Sparkassen

Schaden abgewendet

Die Sparkassenregionalverbände haben sich einen Kandidaten für die Nachfolge von DSGV-Präsident Helmut Schleweis auserkoren. An der Entscheidung ist einiges zu kritisieren, sie erscheint aber auch schlüssig.

Schaden abgewendet

Ulrich Reuter, seit Anfang 2021 Präsident des Sparkassenverbandes Bayern, heißt der Kandidat der elf regionalen Sparkassenverbände für die Nachfolge von Helmut Schleweis. Mit der Abstimmung der Verbandsspitzen zeichnet sich ab, wer den seit 2018 amtierenden Präsidenten des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV) Anfang kommenden Jahres ablösen wird. Denn die Regionalverbände kommen in der Mitgliederversammlung des Berliner Dachverbandes, die noch im ersten Quartal den neunten DSGV-Präsidenten seit 1953 wählen soll, auf eine Stimmenmehrheit.

Es besteht nun die Aussicht, dass das öffentlich-rechtliche Lager rechtzeitig für klare Verhältnisse sorgt. Denn zum einen ermöglicht die Kandidatenkür eine ausreichend lange Zeit für den Übergang. Zum anderen erspart sich die rote Finanzgruppe lang andauernde schädliche Diskussionen über die Besetzung einer Spitzenpersonalie. Der infolge der Pandemie um ein Jahr auf Ende Mai 2023 verschobene Sparkassentag kann sich Ende Mai in Hannover inhaltlich mit der Zukunft des Sparkassenwesens, mit Werte- und Nachhaltigkeitsfragen auseinandersetzen und wird nicht durch eine Personaldebatte dominiert.

Dabei gibt es an der Wahl des Verbandskandidaten Reuter einiges zu kritisieren. So steht der Jurist, der bis 2002 eine Dekade lang für die Deutsche Bank und danach 18 Jahre als Landrat im Landkreis Aschaffenburg tätig war, mit 60 Jahren nicht für eine neue Generation mit langer Perspektive. Das Alter des im Sparkassenlager weithin beliebten amtierenden DSGV-Präsidenten von 68 Jahren galt als wesentlicher Grund, nicht mit Schleweis zu verlängern – und sei es temporär.

Zu Recht haben sich die Sparkassen einem solchen Vorschlag der kommunalen Spitzenverbände verweigert. Schleweis wäre ein Präsident ab Abruf, der ohne volle Mandatslaufzeit nicht kraftvoll auftreten könnte. Die Entscheidung der Regionen zugunsten von Reuter legt aber auch ein Defizit der Sparkassengruppe erneut offen: die Beförderung von Frauen in Spitzenpositionen.

Mit dem Entscheid auch gegen einen (nicht zur Abstimmung stehenden) externen Kandidaten setzen die Sparkassen erneut auf eine Person mit Erfahrungen im eigenen Lager und Kenntnissen der komplexen internen Zusammenhänge. Das erscheint angesichts der Aufgaben in der dezentral aufgestellten Gruppe mit ihren heterogenen Interessen schlüssig. Neben der Vertretung der Sparkassenbelange gegenüber Politik und Aufsicht werden Integrationsfähigkeit und das Vermögen, mehr Effizienz im Lager zu ermöglichen, zu den Eigenschaften gehören, die über den Erfolg der nächsten Präsidentschaft entscheiden.

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