Coronafolgen

Arbeitslosigkeit steigt deutlich

Die Bundesagentur für Arbeit zählt fast 3 Millionen Arbeitslose. Experten rechnen aber mit einer Erholung noch in diesem Jahr.

Arbeitslosigkeit steigt deutlich

ast Frankfurt

 Die Arbeitslosigkeit in Deutschland hat im Januar deutlich zugelegt. Das zeigen die aktuellen Daten der Bundesagentur für Arbeit (BA), die am Freitag veröffentlicht wurden. Demnach liegt die Zahl der Arbeitslosen – auch bedingt durch die Winterpause – mit 2901000 um 193000 höher als im Vormonat. BA-Chef Detlef Scheele gibt sich dennoch optimistisch: „Der Arbeitsmarkt zeigte sich im Januar alles in allem weiter in einer robusten Verfassung.“ Die Zahl der Langzeitarbeitslosen werde allerdings im Februar erstmals seit fünf Jahren die Schwelle von einer Million überschreiten, stellte Scheele in Aussicht.

Das liegt der Bundesagentur für Arbeit zufolge jedoch nicht nur an den wirtschaftlichen Einschränkungen durch die Corona-Pandemie, sondern ist auch dem Strukturwandel in einigen Branchen wie etwa der Automobilbranche geschuldet. Hier steige die Arbeitslosigkeit insbesondere unter Hilfskräften. Geringqualifizierte hätten es ohnehin schwerer, einen neuen Arbeitsplatz zu finden.

Von den 193000 Menschen, die von Dezember 2020 auf Januar 2021 zusätzlich arbeitslos geworden seien, gingen 60000 zu Lasten der Langzeitarbeitslosen. „Das ist ein enormer Anstieg“, sagte Scheele. „Wir waren weit gekommen, wir waren unter 700000“, betonte er: „Dass das, was wir erreicht hatten, jetzt wie Schnee in der Sonne wegschmilzt, das ist schon bitter, das muss man eindeutig sagen“, beklagte Scheele.

Die Zahl der Kurzarbeiter stieg auch im Januar aufgrund des verlängerten Lockdowns weiter an. Im November wurde 2,26 Millionen Arbeitnehmern konjunkturelles Kurzarbeitergeld gezahlt. „Aktuell dürften es nach unserer Schätzung auf der Basis der seitdem bei der BA eingegangenen Anzeigen von ge­planter Kurzarbeit eher 3 Millionen sein“, sagte Eckart Tuchtfeld, Arbeitsmarktexperte der Commerzbank. Saisonbereinigt stehe zwar ein Rückgang der Arbeitslosigkeit um 40000 und ein Anstieg der Erwerbstätigkeit von 10000 zu Buche, so Tuchtfeld. Er führt diese relative Stabilität jedoch auf die Stützungsmaßnahmen zurück.

Nachfrage bleibt niedrig

Auch hat sich die Arbeitskräftenachfrage bislang nicht erholt. Im Januar waren 566000 Arbeitsstellen gemeldet, 102000 weniger als im Vorjahr. Saisonbereinigt hat sich der Bestand der gemeldeten Arbeitsstellen um 1000 erhöht. Der Stellenindex BA-X der Behörde liegt mit 98 Zählern noch 19 Punkte unter dem Vorkrisenniveau.  Die Unternehmen zeigen sich nach wie vor zurückhaltend bei der Ausschreibung neuer Stellen und bei der Nachbesetzung von Stellen. Auch wechseln Arbeitnehmer in Krisenzeiten seltener ihren Arbeitsplatz. Angespannt bleibt die Lage auch am Ausbildungsmarkt. Pandemiebedingt unterschreitet die Zahl der Ausbildungsstellen den Vorjahreswert um 8%.

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