Arbeitslosigkeit wird flächendeckend steigen
Arbeitslosigkeit steigt in allen Bundesländern
IAB erwartet teils auch Beschäftigungszuwächse − Bessere Aussichten weiterhin im Süden
ba Frankfurt
Die Arbeitslosigkeit wird wegen der Konjunkturflaute in diesem Jahr in sämtlichen Bundesländern steigen. Laut einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) wird zudem die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung nicht mehr überall zunehmen. In kreisfreien Großstädten dürften dabei Beschäftigung und Arbeitslosigkeit am stärksten zulegen, erwarten die Forscher.
Arbeitslose bleiben es länger
Der Wirtschaftsabschwung des vergangenen Jahres dämpft auch 2024 die Arbeitsmarktentwicklung. Trotz der hohen Arbeitskräftenachfrage dürfte die Beschäftigung mit 0,7% „vergleichsweise schwach“ zunehmen. Die Zahl der Arbeitslosigkeit dürfte der Prognose zufolge um 4,5% auf rund 2,73 Millionen steigen, wodurch die Arbeitslosenquote um 0,2 Prozentpunkte auf 5,9% klettern würde. Das IAB erwartet für Ostdeutschland mit 4,9% eine etwas stärkere Zunahme der Arbeitslosigkeit als für Westdeutschland mit 4,4%. Ursächlich für die steigende Arbeitslosigkeit seien allerdings weniger höhere Zugänge, sondern ein längerer Verbleib. „Die Jobchancen von Arbeitslosen sind weiterhin schlechter als vor Beginn der Covid-19-Pandemie, was sich in höheren Anteilen Langzeitarbeitsloser und niedrig qualifizierter Arbeitsloser zeigt“, heißt es in der Studie.
Hamburg an der Spitze
Wegen der Unterschiede in der Wirtschaftsstruktur und der Demografie entwickeln sich die regionalen Arbeitsmärkte unterschiedlich. In diesem Jahr etwa, so erwartet das IAB, dürfte die Beschäftigung in kreisfreien Großstädten stärker steigen als in städtischen und ländlichen Kreisen. Eine Rückkehr zu einer Beschäftigungszunahme wie vor der Covid-19-Pandemie oder vor dem Ukraine-Krieg bleibt den Prognosen zufolge in allen Siedlungsstrukturtypen aus. Hamburg dürfte mit 1,5% das höchste relative Beschäftigungsplus aller Bundesländer erzielen, gefolgt von Berlin (1,2%) und Bayern (1,0%). Die größten Beschäftigungsrückgänge erwartet das IAB für Thüringen (−0,4%) und Mecklenburg-Vorpommern (−0,3%).
Gefälle bleibt erhalten
Die Zunahme der Arbeitslosigkeit bewegt sich der Prognose zufolge zwischen 3,9% in ländlichen Kreisen mit Verdichtungsansätzen − die sich häufig in Ost- und Norddeutschland sowie in Bayern finden − und 4,6% in kreisfreien Großstädten und städtischen Kreisen. Letztere liegen primär in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg. Am stärksten steigt die Arbeitslosigkeit in Baden-Württemberg (6,6%), Hamburg (6,1%) und Bayern (5,8%). In Baden-Württemberg (4,1%) und Bayern (3,5%) wird dennoch die Arbeitslosenquote am geringsten bleiben. Das bekannte Gefälle in der Arbeitslosenquote bleibe damit erhalten, heißt es in der Studie. Die höchste Arbeitslosenquote erwartet das IAB für Bremen (11,0%) und Berlin (9,4%).
„Insgesamt hängen die Dynamik und Entwicklung des Arbeitsmarktes im Jahr 2024 entscheidend vom Fortgang der momentan recht unsicheren Wirtschaftsentwicklungen ab“, betont IAB-Forscher Christian Teichert. „Chancen für die regionalen Arbeitsmärkte bieten sich durch sich weiter stabilisierende und wachsende Volkswirtschaften, insbesondere von China und den USA, aber auch eine Lockerung der Zinspolitik der EZB sowie eine Verbesserung der Kaufkraft“, erklärt IAB-Forscherin Anja Rossen. Zu den Risiken zähle eine anhaltend schwache Entwicklung im Bau und im produzierenden Gewerbe.