Kreditwirtschaft

Sparkassen wollen Schleweis-Nachfolge regeln

Die Spitzen der elf regionalen SparkassenverbĂ€nde treffen am Montag in Berlin zusammen, um eine Vorentscheidung ĂŒber die Nachfolge von DSGV-PrĂ€sident Schleweis zu treffen. Zwei Bewerbungen gibt es.

Sparkassen wollen Schleweis-Nachfolge regeln

Von Carsten Steevens, Hamburg

Wer folgt auf Helmut Schleweis als PrĂ€sident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV)? Die Frage beschĂ€ftigt das Sparkassenlager seit geraumer Zeit, denn der Vertrag des 68-JĂ€hrigen, der den Lobbyisten-Posten an der Spitze einer der weltweit grĂ¶ĂŸten Bankengruppen seit Anfang 2018 innehat, lĂ€uft Ende 2023 ab. Ein Favorit zeichnete sich bislang nicht klar erkennbar ab. Aufgrund der indifferenten Lage sowie einer zunehmend öffentlich gefĂŒhrten Debatte mahnte Schleweis in einer DSGV-Mitgliederversammlung am 7. Dezember, rechtzeitig „Klarheit zu schaffen und HandlungsfĂ€higkeit unter Beweis zu stellen“. Die notwendigen Entscheidungen mĂŒssten so bald getroffen werden, „dass möglichst wenig schĂ€dliche Spekulationen entstehen“. Am kommenden Montag nun könnte eine Vorentscheidung fallen.

KĂŒr des Favoriten

Die Spitzen der bundesweit elf regionalen SparkassenverbĂ€nde kommen in Berlin zusammen mit dem Ziel, ihren Kandidaten oder ihre Kandidatin fĂŒr die Wahl in der nĂ€chsten Mitgliederversammlung zu kĂŒren. Die Entscheidung, die die Verbandsvorsteher in geheimer Abstimmung treffen, hat Gewicht: Denn von den 21 Stimmberechtigten in der spĂ€teren Mitgliederversammlung entfallen elf auf die VerbĂ€nde, sieben auf die Landesbanken und drei auf die kommunalen SpitzenverbĂ€nde. Der Kandidat oder die Kandidatin, auf die sich die RegionalverbĂ€nde verstĂ€ndigen können, hat folglich gute Chancen, in der Mitgliederversammlung auf den DSGV-PrĂ€sidentenposten gewĂ€hlt zu werden.

Kampfkandidaturen gab es in der bundesdeutschen Geschichte des DSGV als eingetragenem Verein seit 1953 bis dato nur einmal, Ende der 1990er Jahre. Überraschende Wendungen kamen auch vor, so 2011, als der damalige westfĂ€lisch-lippische SparkassenprĂ€sident Rolf Gerlach keine Mehrheit im Sparkassenlager fand und kurzfristig der bayerische Finanzminister Georg Fahrenschon auf den Schild gehoben wurde. Ansonsten gelang es in den DSGV-Gremien, in erster Linie im PrĂ€sidialausschuss, sich im Vorfeld der entscheidenden Abstimmung auf einen mehrheitsfĂ€higen Kandidaten zu verstĂ€ndigen.

Divergierende Interessen kamen gleichwohl hĂ€ufig zum Vorschein, so auch im aktuellen Verfahren. FĂŒhrende Vertreter der kommunalen SpitzenverbĂ€nde ließen in den vergangenen Wochen ihre PrĂ€ferenz deutlich erkennen, indem sie sich ungeachtet des Alters des DSGV-PrĂ€sidenten fĂŒr eine zumindest temporĂ€re VerlĂ€ngerung der Amtszeit von Schleweis aussprachen, sollte dieser dazu bereit sein. Auch wurde Offenheit fĂŒr externe Kandidaten angemahnt. Doch zeigt man sich im Sparkassenlager kurz vor dem Wochenende zuversichtlich, dass beim anstehenden Treffen der VerbandsprĂ€sidenten in einem Wahlgang eine Person aus den regionalen Sparkassenreihen fĂŒr den DSGV-PrĂ€sidentenposten gefunden wird. „Ich gehe davon aus, dass die Gruppe der Verbandsvorsteher sich am Montag auf einen Kandidaten oder eine Kandidatin verstĂ€ndigt“, so ein fĂŒhrender Vertreter aus dem Lager.

Reuter oder Buchholz?

Zur Abstimmung stehen Ulrich Reuter, langjĂ€hriger Landrat im Landkreis Aschaffenburg und seit Anfang 2021 PrĂ€sident des Sparkassenverbandes Bayern, sowie Liane Buchholz, seit 2017 an der Spitze des westfĂ€lisch-lippischen Sparkassenverbandes. Über die Chancen der beiden Bewerber war in den vergangenen Wochen wiederholt spekuliert worden.

Über Reuter etwa hieß es mit Blick auf dessen Perspektiven, der 60-JĂ€hrige sei nicht wesentlich jĂŒnger als der amtierende DSGV-PrĂ€sident und nach erst zwei Jahren im Amt des bayerischen SparkassenprĂ€sidenten von vielen Mitgliedern der Sparkassenorganisation infolge der pandemiebedingten BeschrĂ€nkungen noch nicht vollumfĂ€nglich einzuschĂ€tzen. Buchholz wiederum habe zu viele in der Organisation schon vor den Kopf gestoßen, Diplomatie sei nicht die StĂ€rke der 57-JĂ€hrigen. Sondierungen innerhalb der Gruppe hĂ€tten gezeigt, dass sie nicht mehrheitsfĂ€hig sei. Dabei wĂ€re die gebĂŒrtige ThĂŒringerin nach acht PrĂ€sidenten seit 1953 die erste Frau an der Spitze des DSGV, sollte sie die Verbandsvorsteherkonferenz am Montag zur Kandidatin kĂŒren und die Mitgliederversammlung sie fĂŒr den Spitzenposten vorsehen.

Votum vor Sparkassentag

Ein Termin fĂŒr die Mitgliederversammlung steht dem Vernehmen nach bislang noch nicht fest. Als Ziel gilt im Lager, die Personalie vor dem 27. Deutschen Sparkassentag Ende Mai in Hannover zu klĂ€ren. Ansonsten wĂŒrde die Veranstaltung von einer Personaldebatte dominiert, so die BefĂŒrchtung. Ein Sparkassenvertreter meinte, es sei davon auszugehen, dass nach der „Kakofonie“ der vergangenen Wochen der Wahlvorgang „auf jeden Fall vor dem Sparkassentag erledigt“ sein werde. Dann sei auch die Übergangszeit bis zum Antritt des nĂ€chsten PrĂ€sidenten noch lang genug.

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