen Stellen ab.
Nach dem Wachstumsschub in Zeiten der Corona-Pandemie kämpft die Branche mit stockenden Bestellungen. Denn inflationsbedingte Kaufkraftverluste und die schlechte Konsumstimmung schmälern die Kauflust. Außerdem zieht es viele Menschen nach Wegfall der pandemiebedingten Beschränkungen wieder in Restaurants.