Ankara will Märkte beruhigen
In einer Telefonkonferenz mit Investoren versuchte der türkische Finanzminister Berat Albayrak die Märkte zu beruhigen und erteilte Kapitalkontrollen eine Absage. Die Lira erholte sich zunächst. Bis US-Finanzminister Steven Mnuchin mit weiteren Sanktionen wegen des Streits um einen US-Pastor drohte.arp/BZ Istanbul/Frankfurt – Die türkische Regierung bemüht sich in der Währungskrise um Schadensbegrenzung an den Finanzmärkten. In einer mit Spannung erwarteten Telefonkonferenz mit mehreren tausend Investoren und Volkswirten aus Europa, den USA und dem Nahen Osten demonstrierte Finanzminister Berat Albayrak, der Schwiegersohn von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan, am Donnerstag Zuversicht und Gelassenheit. Albayrak gelang es tatsächlich, die Märkte kurzfristig zu beruhigen. Seine Aussagen stützten die türkische Währung: Sie stieg zum Dollar um bis zu 5 %. Kurz nach der Konferenz drohte Albayraks Counterpart, US-Finanzminister Steven Mnuchin, laut der Nachrichtenagentur Bloomberg der Türkei allerdings mit weiteren Sanktionen, sollte sie den dort unter Hausarrest stehenden US-Pastor Andrew Brunson nicht freilassen. Die Regierung habe weitere Sanktionen vorbereitet, die man verhängen wolle, sollte der Pastor nicht zügig freigelassen werden, sagte Finanzminister Mnuchin demnach am Donnerstag bei einer Kabinettssitzung im Weißen Haus. Präsident Donald Trump erklärte, die Türkei habe sich nicht als “guter Freund” der USA erwiesen. Die Krise zwischen den beiden Nato-Partnern dürfte sich dadurch weiter verschärfen. Binnen weniger Minuten gab die Lira gegenüber dem Dollar wieder um rund 3 % nach. Der Streit mit den USA wie auch Zweifel über die Unabhängigkeit der türkischen Notenbank lasten seit Wochen auf der Lira, die seit Jahresfrist gegenüber Dollar und Euro fast die Hälfte ihres Wertes verloren hat. Zeitweise mussten in dieser Woche mehr als 7 Lira für einen Dollar gezahlt werden. In der Telefonkonferenz übte sich Albayrak in Optimismus: Sein Land werde gestärkt aus der Krise hervorgehen. Der Bankensektor sei gesund und komme mit den aktuellen Schwankungen zurecht. Die Regierung würde aber nicht zögern, der Branche unter die Arme zu greifen. Jedoch habe man nicht vor, Hilfen des Internationalen Währungsfonds (IWF) anzunehmen.Albayrak erklärte, man habe es mit Marktanomalien zu tun. Die Türkei sei sich der Herausforderungen bewusst. Die Inflation von mehr als 15 % zu drücken, habe für ihn höchste Priorität. Nötig sei ein ausgewogenes und koordiniertes Vorgehen in der Geld- und Fiskalpolitik. Kapitalkontrollen würden niemals auf der Agenda stehen. Es habe aber auch zuletzt keine größeren Abflüsse bei Bankguthaben gegeben, versicherte er laut Teilnehmern der Konferenz, über die die Regierung in Ankara offiziell nichts verlauten ließ.Das Land werde seine Haushaltsziele durch eine straffere Ausgabenpolitik erreichen, sagte Albayrak weiter. Der Fokus liege zudem darauf, ausländische Direktinvestitionen ins Land zu holen – wie am Mittwoch durch die Zusagen Katars, in der Türkei 15 Mrd. Dollar investieren zu wollen, auch im Banksektor des eurasischen Landes. Zum Streit mit den USA sagte er, weltweit seien viele Staaten mit amerikanischen Sanktionen konfrontiert. Die Antwort darauf sollten koordinierte Schritte sein. Die Türkei werde durch diese Phase zusammen mit anderen Ländern wie Deutschland, Russland und China navigieren. Der Präsidialamtssprecher ergänzte später, die Krise mit den USA könne der Türkei auch neue Möglichkeiten eröffnen. Sein Land habe in der Weltpolitik und bei Energiefragen Alternativen. Albayrak hatte bereits am Dienstag betont, dass eine Vertiefung der Beziehungen zu Europa und eine langfristige Zusammenarbeit die beste Antwort auf die Bedrohung durch die USA sei.