Prüfer­aufsicht straft EY für Wirecard

EY darf nach der Entscheidung der Prüferaufsicht Apas zwei Jahre lang keine neuen Prüfmandate im Dax durchführen. Dadurch sinkt die Zahl der von EY geprüften Dax-Konzerne von derzeit elf auf dann sechs.

Prüfer­aufsicht straft EY für Wirecard

cru/ste Frankfurt

Im Wirecard-Skandal will die staatliche Aufsicht den Wirtschaftsprüfer EY zwei Jahre lang von größeren Neuaufträgen aussperren. Wegen Pflichtverletzungen bei der Prüfung von Geschäftsberichten des zusammengebrochenen Zahlungsdienstleisters soll EY Deutschland vorübergehend keine neuen Mandate von börsennotierten Unternehmen, Kreditinstituten und Versicherern übernehmen dürfen, teilte die Abschlussprüferaufsichtsstelle (Apas) am Montag mit. Die Entscheidung ist noch nicht rechtskräftig.

Die Apas sanktionierte auch fünf Audit-Mitarbeiter mit Geldbußen von 23000 Euro bis 300000 Euro, erklärte aber, dass sie sieben andere Personen nicht bestrafen könne, weil sie ihre Audit-Lizenz zurückgegeben hätten, wodurch die Zuständigkeit für sie beendet sei, da die Apas nur eine Jurisdiktion über aktuelle Angehörige des Berufsstandes hat. Gegen EY verhängte die Apas zudem eine Geldbuße von 500000 Euro.

EY prüft derzeit elf Dax-Konzerne. Der Munich-Re-Aufsichtsrat empfiehlt der Hauptversammlung für 2023, EY zu bestellen. Dasselbe gilt für VW. Bei den drei Unternehmen der Siemens-Gruppe scheidet EY im Rahmen der Pflichtrotation Ende 2023 aus. Bei Beiersdorf und Zalando ist dies 2024 der Fall.

Die Entscheidung ist die bisher härteste aufsichtsrechtliche Konsequenz für EY seit dem Kollaps von Wirecard 2020 und die härteste Apas-Strafe gegen einen der „Big Four“-Prüfer. Es gab indes kommerzielle Auswirkungen des Wirecard-Skandals für EY. Unter anderem wendeten sich Commerzbank, KfW und DWS von EY ab. Für 2024 stehen nun neun Mandate im Dax zur Neuausschreibung an.

Wirecard war in Konkurs gegangen, nachdem der Zahlungsdienstleister zugegeben hatte, dass 1,9 Mrd. Euro, die das Unternehmen als Barmittel auf Treuhandkonten in Singapur und dann auf den Philippinen angegeben hatte, nicht vorhanden seien. Dem früheren Wirecard-Chef Markus Braun wird derzeit in München der Prozess gemacht.

EY hatte die mutmaßlich gefälschten Bilanzen des früheren Dax-Konzerns über Jahre testiert und wurde dafür mit Millionenbeträgen entlohnt. „Wir bedauern, dass der kollusive Betrug bei Wirecard nicht früher aufgedeckt wurde, und haben wichtige Lehren aus dem Fall gezogen“, teilte ein Sprecher von EY Deutschland in einer per E-Mail versandten Erklärung mit. „Das Wichtigste ist, dass EY Deutschland heute ein anderes Unternehmen ist“, heißt es in der Erklärung, in der auf Änderungen bei der Bewertung des Betrugsrisikos und ein neues Managementteam verwiesen wird. EY hatte 2021 den damals seit fünf Jahren amtierenden Deutschlandchef Hubert Barth aus der Schusslinie genommen und wird seither von einem Führungsduo geleitet – nämlich von Henrik Ahlers und Jean-Yves Jégourel.

EY und die Betroffenen können gegen die Apas-Entscheidung Berufung einlegen. Laut EY-Sprecher werde man über das etwaige Einlegen von Rechtsmitteln entscheiden, sobald die Sanktionen nach Prüfung durch das Bundeswirtschaftsministerium rechtskräftig werden.

Laut Konrad Duffy, Referent für Finanzkriminalität bei der Bürgerbewegung Finanzwende, ist die Strafe gegen EY „ein deutliches Zeichen“: „Es darf aber nicht vergessen werden, dass auch die Apas große Mängel im Umgang mit dem Fall Wirecard gezeigt hat und lange Zeit als zahnloser Tiger auftrat.“ In Zukunft müsse die Apas stärker auftreten und dürfe sich Fehler wie bei Wirecard nicht mehr erlauben. „Die Mechanismen, die positive Testate für Wirecard trotz des Betrugs ermöglichten, wurden nicht umfassend geändert“, kritisiert Duffy. „Damit Testate wieder mehr bedeuten, muss (…) noch einiges passieren.“ Finanzwende fordert sogenannte Joint Audits, „um die Marktmacht einiger Firmen langsam zu brechen und vor allem Betrug zu erschweren, da zwei Firmen prüfen“. Zudem sollte es eine klare Trennung zwischen Beratung und Prüfung geben, um Interessenkonflikte zu verhindern. EY selbst hatte die zeitweise geplante Trennung von Prüfung und Beratung auf Eis gelegt.

Von EY derzeit geprüfte Dax-Konzerne
Airbus SE
Beiersdorf AG2
Deutsche Bank AG
Münchener Rück AG
Porsche AG
Siemens AG1
Siemens Energy AG1
Siemens Healthineers AG1
Symrise AG
Volkswagen AG
Zalando SE2
1) bis Ende 2023; 2) bis 2024; Quelle: EY Börsen-Zeitung
BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.