Allianz zeichnet gemischtes Bild von Eurozone

Euro-Monitor hat 2018 wohl Höchststand erreicht - Große Euro-Länder hinken hinterher

Allianz zeichnet gemischtes Bild von Eurozone

jw Frankfurt – Ein gutes Jahrzehnt nach Beginn der Finanzkrise ist die Eurozone nach Einschätzung der Allianz wieder gut in Form, weist aber auch Schwachstellen auf. Das geht aus dem diesjährigen Euro-Monitor der Allianz hervor, in dem die Ökonomen alljährlich anhand von vier Kategorien (Solidität der Staatsfinanzen, Wettbewerbsfähigkeit, Beschäftigung und Produktivität sowie Außen- und Privatverschuldung) und 20 Einzelindikatoren den Zustand der Euro-Volkswirtschaften messen. Mit 6,8 Punkten (auf einer Skala von 1 bis 10) verharrt der Euro Monitor 2018 auf dem hohen Wert des Vorjahres, dem besten seit 2001.”Die Arbeitslosigkeit ist spürbar zurückgegangen, die Zahlungsbilanz weist einen robusten Überschuss aus und zum ersten Mal konnten 2018 alle Länder der Eurozone das Haushaltsdefizit unter der 3-Prozent-Marke halten”, kommentiert Allianz-Chefvolkswirt Michael Heise. Der Ökonom warnt aber auch, dass der Index 2018 wahrscheinlich seinen Höchststand erreicht hat, da sowohl der konjunkturelle Rückenwind als auch die Reformdynamik in den großen Euroländern nachlasse. Deutschland, das 2018 erneut Klassenbester der Eurozone ist, droht aber 2019 seinen Spitzenplatz zu verlieren.Es sind vor allem die vier großen Euro-Länder: Italien, Frankreich, Spanien und Deutschland, die den Experten Anlass zur Sorge geben. Bei ihnen lasse das Reformmomentum nach, worunter insbesondere die Wettbewerbsfähigkeit leide. Frankreich und Italien seien seit 2016 erneut die Schlusslichter.In Deutschland habe sich 2018 vor allem das schwache Exportwachstum und das geringe Produktivitätswachstum bemerkbar gemacht. “Kommt es nicht zu einem Umdenken in der Wirtschaftspolitik, mit verbesserter Investitions- und Innovationspolitik, wird Deutschland 2019 nicht mehr EWU-Klassenbester sein”, argumentiert Heise. Die Politik habe das Geld in die falschen Bereiche gesteckt. Viel Lob gibt es von den Experten der Allianz hingegen für die früheren Krisenländer Irland, Portugal, Zypern und Griechenland, die Strukturreformen gut umgesetzt hätten. “Die Aussichten für zukünftige Rating-Verbesserungen sind generell eher düster”, meint Katharina Utermöhl, Senior Economist Europe. Zum einen verschwinde mit der Abschwächung des Wirtschaftswachstums der konjunkturelle Rückenwind. Zum anderen habe die Reformdynamik der Eurozone ihren Höhepunkt bereits überschritten. Die steigende politische Unsicherheit könnte Maßnahmen zugunsten ökonomischer Konvergenz und Haushaltsdisziplin sogar noch weiter untergraben.