Online-Modehändler

Zalando rechnet mit Erholung

Die weitreichende Konsumflaute hat Zalando 2022 einen Ergebniseinbruch beschert. Noch stochert der Dax-Konzern bei dem Versuch einer kurzfristigen Vorhersage des Shoppingverhaltens seiner Kunden zwar im Nebel. Langfristig rechnet er sich beim Bruttowarenvolumen jedoch wieder zweistellige Wachstumsraten aus.

Zalando rechnet mit Erholung

kro Frankfurt

Der Online-Modehändler Zalando sieht sich nach einer erstmaligen Umsatzstagnation und einem Gewinneinbruch im vergangenen Jahr in einer Phase des Übergangs. „Wie viele andere Player ist es für uns derzeit eher schwierig vorherzusagen, wie sich die allgemeine makroökonomische Situation und die Verbraucherstimmung entwickeln werden“, sagte Sandra Dembeck, die seit einem Jahr amtierende Finanzchefin des Berliner Dax-Konzerns, bei einer Pressekonferenz zur Vorstellung der Geschäftszahlen aus dem Jahr 2022.

Noch sei die Nachfrage auf jeden Fall gedämpft, weswegen der Konzern für das erste Quartal eher geringfügige Erwartungen an das Wachstum hat. Auch mit Blick auf die Profitabilität sei kurzfristig noch nicht mit bedeutenden Sprüngen zu rechnen. „In der Branche sind die Warenlager noch immer überfüllt“, führte Dembeck aus. Dadurch würden die Händler auch weiterhin versuchen, ihre Waren zu günstigeren Preisen loszuschlagen. Aus Sicht der CFO dürfte sich dieses Phänomen noch bis in den Frühling oder den Sommer hinziehen.

Im vergangenen Jahr war das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern im Zuge einer branchenweit nachlassenden Nachfrage um gut 60 % auf knapp 185 Mill. Euro eingebrochen. Die Marge sank von 4,5 % auf 1,8 %. Um dem Gewinnschwund einzudämmen, hatte Zalando unter anderem einen Mindestbestellwert in allen 25 Märkten eingeführt, die Marketingkosten heruntergefahren, eigene Lagerbestände reduziert und zuletzt auch einen Abbau von „mehreren Hundert“ Stellen angekündigt.

In der zweiten Hälfte des Jahres hätten sich die Maßnahmen bereits klar ausgezahlt, sagte Co-Chef Robert Gentz. Für 2023 rechnet das Zalando-Management nun wieder mit einer deutlichen Steigerung beim Ergebnis von etwa 51 % bis 89 %, also auf 280 bis 350 Mill. Euro − eine aus Sicht von Analysten recht breite Spanne. Der Umsatz dürfte sich zudem erneut moderat entwickeln und maximal um 4 % zulegen. Im schlechtesten Fall sei sogar mit einem Minus von 1 % zu rechnen. Beim Bruttowarenvolumen, also dem Wert aller Waren, die nach Stornierungen und Retouren verkauft wurden, rechnet Zalando mit einem Zuwachs von 1 % bis 7 %, nach 3 % im Jahr 2022. „Mittelfristig haben wir hier das klare Ziel, wieder zu zweistelligen Wachstumsraten zurückzukehren“, sagte Gentz. Das mittelfristige Ziel einer bereinigten Ebit-Marge von 3 bis 6 % bestätigte der Co-CEO zudem und erklärte zugleich, hier bis 2025 das obere Ende anzupeilen.

Insgesamt sehe er für Zalando noch „massives Potenzial“ im europäischen Modemarkt, der in den kommenden Jahren auf 450 Mrd. Euro geschätzt wird. Längerfristig wolle man denn auch 10 % dieses Marktes bedienen, in dem aus Sicht von Gentz bei der Online-Durchdringung des Mode-Einzelhandels noch viel Luft nach oben ist. So werde in den USA oder China schon viel mehr online geshoppt als noch in Europa.

Die aufstrebenden Ultra-Fast-Fashion-Anbieter aus China wie Shein oder neuerdings Temu betrachtet der Konzern zudem nicht als Konkurrenz. „Unser Angebot ist ein anderes“, sagte der zweite Co-Chef David Schneider. Die Berliner würden demnach nicht versuchen, ihr Wachstum durch billigste Preise anzukurbeln, sondern etwa durch enge Partnerschaften mit Marken und ein starkes Kundenengagement.

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