EY verliert in der Wirtschaftsprüfung
swa Frankfurt
– Die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY profitiert in Deutschland von einer sehr dynamischen Entwicklung im Consultinggeschäft, zeigte aber zuletzt Einbußen in der Wirtschaftsprüfung.
Über alle Segmente kam der Umsatz im abgelaufenen Geschäftsjahr (zum 30. Juni) um 4,6% auf 2,2 Mrd. Euro voran. Die Gesamtleistung, einschließlich der am Stichtag noch nicht bezahlten Dienstleistungen, entwickelte sich etwas stärker um 6,5% auf 2,28 Mrd. Euro nach oben. Damit zeigt EY im Kreis der vier Marktführer (Big 4) das bislang schwächste Wachstum. Bei PwC kam die Gesamtleistung um 13,7% auf 2,6 Mrd. Euro voran, Deloitte liegt vorn mit einem Wachstumssprung von fast 24% auf 1,9 Mrd. Euro. Die Zahlen von KPMG stehen noch aus.
EY-Deutschlandchef Henrik Ahlers zeigt sich mit der aktuellen Geschäftsentwicklung „zufrieden“. EY sei in großen Transformationsprojekten als Berater gesucht genauso wie in der Bewältigung von Nachhaltigkeitsthemen. Das erhöhe den Bedarf an Prüfungs- und Beratungsleistungen auf allen Ebenen von Unternehmen in hohem Maße. „Wir spüren daher in nahezu allen Bereichen eine deutlich steigende Nachfrage nach unseren Services“, lässt sich Ahlers zitieren. Der Manager geht davon aus, dass sich „die positive Entwicklung“ fortsetzt und stellt für den laufenden Turnus ein zweistelliges Wachstum der Leistung in Aussicht nach einem Plus von 11% in den ersten fünf Monaten.
EY steht global vor einem grundlegenden Umbau mit der strategischen Trennung von Wirtschaftsprüfung und Beratung. Damit soll das Consulting- von dem stark regulierten Prüfungsgeschäft abgespalten werden. Die Abstimmung der Partner über die Aufspaltung war ursprünglich Ende des Jahres vorgesehen, hat sich aber wegen noch ungeklärter Fragen ins erste Quartal verschoben. Damit dürfte die rechtliche Trennung nicht mehr wie ursprünglich geplant Mitte 2023 vollzogen werden, sondern einige Monate später.
Im deutschen Geschäft mit Abschlussprüfungen steht EY als ehemaliger Prüfer von Wirercard am Spielfeldrand und konnte zuletzt kein Mandat mehr von einem größeren börsennotierten Unternehmen ergattern. Commerzbank und DWS haben sich mit Blick auf eigene Schadenersatzansprüche im Wirecard-Skandal wieder von EY abgewendet und andere Abschlussprüfer bestellt. Das dürfte sich im Leistungsrückgang von EY in der Sparte des vergangenen Jahres von 1,9% spiegeln. Im Dax hat EY derzeit zwölf Mandate, im MDax sind es vier. Die Siemens-Familie hat allerdings angekündigt, den Prüfer wechseln zu wollen.
Über EY hängt das Damoklesschwert einer möglichen Sanktion der öffentlichen Prüferaufsicht Apas. Hier droht der Gesellschaft, für eine bestimmte Zeit keine neuen Mandate von kapitalmarktorientierten Unternehmen mehr annehmen zu dürfen oder diesbezüglich bei Unternehmen aus der Finanzdienstleistungsbranche beschränkt zu werden.
Lukrative Megatrends
Nach Darstellung von EY treiben die Megatrends ESG und Digitalisierung das Geschäft. An der Spitze liegt das Consulting-Segment, das im vergangenen Turnus um 19% wuchs, in den ersten fünf Monaten weiter um 16%. In der Steuerberatung, dem umsatzstärksten Segment, ging es im vergangenen Geschäftsjahr in der Gesamtleistung um 7% nach oben, in den ersten fünf Monaten um 9%. EY habe ihre Marktführerschaft ausgebaut, wird betont. Erneut stark zugelegt habe die steuerliche Beratung in M&A- und Private-Equity-Transaktionen.
In der Wirtschaftsprüfung sei EY weiterhin gut ausgelastet, wird betont, bei einem Wachstum um 3% in den ersten fünf Monaten. Besonders lebhaft sei die Nachfrage in der prüfungsnahen Beratung im Umfeld der Finanz- und Nachhaltigkeitsberichterstattung.
EY Deutschland | ||
Kennzahlen | ||
in Mill. Euro | 2021/22 | 2020/21 |
Umsatz | 2219 | 2122 |
Steuerberatung/Recht | 773 | 731 |
Wirtschaftsprüfung | 659 | 684 |
Consulting | 401 | 336 |
Strategy/Transactions | 386 | 370 |
Börsen-Zeitung |