Zinsanstieg entlastet Pensionsverpflichtungen
swa Frankfurt
Zinswende und volatile Kapitalmärkte fordern Unternehmen in der betrieblichen Altersvorsorge heraus. Der Ausfinanzierungsgrad erreicht im Dax gleichwohl einen neuen Höchststand von 80 %. Das geht aus einer Analyse der Unternehmensberatung WTW hervor. Aus Sicht der Berater zeigt dieses Ergebnis, dass Unternehmen ihre Pensionswerke auch in schwierigen Zeiten „robust managen“ konnten, wie Hanne Borst, Leiterin Retirement Deutschland bei WTW, betont.
Der Rechnungszins habe mit 3,74% das höchste Niveau seit fast zehn Jahren erreicht. Das sorgt bei den Dax-Unternehmen in den Pensionsverpflichtungen für eine Entlastung um mehr als 25%, so dass Ende 2022 in Summe 308 Mrd. Euro gezeigt werden. Das sind gut 100 Mrd. weniger als vor einem Jahr. Mit den Turbulenzen an den Aktien- und Anleihemärkten schrumpften auch die für die Pensionszahlungen reservierten Planvermögen um fast 18% auf 245 Mrd. Euro. Da hier der Wertverlust geringer ausfällt als in den Pensionsverpflichtungen, erhöht sich der Ausfinanzierungsgrad.
Inflation treibt Renten
In der Auszahlung von Betriebsrenten bekommen die Unternehmen gegenwärtig inflationsbedingte Effekte zu spüren. In den regelmäßigen Anpassungen ist in der Regel ein Anstieg der Verbraucherpreise zu berücksichtigen. WTW schätzt die Mehrbelastung aus dem Effekt 2022 auf 110 Mill. Euro und erwartet höhere Beträge von 400 Mill. bis 500 Mill. Euro an Rentenanpassungen im laufenden Jahr.
Für die zukünftige Entwicklung rechnen die Berater nicht mit einschneidenden inflationsbedingten Anpassungen. „Abgesehen von den Rentensteigerungen wirkt sich die aktuell hohe Inflation auf die Pensionsverpflichtungen insgesamt eher moderat aus, weil die Trendannahmen für die Entwicklungen von Renten und Gehältern langfristig gewählt sind“ sagt Borst. Typischerweise werde hier ein Zeithorizont von 15 Jahren angesetzt. Mittelfristig gehe man von einem deutlichen Rückgang der Inflation aus. Daher seien die Erwartungen für die künftigen Rentensteigerungen im Mittel lediglich um 40 Basispunkte auf 2,15% angehoben worden.
Volkswagen vorn
In der Einzelbetrachtung weist Volkswagen Ende 2022 mit 42,2 Mrd. Euro die höchste Pensionsverpflichtung aus – das sind laut WTW 7% der Bilanzsumme, womit der Automobilkonzern im Durchschnitt der Dax-Unternehmen liege. Siemens kommt mit Verpflichtungen von 27,9 Mrd. auf 18% der Bilanzsumme, bei BASF sind es mit 21,7 Mrd. Euro sogar 26% des Gesamtvermögens. Allianz zeigt 21,3 Mrd., was nur 2% ausmacht, bei Mercedes-Benz sind es 20,8 Mrd. Euro und 8%.
Das reservierte Planvermögen beläuft sich laut WTW im Kreis der Dax-Unternehmen im Schnitt auf 6% der Bilanzsumme. Das höchste Planvermögen zeigt Siemens mit 26,5 Mrd. Euro oder 18% der Bilanzsumme. Mercedes-Benz folgt in der Summe mit 20,5 Mrd. und 8% auf Platz 2 vor BASF mit 20,1 Mrd. und 24% des Gesamtvermögens.
Einige Unternehmen haben auch 2022 trotz des schwierigen Umfelds ihre Pensionswerke unterfüttert. Insgesamt haben die Dax-Konzerne ihren Pensionsvermögen 6,7 Mrd. Euro zugeführt nach 9,0 Mrd. im Turnus 2021. Dabei fällt der Großteil der Dotierungen auf fünf Konzerne. Mercedes-Benz und Munich Re haben 1,4 bzw. 1,2 Mrd. Euro eingespeist, Volkswagen folgt mit 0,9 Mrd. Euro, Allianz führt 700 Mill. zu und Airbus 600 Mill. Euro.