Arbeitgeber nehmen Zeitdruck von IG Metall

Längere Frist für Tarifforderungen gewährt

Arbeitgeber nehmen Zeitdruck von IG Metall

arp Frankfurt – Die Gespräche zwischen der IG Metall und dem Arbeitgeberverband Gesamtmetall über neue Wege in der anstehenden Lohnrunde in der Metall- und Elektroindustrie sind auf dem Weg. Um die Verhandlungen nicht unter Zeitdruck zu führen, haben die Arbeitgeber am Mittwoch erklärt, auf die vereinbarte Frist zu verzichten, bis zu der die IG Metall ihre Forderungen vorlegen muss. Das wäre am 3. März gewesen. Stattdessen haben die Arbeitnehmervertreter dafür nun bis zum 21. April Zeit – wenige Tage vor Ende der Friedenspflicht.Der Erste Vorsitzende der IG Metall, Jörg Hofmann, will in der anstehenden Tarifrunde für die rund vier Millionen Beschäftigten in der deutschen Metall- und Elektroindustrie neue Wege gehen. Statt eine konkrete Lohnforderung aufzustellen, will die Gewerkschaft mit den Arbeitgebern ein Zukunftspaket aushandeln. In dessen Mittelpunkt sollen Qualifizierung von Mitarbeitern ebenso wie Beschäftigungssicherung stehen. Dafür verlangte die IG Metall von den Arbeitgebern, auf Personalabbau, Standortschließungen oder Verlagerungen zu verzichten. Dies haben die Arbeitgeber zwar abgelehnt, die Gewerkschaft hat dennoch in Gespräche zu Zukunftstarifverträgen eingewilligt.Die Rezession des verarbeitenden Gewerbes und insbesondere des Automobilsektors und seiner Zulieferer hinterlässt bereits Spuren im ansonsten noch recht robusten deutschen Arbeitsmarkt. Hauptsächlich betroffen sind die Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie im Süden, die zudem die Transformation vom Verbrennungsmotor hin zur Elektromobilität stemmen müssen. Aber auch in Nordrhein-Westfalen hängen noch viele Arbeitsplätze, gerade auch in der Zulieferindustrie, am Verbrennungsmotor.Zuletzt hatte die IG Metall 2010 nach der Finanzkrise, die sich dann auf die Realwirtschaft übertrug, auf eine konkrete Gehaltsforderung verzichtet. In der zurückliegenden Tarifrunde ging es noch ums Geld. Laut Daten im tarifpolitischen Jahresbericht des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung war es die Metall- und Elektroindustrie, in der die Beschäftigten im vergangenen Jahr ein mit nominal 4,1 % besonders starkes Lohnplus verbuchen konnten. Ins Gewicht fiel laut dem WSI hierbei vor allem das im Tarifabschluss von 2018 vereinbarte “tarifvertragliche Zusatzentgelt” in Höhe von 27,5 % eines Monatsentgelts, das 2019 erstmals ausbezahlt wird. Hohe Zuwächse gab es im zurückliegenden Jahr aber auch in der Eisen- und Stahlindustrie mit 3,9 %, beim öffentlichen Dienst der Länder mit 3,6 % und im Bereich Gartenbau, Land- und Forstwirtschaft mit 3,4 %, so das WSI.Mit Blick auf das laufende Jahr, in dem Tarifverhandlungen für insgesamt mehr als zehn Millionen Beschäftigte anstehen, spricht das gewerkschaftsnahe Institut von einer “sehr differenzierten Lage auf dem Arbeitsmarkt” und “unsichereren ökonomischen Rahmenbedingungen”. Gleichwohl hält das gewerkschaftsnahe Institut weitere Lohnsteigerungen für möglich. So herrsche im Sozial- und Gesundheitswesen, aber auch in klassischen Niedriglohnbranchen wie der Landwirtschaft, dem Bäcker- und Friseurhandwerk oder dem Hotel- und Gaststättengewerbe Arbeitskräftemangel, “was den Spielraum für erhebliche Lohnerhöhungen vergrößert”.