Italiens Banken sollten selbst vorsorgen
Die meisten italienischen Banken haben in den vergangenen Jahren ihre Ertragskraft deutlich gesteigert. Für das dritte Quartal legten viele von ihnen Rekordgewinne vor. Viele Institute haben ihre Hausaufgaben gemacht. Sie haben ihre faulen Kredite in den Bilanzen stark reduziert, die Kosten gesenkt, ertragsstarke Geschäfte wie die Vermögensverwaltung und das Bankassurance-Geschäft ausgebaut, ihre Kapitalausstattung deutlich verbessert, digitalisiert und sich zu größeren Einheiten zusammengeschlossen.
Italiens Banken haben aber auch überwiegend bis zuletzt ihre Risikovorsorge für ausfallgefährdete Kredite reduziert, sogar noch im dritten Quartal, obwohl bereits dunkle Gewitterwolken aufgezogen sind und nach einem noch guten Jahr 2022 im kommenden Jahr auch in Italien eine Rezession droht. Auch deshalb konnten sie üppige Ausschüttungen zahlen und ihren Anteilseignern ebenso großzügige Versprechungen für weitere Auszahlungen in den kommenden Jahren machen.
Das hat zuletzt auch die Bankenaufsicht auf den Plan gerufen, die in Zeiten wachsender konjunktureller und weltpolitischer Unsicherheit zu einer vorsichtigeren Ausschüttungspolitik rät. Verschiedene Vertreter der Aufsicht warnten zuletzt auch öffentlich, etwa in Interviews mit italienischen Zeitungen. Das hören die Banken im Belpaese gar nicht gern. Sie sind daran gewöhnt, dass EU, Europäische Zentralbank und der italienische Staat ihnen in Zeiten der Krise unter die Arme greifen. Die Europäische Zentralbank (EZB), die mittlerweile 26 % der italienischen Schulden hält, half jahrelang mit großzügigen Aufkäufen italienischer Staatsanleihen und die Gemeinschaftswährung Euro war dabei behilflich, die Zinsen in Italien trotz der gigantischen Verschuldung des Landes extrem niedrig zu halten. In der Corona-Pandemie gab es weitere Hilfen auch der Aufsichtsbehörden, etwa indem strengere Kapitalvorschriften zeitweise ausgesetzt worden sind.
Daher ist der jetzige Ruf des italienischen Bankenverbands ABI nach neuen Moratorien und staatlichen Kreditgarantien wohlfeil. Die Banken sollten erst einmal selbst das Nötige tun und etwa ihre Kreditvorsorge erhöhen und ihre Dividendenversprechungen der aktuellen Lage anpassen, um sich für den Fall zu wappnen, dass es zum Schlimmsten kommt. Es kann nicht sein, dass die Aktionäre großzügig alimentiert werden, während die Risiken stets auf den Steuerzahler abgewälzt werden. Schlimm genug, dass dies in der Vergangenheit immer wieder bei Bankenrettungen so gehandhabt wurde, etwa bei den venezianischen Volksbanken oder jüngst bei der Kapitalerhöhung der Monte dei Paschi di Siena.