Arbeitslosigkeit

Arbeitsmarkt in Euroland macht gute Laune

Die europäischen Arbeitsagenturen blicken positiv auf die kommenden Monate. Das Ifo-Institut schlägt zur besseren Teilhabe der Frauen am Arbeitsmarkt ein geändertes Steuermodell vor.

Arbeitsmarkt in Euroland macht gute Laune

ast Frankfurt

Die Zeichen auf dem europäischen Arbeitsmarkt stehen weiter auf Erholung. Das European Labour Market Barometer des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) kletterte im Juni auf den Rekordstand von 105,3 Punkten. Auch in Deutschland erholt sich der Arbeitsmarkt. Um langfristig Stabilität zu erreichen, schlägt das Münchner Ifo-Institut nun vor, die Frauenerwerbstätigkeit stärker zu fördern. So soll auch das wegen der baldigen Verrentung der geburtenstarken Jahrgänge schrumpfende Arbeitskräfteangebot ausgeglichen werden.

„Die europäischen Arbeitsverwaltungen sehen die Arbeitsmärkte ihrer Länder vor einer deutlichen Erholung“, erklärte Enzo Weber, IAB-Forschungsleiter, bei der Vorstellung des Frühindikators. In allen teilnehmenden Euro-Ländern liegen die Werte sowohl für die Entwicklung der Arbeitslosigkeit als auch der Beschäftigung deutlich im positiven Bereich über 100 Punkten.

Bereits am vergangenen Mittwoch veröffentlichte das europäische Statistikamt Eurostat positive Daten für Mai. Demnach fiel die saisonbereinigte Arbeitslosenquote in den Euro-Ländern auf 7,9%. Die Quote in der EU lag bei 7,3%. Frauen sind traditionell häufiger von Arbeitslosigkeit betroffen. Für sie lag die Quote bei 7,6% in der EU, bei den männlichen Erwerbstätigen nur bei 7,0%.

Zwar sind die Arbeitslosenquoten für Männer und Frauen in Deutschland annähernd gleich. Allerdings litten sie einem aktuellen Ifo-Bericht zufolge stärker unter der Coronakrise. Zwei Gründe führen die Autoren an: Zum einen arbeiten Frauen häufiger in Berufen, die besonders stark von der Krise betroffen waren. Zum anderen wurde die Kinderbetreuung während der Schließung von Schulen und Kindertagesstätten überwiegend von den Müttern übernommen. So habe sich die Zahl der durch Frauen geleisteten Arbeitsstunden drastischer reduziert als die der Männer.

Mehr Gleichberechtigung

„Durch eine bessere Kinderbetreuung und den Umbau des Ehegattensplittings sollte die Politik die Frauen- und Müttererwerbstätigkeit fördern“, schreiben die Autoren. So könne der finanzielle Spielraum erhöht und für mehr Gleichberechtigung und Teilhabe auf dem Arbeitsmarkt gesorgt werden. Möglich machen soll das ein gedeckeltes Realsplitting statt des Ehegattensplittings.

Das laufe auf eine Individualbesteuerung mit Unterhaltsabzug statt der gemeinsamen Besteuerung als Familie hinaus. Einer Modellrechnung zufolge würden deutsche Frauen ihre Arbeitsstunden um 25% ausweiten, wenn die Besteuerung geändert würde. In OECD-Ländern, in denen die Individualbesteuerung schon heute gilt, zahlen Zweitverdiener einen Grenzsteuersatz von unter 30%. In Deutschland liegt der Grenzsteuersatz für Zweitverdiener – meist in Teilzeit arbeitende Frauen – in vielen Fällen bei fast 50%.

Eine Reform des Steuermodells reicht den Ifo-Forschern zufolge aber nicht: Parallel müsste auch die Be­treuungssituation enorm verbessert werden. 46,6% der Eltern hätten sich 2019 einen Betreuungsplatz für ihr Kind gewünscht, die Betreuungsquote lag aber nur bei 30%.