Arbeit im Euroraum wird deutlich teurer

Kosten klettern in Deutschland besonders kräftig

Arbeit im Euroraum wird deutlich teurer

ast Frankfurt – Die Arbeitskosten im Euroraum sind im zweiten Quartal 2020 gegenüber dem Vorjahresquartal deutlich gestiegen. Im Euroraum nahmen sie um 4,2 %, in der Europäischen Union um 4,1 % zu. Diese Zahlen veröffentlichte das Statistikamt Eurostat am Dienstag. Im Dienstleistungssektor verzeichneten die Statistiker eine Zunahme von 4,4 %, in der Industrie um 3,8 % und im Baugewerbe um 2,8 %. Mit 5,1 % war die Kostenzunahme in Deutschland besonders stark. In Frankreich (2,2 %) und Italien (2,8 %) fiel sie etwas milder aus.Grund zur Sorge ist das aber wohl nicht. Steigen die Arbeitskosten, hat das unter gewöhnlichen Umständen oft direkten Einfluss auf die Beschäftigung. Ist der Anstieg der Arbeitskosten höher als die Zunahme der Arbeitsproduktivität, führt das in Unternehmen oft zu Rationalisierungsmaßnahmen, das heißt, Stellen brechen weg.Der aktuelle Kostenzuwachs ist den Statistikern von Eurostat zufolge jedoch auf die Corona-Pandemie zurückzuführen. Gerade im zweiten Quartal galten in den meisten EU-Ländern strikte Beschränkungen zur Eindämmung der Pandemie. Die temporär geschlossenen Geschäfte und Produktionsstandorte sorgten insgesamt für weniger Arbeitsstunden. Dass die Kosten nun stiegen, deutet darauf hin, dass der Rückgang der geleisteten Stunden nicht mit einem Rückgang der Löhne im selben Ausmaß einherging. Das wiederum ist zunächst eine positive Nachricht für die Arbeitnehmer. Für die Unternehmen wurde die verteuerte Arbeit pro Stunde teilweise durch Steuererleichterungen und Subventionen der jeweiligen Regierung kompensiert. Die Lohnnebenkosten stiegen nur vergleichsweise moderat. So konnten die von der Krise betroffenen Unternehmen entlastet werden. Weniger offene StellenDie Quote der offenen Stellen ist – ebenfalls durch die Coronakrise bedingt – zurückgegangen. Sie sank gegenüber dem Vorjahresquartal von 2,3 % auf 1,6 %. Die relativ meisten freien Arbeitsplätze gibt es Eurostat zufolge in Tschechien, Belgien und Österreich. Deutschland verzeichnete den zweitstärksten Rückgang gegenüber dem Vorjahresquartal. Die Quote der offenen Stellen liegt hier bei 2,1 %. Die Unternehmen sind in der aktuellen Krise weniger bereit, neue Mitarbeiter anzuheuern oder neue Stellen zu schaffen. Daher verringert sich die Quote. Für das dritte und vierte Quartal dürfte sie allerdings wieder etwas steigen, da sich die Euro-Wirtschaft erholt.