Abwärtsrisiken für US-Wirtschaft steigen

IWF senkt Wachstumsprognosen - Länderbericht hebt strukturelle Probleme hervor

Abwärtsrisiken für US-Wirtschaft steigen

det Washington – Trotz der steten, seit sieben Jahren andauernden Erholung, die von der ultralockeren Geldpolitik der Fed gestützt wird, sind nach Ansicht des Internationalen Währungsfonds (IWF) die Abwärtsrisiken für die US-Wirtschaft weiter gestiegen. Zunehmende Volatilität an den Finanzmärkten könnte das Wachstum ebenso abwürgen wie weiteres Aufwertungspotenzial beim Dollar, der vor allem als Folge des Brexit wieder zulegen könnte. Positiv könnten sich aber demnächst die niedrigen Ölpreise auswirken, die mit Verspätung auf den Privatkonsum durchschlagen dürften.Der aktuelle jährliche Länderbericht (Artikel IV) des IWF zeichnet ein pessimistischeres Szenario als im vergangenen Sommer. So wurde die Wachstumsprognose fürs laufende Jahr um 0,8 Prozentpunkte nach unten korrigiert. Demnach soll die Wirtschaftsleistung 2016 um 2,2 % und kommendes Jahr um 2,5 % zunehmen. Für die darauffolgenden Jahre prognostiziert der Währungsfonds einen kontinuierlichen Rückgang (siehe Grafik). Die Arbeitslosenquote wird sich bei leicht steigender Tendenz bei knapp 5 % stabilisieren, während die Kernrate der Inflation ab 2017 das Inflationsziel der Fed leicht überschreiten dürfte.Deutlicher als in der Vergangenheit hebt der IWF die Bedeutung struktureller Probleme hervor, die auf der Produktivität lasten und somit einen wachstumshemmenden Effekt entfalten. Dazu zählen die modernisierungsbedürftige Infrastruktur sowie eine alternde Bevölkerung und die nach wie vor niedrige Partizipationsrate am Arbeitsmarkt. Verstärkt werden die Effekte durch das immer größere Einkommensgefälle. Folgen könnten geringeres Wachstum und Potenzialwachstum, weiter steigende Armut und die fortgesetzte Erosion der Mittelklasse sein.Dass die Wirtschaft angesichts dieser Herausforderungen trotzdem weiter expandiert, rechnet der Währungsfonds unter anderem der Notenbank an, die an der lockeren Geldpolitik festhalten und eine “datenabhängige, graduelle Normalisierung” anstreben sollte. Während einige Mitglieder des Fed-Vorstands die Gefahr eines vorübergehenden Überschießens des Inflationsziels herunterspielen, meinen andere, dass dies zu Lasten der Glaubwürdigkeit der Geldpolitik gehen könne. Positiv hervorgehoben wurde vom IWF zudem die wachstumsfördernde Fiskalpolitik, die sich auch eigne, um die Erholung am Jobmarkt weiter zu stützen.Gerade angesichts demografischer Veränderungen und der zunehmenden Beanspruchung gesetzlicher Ausgabenprogramme sollten Politiker gleichwohl einen mittelfristigen Konsolidierungsplan zimmern, der die Tragfähigkeit der steigenden Staatsverschuldung sicherstellt. Um strukturelle Probleme anzupacken, fordert der Währungsfonds verstärkte Infrastrukturinvestitionen sowie eine Reform der gesetzlichen Rentenversicherung und des staatlichen Gesundheitssystems. Auch müssten Steuererleichterungen vor allem ärmere Haushalte entlasten, die Einwanderungsreform müsse darauf abzielen, vorwiegend qualifizierte Fachkräfte in den Arbeitsmarkt zu integrieren.—– Wertberichtigt Seite 8