Vonovia stoppt alle Neubaustarts für 2023
hek Frankfurt –
Der Wohnungskonzern Vonovia zieht wegen der steigenden Baukosten und Zinsen die Reißleine und stoppt alle für 2023 vorgesehenen Neubauvorhaben. „Wir werden in diesem Jahr keinen Beginn von Neubauprojekten haben. Die Inflation und die Zinsen sind enorm gestiegen und davor können wir nicht die Augen verschließen“, sagt der für das Developmentgeschäft zuständige Vonovia-Vorstand Daniel Riedl der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“. Baustarts in Berlin und Dresden seien bereits nach hinten verschoben worden.
„Bei Objekten, die wir früher für 12 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter anbieten konnten, müssten wir jetzt eher Richtung 20 Euro gehen, um unsere Kosten von 5000 Euro pro Quadratmeter hereinzuholen“, sagt Riedl. Das sei aber völlig unrealistisch. „Diese Mieten kann man vielleicht im Stadtzentrum von München oder Frankfurt verlangen, aber nicht in einer normalen Großstadt.“
Solche Mieten könnten sich viele Menschen nicht leisten: „Wir brauchen auch Wohnungen, die 8 oder 9 Euro Miete pro Quadratmeter kosten.“ Deshalb sei ein Eingriff des Staates nötig, um weiterhin Neubau wirtschaftlich realisieren zu können. Die Baukosten seien im vergangenen Jahr um mehr als 16 % gestiegen, so Riedl. Vonovia müsse abwarten, bis Kapital wieder zu akzeptabler Verzinsung zur Verfügung stehe oder die entsprechende Förderung bauen ermögliche.
Die Äußerungen Riedls liegen auf der Linie der früheren Ankündigungen des Wohnungskonzerns, sind aber prononcierter als bisher. Bereits Anfang November hatte Vorstandschef Rolf Buch klargestellt, dass Neubau zu vertretbaren Konditionen nicht mehr möglich sei. Damals gab Deutschlands größter Vermieter eine Kürzung des Neubaubudgets für 2022 auf 500 Mill. Euro und eine weitere Absenkung im Jahr 2023 bekannt.
Nach Angaben einer Firmensprecherin bleibt es bei dem geplanten Neubaubudget für 2023 von 350 Mill. Euro. Begonnene Projekte will Vonovia nämlich fertigstellen.
Konkurrenten wie LEG Immobilien haben den Neubau ebenfalls gestoppt. Auch viele Projektentwickler legen ihre Vorhaben aufgrund der starken Verteuerung des Neubaus auf Eis. Diese Entwicklung verschärft in Kombination mit der Zuwanderung den Wohnungsmangel weiter.