Energie

Katar liefert langfristig LNG nach Deutschland

Katar hat sich bereiterklärt, Deutschland im Rahmen eines langfristigen Abkommens mit verflüssigtem Erdgas zu beliefern. ConocoPhillips bringt es nach Brunsbüttel. Das wird dazu beitragen, die Pipeline-Lieferungen aus Russland zu ersetzen. Der Löwenanteil des Bedarfs wird jedoch aus Norwegen gedeckt.

Katar liefert langfristig LNG nach Deutschland

cru Frankfurt

Der Staatskonzern Qatar Energy und ConocoPhillips haben Verträge unterzeichnet, die vorsehen, dass der US-Energieriese ab 2026 jährlich bis zu 2 Millionen Tonnen LNG aus dem Land am Persischen Golf nach Deutschland liefert. Die vereinbarte Menge entspricht mit rund 30 Terrawattstunden knapp 3 % des durchschnittlichen Jahresverbrauchs an Gas in Deutschland. Die Verträge haben eine Laufzeit von mindestens 15 Jahren, sagte der katarische Energieminister Saad al Kaabi laut Bloomberg in Doha an der Seite von Ryan Lance, CEO von ConocoPhillips.

Deutschland ist eines der europäischen Länder, die am stärksten von der Reduzierung der Gaslieferungen aus Russland betroffen sind, die vor dem Krieg bei 500 Terawattstunden lagen. Der hiesige Bedarf an Gas wurde vor Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine zu mehr als der Hälfte über Pipelines aus Russland gedeckt. Inzwischen wurden mehrere schwimmende LNG-Terminals gemietet, die in Zukunft einen großen Teil der benötigten Lieferungen abdecken. Bis dahin jedoch kommt der Löwenanteil der Versorgung aus drei Pipelines aus Norwegen sowie aus den gut gefüllten Gasspeichern und aus den Niederlanden.

Diversifizierung der Quellen

Der Abschluss des Abkommens bedeutet eine Diversifizierung der LNG-Quellen, die für Deutschland in diesem und im nächsten Winter entscheidend ist. Das Abkommen mit Katar macht nur 6 % der 46 Milliarden Kubikmeter russischen Gases aus, die Deutschland im Jahr 2021 importiert hat. Das Abkommen ist dennoch von Bedeutung, da der globale LNG-Markt zunehmend um­kämpft ist und Europa im Winter mit Asien um Ladungen konkurriert.

Deutschland verhandelt mit Katar über zusätzliche Lieferungen, die dringend benötigt werden, um die Industrieanlagen in Betrieb zu halten, die Häuser zu heizen und genügend Strom zu erzeugen. Der Vertrag könnte ein Zeichen dafür sein, dass die Bundesregierung ihren Widerstand gegen längere Verträge von bis zu 25 Jahren aufgeben könnte, die dem Ziel, bis 2045 klimaneutral zu sein, zuwiderlaufen würden. Katar hatte erst vor wenigen Tagen eine Vereinbarung mit dem chinesischen Konzern Sinopec über LNG-Lieferungen vereinbart. Dieser Vertrag hat eine Laufzeit von 27 Jahren.

„Ich hätte auch nichts gegen 20-jäh­rige oder noch längere Verträge“, sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck am Dienstag auf einer Industriekonferenz. „Die Unternehmen sollten sich nur bewusst sein, dass die Abnehmerseite in Deutschland kleiner werden wird, wenn wir die Klimaziele einhalten wollen.“ Katar führe weiterhin Gespräche mit deutschen Abnehmern über zusätzliche Lieferungen, sagte der katarische Energieminister Saad al Kaabi. Zuvor hatte er erklärt, Katar führe Gespräche mit den Energiekonzernen RWE und Uniper über langfristige LNG-Verträge.

Das Gas stammt von den Joint Ventures von ConocoPhillips in Katar und wird an den im Bau befindlichen schwimmenden Importterminal in Brunsbüttel geliefert. Die fünf von der Bundesregierung gecharterten Im­port­anlagen kosten in den nächsten zehn bis 15 Jahren insgesamt 6,5 Mrd. Euro (6,7 Mrd. Dollar). Außerdem ist ein privat gechartertes Terminal geplant. Sobald sie in Betrieb sind, werden sie nach Schätzungen der Bundesregierung ein Drittel des deutschen Gasbedarfs decken.

Langfristige Abhängigkeit

An dem Abkommen mit Katar wird auch Kritik laut. Die Deutsche Umwelthilfe hält den Vertrag in doppelter Hinsicht für falsch: „Der Gas-Deal mit einer LNG-Lieferung ab 2026 hilft nicht in der gegenwärtigen Krise, schafft mit seiner Laufzeit über 15 Jahre aber eine neue langfristige Abhängigkeit“, bemängelte der Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner in Berlin.

Die Gaswirtschaft sieht in dem Abkommen mit Katar ein „positives Signal für die landbasierten LNG-Terminals“. Mit den langfristigen Lieferungen über 15 Jahre ab 2026 werde eine gute Perspektive für diese Terminals eröffnet, sagte der Vorstand des Branchenverbands Zu­kunft Gas, Timm Kehler, laut einer Mitteilung. „Wir fordern schon lange, nicht nur auf die kurzfristige Versorgung über die schwimmenden Terminals zu blicken.“

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