Rüstungsindustrie

Rheinmetall steuert auf Rekordkurs

Rheinmetall strotzt vor Zuversicht: Die Rekorde in Auftragsbestand und operativen Ergebnis, die 2022 aufgestellt wurden, sollen nur der Anfang einer langen Wachstumsstory sein.

Rheinmetall steuert auf Rekordkurs

ab Köln

Mit dem Krieg in der Ukraine ist für Rheinmetall nicht nur eine neue Ära angebrochen, sondern auch ein goldenes Zeitalter. Einen Vorgeschmack darauf lieferten die Zahlen für den abgelaufenen Turnus, in dem zahlreiche Bestmarken aufgestellt wurden, wie der Chef des Rüstungskonzerns, Armin Papperger, bei der Bilanzvorlage nicht ohne Stolz verkündete. An dem um 61 % erhöhten Konzernergebnis sollen die Aktionäre mit einer um 30 % erhöhten Dividende beteiligt werden.

Ausgeschüttet werden 4,30 (i.V. 3,30) Euro je Aktie, das entspricht einer Ausschüttungsquote von gut 40 %. Damit schraubt der Rüstungskonzern die Quote an den oberen Rand des von Zielkorridors. Den Dividendenvorschlag will Papperger auch als Signal an den Kapitalmarkt verstanden wissen, dass 2022 nur den Beginn des steilen Wachstumspfades darstellt.

Zugleich verwies der Rheinmetall-Chef auf die erwarteten Cash-Zuflüsse im ersten und zweiten Quartal. Im abgelaufenen Turnus war der Mittelabfluss von 175 Mill. Euro, ein Swing um fast 600 Mill. Euro, einer der Schwachpunkte in der ansonsten glänzenden Bilanz. Dahinter standen verspätete Zahlungen des größten Rüstungskunden, Umsatzverschiebungen in das erste Quartal sowie der Vorratsaufbau in Erwartung hoher Rüstungsaufträge.

Dass diese kommen werden, steht für Papperger außer Frage. Zumal mit dem neuen Verteidigungsminister Boris Pistorius ein Macher am Werk zu sein scheint. Selten gab es aus der Rheinmetall-Zentrale so viel Vertrauensvorschuss. „Der Minister hat Handschlagqualität“, lobte Papperger und fügte an: „2022 war das Jahr der wegweisenden Entscheidungen, 2023 wird das Jahr Realisierung und Implementierung.“

In Deutschland sei aus dem 100 Mrd. Euro schweren Sondervermögen noch nicht viel umgesetzt worden. 2023 werde das gesamte Sondervermögen unter Vertrag ge­bracht, gab sich Papperger überzeugt. Zudem werde der Verteidigungsetat erhöht. Allein aus Deutschland rechnet Rheinmetall für die nächsten acht bis zehn Jahre mit Aufträgen in Höhe von knapp 40 Mrd. Euro. „Da lag ich mit meiner ersten Liste gar nicht schlecht“, erläuterte Papperger. Im Vorjahr hatte der Rheinmetall-Chef kurz nach der „Zeitenwende“-Rede von Bundeskanzler Olaf Scholz eine „Potenzialliste“ für militärische Güter im Volumen von 42 Mrd. Euro nach Berlin geschickt.

Trotz der noch ausgebliebenen Aufträge aus dem Heimatmarkt endete 2022 für den Düsseldorfer Rüstungskonzern mit einem Rekordwert im Auftragsbestand von 26,6 Mrd. Euro. Dieser Wert soll 2023 nochmals getoppt werden. „Es werden weit mehr als 30 Mrd. Euro sein“, stellte Papperger in Aussicht.

Auch im operativen Ergebnis schrieb Rheinmetall mit 754 Mill. Euro einen Rekordwert, die operative Marge stieg auf 11,8 %. Vor diesem Hintergrund erscheint die Zielmarke für 2023 von etwa 12 % wenig am­bitioniert, zumal Rheinmetall im margenträchtigen Munitionsgeschäft großes Wachstumspotenzial ausmacht. Zugleich soll der Umsatz auf 7,4 bis 7,6 Mrd. Euro ausgebaut werden nach 6,4 Mrd. Euro. Bis 2025 will Rheinmetall im Rüstungsgeschäft bei dieser Kennziffer den Anschluss an die „Besten der Welt“, die 14 % bis 16 % verdienten, finden.

Am zivilen Geschäft will Rheinmetall vorerst festhalten. „Im Augenblick ist weder die Zeit noch der richtige Zeitpunkt, um irgendwelche Geschäfte anzubieten“, sagte der Konzernchef.

Rheinmetall
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20222021
Umsatz6 4105 658
Bereinigtes Ebit754594
Ebit731608
Konzernergebnis535332
 fortgef. Geschäft528432
 nicht fortgef. Geschäft8−100
Ergebnis/Aktie (Euro)10,826,72
Dividende/Aktie (Euro)4,303,30
Free Cashflow−175419
Nettofinanzposition−426118
Roce* (%)21,319,5
*) Return on Capital Employed Börsen-Zeitung
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